Düsseldorfs irrste Baustelle: Stadtwerke nehmen Anwohner des Mönchgrabens in Geiselhaft
„Sollen wir jetzt die nächsten Monate das Autofahren einstellen und uns Urlaub nehmen?“ Claudia Kuppke schnaubt. Über das, was vor ihrer Haustüre passiert, ist sie stinksauer. Die Stadtwerke haben eine ganze Straße, den Mönchgraben in Düsseldorf Benrath, in Geiselhaft genommen. Ein irrer Wald aus unkoordiniert, ungeplant und willkürlich aufgestellten Schildern sorgt dafür, dass viele Dutzend Anwohner morgens und abends vor der Wahl stehen: Entweder gegen Verkehrsregeln verstoßen, Punkte in Flensburg und saftige Geldbußen riskieren – oder viele hundert Meter zu Fuß laufen.
Herzlich willkommen auf der Baustelle der Stadtwerke Netzgesellschaft. Anwohner sind uns völlig egal, solange wir nur unsere ganzen Schilder und Sperrbaken aufstellen dürfen.
Ein Kindergarten und ein Familienzentrum sind, wenn überhaupt, nur eingeschränkt erreichbar. Die Stadtwerke Netzgesellschaft scheint wenig zu interessieren. Report-D hatte der Pressestelle fairerweise den ganzen Dienstag lang Zeit gegeben, das Schilder- und Einbahnstraßenchaos am Mönchgraben entwirren zu lassen. Immer getreu dem Motto aus der Bierwerbung: Kann ja mal vorkommen…
Stadtwerke-Parcours Mönchgraben in Benrath: Die Fensterreihe über dem blauen Wagen gehört zum Kindergarten. Das Verbotsschild vorn gehört zum Dauerärger der Baustelle
Passiert ist … nichts. Die Stadtwerke sind der Meinung, dass sie unter dem Mönchgraben eine Starkstromfernleitung verlegen müssen. Manche Anwohner haben eine schriftliche Information bekommen, viele nicht. Baufirmen wurden damit beauftragt, die Straßen aufzureißen, Sandhaufen großzügig auf der verbleibenden Fahrbahn zu verteilen und mit Baggern den Rest zuzustellen. Wenn Eltern ihre Kinder abholen wollen, müssen sie schon Glück haben, das die Bauarbeiter gerade Pause machen.
Vollends absurd wird es aber für viele Dutzend Anwohner. Ab der Straße „Am Wald“ ist der Mönchgraben zur Einbahnstraße erklärt worden. Befahrbar nur südwärts. Was die Planer der Stadtwerke offenbar nicht bedacht haben: Anwohner, die mit ihrem Auto morgens zur Arbeit fahren, möchten verblüffender Weise abends wieder nach Hause zurückkehren. Das aber ist derzeit nicht möglich…
Und wenn Schilder die Anwohner am Mönchgraben in Düsseldorf Benrath nicht aufhalten, tun es Sandhaufen und Bagger
…legal nicht möglich. Viele Anwohner zucken mit der Schulter und fahren auf eigene Gefahr entgegen der ausgeschilderten Fahrtrichtung. Beim report-D Ortstermin war ein ganzer Garagenhof durch einen tiefen Baugraben von der Straße getrennt. Parkverbotsschilder lagen am Boden, Einbahnstraßenschilder wiesen in alle Himmelsrichtungen, standen teilweise mit der Rückseite zur Fahrbahn.
Wer zu diesem Garagenhof am Mönchgraben will, braucht ein verflixt schmales Auto…
Stellvertretend für die Anwohner – schildert es Claudia Kuppke so:
„Heute Abend kam ich von unserem Garagenhof, von dem aus ich zurzeit aufgrund von einer Riesenbaustelle nur links Richtung Süden abbiegen darf. Leider stehe ich dann vor einer Vollsperrung und komme nicht weiter. Unsere Straße ist seit Januar Einbahnstraße Richtung Süden, nur kommt man dort dann nicht weiter. Wenn man von Richtung Norden aus dem Viertel fahren will, dann geht das nur in eine Richtung, rechts ist eigentlich ein Sackgassenschild. Auf dem Rückweg darf man nicht Richtung Mönchgraben abbiegen und muss weiter Richtung Süden fahren, von dort kann man aber nicht Richtung Norden fahren, weil ja Einbahnstraße ist. Das heißt die Anwohner am oberen Ende kommen gar nicht zu ihrem Haus, zum Familienzentrum kommt man mit dem Auto auch nicht. Besser noch: komplette Sperrung der Forststraße, die eigentlich nur einseitig gesperrt sein sollte. Von Benrath kommend bis Kleinstraße aber ist die Straße leider komplett gesperrt und man kann nur Richtung Benrath fahren. Es gibt ab Kleinstraße keine Umleitungsschilder. Wer hier nachgedacht hat, will ich gar nicht fragen.“