Düsseldorf: Modellprojekt gegen Vereinsamung „Gem:einsam“ startet
Die Düsseldorfer*innen werden immer älter und es gibt eine Vielzahl von Menschen, die alleine leben. Das kann zu Vereinsamung führen und dies wurde durch die Corona-Pandemie noch verstärkt. Im Stadtbezirk 6, Rath, Unterrath, Mörsenbroich und Lichtenbroich. soll die Einsamkeit aktiv angegangen werden. Als Kooperation des Düsseldorfer Seniorenrats und der Initiativen „hallo nachbar!“ und „Herzensgespräche“ gab es am Donnerstag (1.10.) den Startschuss für das Projekt „Gem:einsam – ein Projekt gegen Vereinsamung“.
Einsamkeit wurde durch Corona noch verstärkt
Corona hat viele gesellschaftliche Kontakte reduziert und damit machten viele Menschen neue Erfahrungen mit dem Thema Einsamkeit. Einzelne werden so unfreiwillig isoliert, was zu einem Leidensthema werden kann. In der Anonymität der Großstadt Düsseldorf fühlen sich aber auch Alte, Kranke und Behinderte abgehangen von sozialer Teilhabe. Die Initiative „hallo nachbar!“ des gemeinnützigen Vereins vision:teilen und die Initiative Herzensgespräche setzen sich für diese Menschen ein. Bei „hallo nachbar!“ engagieren sich knapp 80 Ehrenamtliche in verschiedenen Stadtteilen. Sie kaufen ehrenamtlich ein, begleiten zum Arzt, hören einfach zu, trinken mal einen Kaffee mit, laden zum gemeinsamen Spaziergang ein, sind Ratgeber, Türöffner oder helfende Hand. Die Initiative Herzensgespräche verbindet Menschen, die sich alleine fühlen und Gesprächspartner suchen, am Telefon miteinander, so dass neue freundschaftliche Kontakte entstehen können.
Der Projektstart mit (v.l.) Bruder Peter Amendt, Bürgereisterin Klaudia Zepuntke, Seniorenrat Dr. hartmut Mühlen, Jessica Ohly, Dagobert Hellebrandt von Herzensgespräche und Maireke Schmale von „hallo nachbar!“
Kooperationen
Beide Initiativen starten nun mit Unterstützung des Seniorenrats das neue Projekt „Gem:einsam“ – ein Projekt gegen Vereinsamung in Rath, Unterrath, Mörsenbroich und Lichtenbroich. In diesen Stadtteilen lebt über die Hälfte der Senioren alleine. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt Nachbarschaften zu stärken und die Selbständigkeit der Senioren und anderen vereinsamten Menschen zu fördern.
Moderne Medien
Ein Hilfsmittel ist dabei die Stärkung der Medienkompetenz. Denn Informationen, Kontakte und auch Hilfen im Alltag können zum Teil durch Digitalisierung vereinfacht werden. Oft ist nicht nur die Technik eine Hemmschwelle, auch Anschaffungskosten und Berührungsängste müssen überwunden werden. Dabei werden die Projektmitarbeiter*innen helfen.
Nachbarschaften stärken
Doch Ziel ist nicht alle Senioren mit einem Tablet oder Smartphone auszustatten. Die Vernetzung soll auch über menschliche Kontakte im Alltag erfolgen. Um das Projekt bekannt zu machen, werden in den Stadtteilen Aktive ins Boot geholt: Ärzte, Physiotherapeuten, Kiosk-Besitzer, Friseure und Briefträger erhalten Informationen und werden gebeten diese zu streuen. Viele Kontakte werden auch über die Zentren Plus, den Seniorenrat oder Info-Stände hergestellt.
Modellprojekt für drei Jahre
Ab dem 1. Oktober ist Sozialarbeiterin Jessica Ohly feste Ansprechpartnerin im Projekt für alle Hilfsanfragen, Ehrenamtsinteressenten und Netzwerkkontakte. „Ich freue mich ab dem 01.10.2020 für viele Bürgerinnen und Bürgern in Einsamkeit ein Ansprechpartner sein zu dürfen um gemeinsam mit meinem Team Lösungen zu suchen,“ erklärt die Projektverantwortliche. Jessica Ohly ist in den Büros von vision:teilen auf der Schirmerstrasse 27, montags bis donnerstags von 11 bis 15 Uhr zu erreichen. Telefon 0211 – 95 09 41 0, Mail gemeinsam@hallonachbar.org.
Das Modellprojekt gegen Vereinsamung ist auf drei Jahre angelegt und wird mit Unterstützung der „Beisheim Stiftung“, der Stadtsparkasse Düsseldorf und privaten Spendern finanziert. Die Erfahrungen aus dem Projekt sollen langfristig in die Bemühungen der Stadt Düsseldorf gegen Alterseinsamkeit einfließen.
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Fotos: vision:teilen, Daniel Stumpe