Düsseldorf: Ernste Töne beim AWO-Frühlingsempfang
Ein unbeschwerter Frühlingsempfang konnte es am Sonntag (17.3.) im Tanzhaus NRW nicht sein. Dafür sind die weltweiten Ereignisse zu ernst. Der Krieg in der Ukraine dauert bereits über zwei Jahre und am 7. Oktober 2023 ereignete sich der terroristische und menschenverachtende Überfall der radikal-islamischen Hamas auf Israel. Themen, die die AWO-Einladung für die Düsseldorfer Stadtgesellschaft zum Frühlingsempfang beeinflussten „Am 7. Oktober 2023 sind an einem Tag so viele Jüdinnen und Juden getötet worden wie seit der Shoa nicht mehr“, erläuterte der AWO-Kreisvorsitzende Manfred Abels. „Angriffe auf unsere jüdischen Freunde sind Angriffe auf jeden von uns. Die Herausforderungen könnten nur zusammen gemeistert werden. Deshalb ist es schön, dass wir auch mit den anderen Wohlfahrtsverbänden weiter zusammen gewachsen sind“, betonte Abels.
In seinen Grußworte führte Stadtdirektor Burkhard Hintzsche aus: „Antisemitismus ist nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa ein Thema. Als ich 2003 in Düsseldorf angefangen habe, konnte ich mir nicht vorstellen, dass Antisemitismus und Rechtsextremismus kein Randthema mehr sind. Wir müssen zusammen gegen Hetze, Hass, Rechts und Antisemitismus arbeiten“. Dafür steht die AWO mit ihren Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit für Vielfalt und auf dem Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung und auch mit ihren rund 150 Angeboten in Düsseldorf.
Festrednerin war die Antisemitismusbeauftragte des Landes NRW und Bundesjustizministerin a.D., Sabine Leutheuser-Schnarrenberger. „Antisemitismus ist ein Thema inmitten unserer Gesellschaft. Es ist nicht nur in prekären Schichten zu finden, sondern es sind auch Gebildete dabei“, so Leutheuser-Schnarrenberger. „Deshalb wird es der Situation nicht gerecht, wenn wir uns bei der Bekämpfung nur auf einen Bereich fokussieren.“ Der Rechtsextremismus habe zwar ein großes Gewicht, sei aber nicht die einzige gesellschaftliche Strömung, in der es Antisemitismus gebe. Ein Beispiel sei der Kulturbetrieb: „Es braucht Haltung und Gespräche und möglichst viele Multiplikatoren, die wir stärken müssen, um gegen Antisemitismus erfolgreich zu sein. Es gibt Kräfte in unserer Gesellschaft, die den uralten Antisemitismus entgegentreten. Lassen wir den Feinden unserer Gesellschaft, und das sind die Antisemiten, keinen Platz.“ Der lang anhaltende Applaus bewies, dass Leutheuser-Schnarrenberger den Anwesenden aus dem Herzen gesprochen hat.
Aber neben den ernsten Tönen gab es auch andere. Das Trio „Le Lampion sorgte mit französischen Chansons, Tangos und Evergreens für die musikalische Unterhaltung. Auszüge aus seinem Programm „Die ursache liegt in der Zukunft“ präsentierte Kabarettist Jürgen Becker.
Die Floristik Auszubildenden des AWO Berufsbildungszentrum hatten das Tanzhaus frühlingshaft dekoriert und auch für die Gäste kleine Frühlingsgrüße gebunden. Und natürlich wurden die zahlreichen Gäste auch kulinarisch verwöhnt.