Düsseldorf Derendorf: Ist noch Hoffnung für den Großmarkt?
Seit 1936 betreibt die Stadt Düsseldorf den Großmarkt an der Ulmenstraße in Derendorf. Seit vielen Jahren ringen Stadt und Großmarkthändler um eine Modernisierung miteinander. Für den Blumengroßmarkt gab es eine Einigung. Die Genossenschaft der Blumenhändler*innen hat einen neuen Vertrag geschlossen und sich verpflichtet die Hallen zu sanieren und den Markt in Eigenregie zu betreiben.
Ein ähnliches Modell hätte es aus Sicht der Stadt auch mit dem Obst- und Gemüse-Großmarkt geben können. Die Industrieterrains Düsseldorf-Reisholz (IDR) verhandelte mit den Händlern über eine Neuausrichtung auf privatwirtschaftlicher Basis. Dafür wurde eigens die Großmarkthallen Düsseldorf Genossenschaft gegründet. Strittig war die Kostenübernahme für das Ersetzen der maroden Hallen, die Kosten der Modernisierung, die Höhe der Mieten am neuen Standort und die Höhe von Entschädigungszahlungen. Doch nicht alle Händler schlossen sich den Absprachen an und es gab Klagen vor Gericht gegen die Pläne der Stadt die Mietverträge zum 31.12.2024 zu kündigen. Die IDR erklärte deshalb Anfang 2020 das Scheitern der Verhandlungen.
Streit vor Gericht
In einem ersten Urteil hatte das Verwaltungsgericht der Klage von zwei Händlern stattgegeben und erklärt, der Großmarkt sei eine Einrichtung der Daseinsvorsorge mit hoher traditioneller Prägung. Daher könne die Stadt den Betrieb des Großmarktes nicht gänzlich auf private Dritte übertragen. Doch die Stadt ging in Berufung und im Sommer 2023 kippte das Oberverwaltungsgericht das Urteil und entschied, dass die Auflösung des Düsseldorfer Großmarkts rechtmäßig ist. Aktuell läuft noch eine Berufung vor dem Bundesverwaltungsgericht. Dort soll endgültig im April entschieden werden, aber es wird nicht erwartet, dass es im Sinne der Händler urteilt.
Händler hoffen auf Einigung
Nun wird die Zeit für die Händler langsam knapp. Denn die Stadt hat die Kommunikation mit Hinweis auf das laufende Verfahren eingestellt. Bei einem Pressetermin am Montag (5.2.) schilderten die Händler ihre Standpunkte.
Sie betonen, dass der Großmarkt eine zentrale Rolle in der Versorgung Düsseldorfs mit frischem Obst und Gemüse spielt. Über 300.000 Tonnen Obst und Gemüse werden jährlich mit einem Gesamtumsatz von über 500 Millionen Euro gehandelt. Nicht nur Händler, auch Einrichtungen und Gastronomie würden mit regionalen und internationalen Waren versorgt. Landwirte aus der Umgebung lieferten ihre frischen Produkte an und hätten mit dem Großmarkt einen gesicherten Absatzmarkt. 100 bis 200 Beschäftigte arbeiteten auf dem Großmarkt. Zähle man die Beschäftigten der Produzenten und Zulieferer hinzu, sind es rund 1000 Mitarbeitende, deren Zukunft an der Existenz des Großmarktes hängt. Viele Familienbetriebe, die seit mehreren Generationen am Großmarkt tätig sind, sehen sich von Schließung bedroht.
Roland Tolls, Vorstand der Großmarkthallen Düsseldorf eG, kritisiert die Haltung der Stadt, da man dort offenbar die Bedeutung des Großmarktes unterschätze. Besonders während der Corona Pandemie hätte sich gezeigt, wie wichtig eine regionale Versorgung der Bürger*innen sei. Auch der Vorstandsvorsitzende Peter-Josef Eßer fordert eine tragfähige Lösung für den Fortbestand des Großmarktes. Entwürfe habe die Genossenschaft ausgearbeitet, aber die Stadt sei nicht verhandlungswillig.
Neuer Standort außerhalb Düsseldorfs
Da die Zeit drängt, schaut sich die Genossenschaft nach alternativen Flächen im Umland um. Ihre Botschaft ist aber deutlich, sie würden gerne an der Ulmenstraße bleiben. Ein neuer Standort müsse etwa 35.000 bis 40.000 Quadratmeter groß sein, Platz für eine Halle von 15.000 Quadratmetern bieten, sowie eine Genehmigung für einen 24/7-Betrieb, enthalten. Die Händler befürchten, das wirtschaftliche Interesse und die Planung von weiteren Bürokomplexen die Gründe für die mangelnde Gesprächsbereitschaft der Stadt sind.
Die Stadt Düsseldorf plant in Zusammenarbeit mit der IDR AG das Großmarktgelände an der Ulmenstraße in Derendorf fortzuentwickeln. Durch die Umsiedlung des Metro Cash&Carry Marktes hin zur Ulmenstraße können am bisherigen Standort in Flingern zukünftig bis zu 1300 Wohnungen entstehen.