Frische Brise am Düsseldorfer Theater: das Westwind Festival

Es ist alles eine Frage der Einstellung. Mit einem gewissen Optimismus kann man auch „Orte anders denken“. Meint Stefan Fischer-Fels, der künstlerische Leiter des Jungen Schauspiels. Und veranstaltet am 1. Juni von 14 bis 18 Uhr ausgerechnet an Düsseldorfs Schmuddelmeile zwischen Hauptbahnhof und Erkrather Straße ein fröhliches Straßenfest mit Gaukelei, Musik und Spielen. „Lustwandeln“ soll das Publikum und bitte auch ein bisschen mitmachen. So wird für das 41. Westwind Festival getrommelt, ein Theatertreffen für junge Leute.

“Orte anders denken” will Stefan Fischer-Fels, Leiter des Jungen Schauspiels, und lädt beim Westwind Festival zum Straßenfest in der Bahnhofsgegend. Foto: bikö
Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, begrüßt das mutige Fest in einem „herausfordernden Raum“. Sie glaubt fest „an die künstlerische Intervention“. Schließlich trotzt die Stadt der Trostlosigkeit des Obdachlosen- und Drogen-Milieus mit leuchtenden Einrichtungen wie der Zentralbibliothek, dem FFT (Forum Freies Theater) vor dem Bahnhof und dem Tanzhaus hinter der gruseligen Unterführung an der Erkrather Straße. Mitten im Kiez, nahe dem berüchtigten Worringer Platz, liegt das „Central“, langjährige Probebühne des Schauspielhauses und ab Herbst das neue Domizil des Jungen Schauspiels.
Vivat Messi!
Noch sitzt die junge Sparte des Düsseldorfer Schauspielhauses draußen an der Münsterstr. 446, wo am Samstag, 31. Mai, ab 17 Uhr die Eröffnung des Westwind Festivals gefeiert wird. Nach einer Vorstellung von „Vivat Messi“ (18.30 Uhr), einem Spektakel über Fußball von der tschechischen Spitfire Company und kenianischen Künstlern, gibt es Lagerfeuer und Musik: Auftakt zum siebentägigen Festival für Kids zwischen 5 und 15 Jahren. Neben vier internationalen Gastspielen werden sie zehn herausragende Inszenierungen aus Nordrhein-Westfalen zu sehen bekommen.

Krasse Gegend, kulturelle Hoffnung: An der Worringer Straße, wo auch das Central liegt, wird es beim Westwind Festival ein Outdoor-Fest geben. Foto: bikö
Die Gäste zuerst: Beim Straßenfest am Sonntag wagt sich die koreanische Truppe Letitle gleich zweimal vor die Tür und performt unter dem Titel „Purpose“ einen Streetdance ohne Worte draußen vor dem „Central“ (1. Juni, 14 und 17.30 Uhr). Aus Norwegen kommt ein „Glamrock-Tanz-Theater-Konzert“ ohne Altersbeschränkung: „Rock Me Baby“ (5. Juni, 10.30 Uhr und 16 Uhr im Tanzhaus). „Der bleiche Baron“, tyrannischer Anführer eines Unterwasserstaats, spukt im FFT. Seine größten Feinde sind Gedichte, doch gegen Lieder kommt er nicht an (Fr., 6. Juni um 15 Uhr, ab acht Jahren).
Leute wie wir
Im Wettbewerb spielen zehn Produktionen aus NRW. Den Anfang macht die Kölner Gruppe pulk fiktion mit der Performance „Unsere Grube“. Um einen wilden Spielplatz geht es da, den die Erwachsenen zu gefährlich finden und die Kinder umso schöner (1. Juni, 14 Uhr, 2. und 3. Juni jeweils schon um 9 Uhr im FFT). „Ich will das so“, sagt das Theater Münster und präsentiert mit dem Gehörlosen-Ensemble „Leute wie wir“ ein turbulentes Inklusionserlebnis, das Sprache und Gebärdensprache für Publikum ab fünf Jahren mühelos vereint (Mi., 4. Juni., 9 und 16 Uhr im Jungen Schauspiel).
Aus Bonn kommt das Theater Marabu mit „Bad Bugs“ und viel Musik. Ein „Monsterrrr“ mit Klauen und Hörnern erscheint in Gestalt des Performers Trygve Wakenshaw aus dem Toboso Essen. „Vier Piloten“ aus der Highschool schickt das Junge Schauspielhaus Bochum. Die Comedia Köln hat Shakespeare für Teenager inszeniert: „Was ihr wollt“. Die Oberhausener Show „Suits“ ist urbanes Tanztheater. „In Liebe“ entwickelt sich ein türkisch-deutsches Drama der Kölner Truppe c.t.201. „Troll-like“ geht es bei Sterna/Pau aus Bochum und Dortmund zu. Und in der „DemoCrisis“ des Hammer Treibkraft-Theaters wird die Demokratie gerettet.
Ergänzt wird das Programm durch drei Stücke aus Düsseldorf: „Das Pommes-Paradies“ (ab 10, Junges Schauspiel), „Freedom is a Dancer“ (ab 12, Koproduktion mit dem Tanzhaus) und „Democratic Playground (ab 14, FFT).

Die “Brücke” des Central: Hier wird das Foyer im künftigen Domizil des Jungen Schauspiels eingerichtet. Foto: bikö
Was, wann und wo?
Das Westwind Festival, 41. Theatertreffen für junges Publikum NRW, spielt vom 31. Mai bis 6. Juni in Düsseldorf. Gastgeber sind Junges Schauspiel, das FFT (Forum Freies Theater) und das Tanzhaus NRW. 17 Inszenierungen stehen auf dem Programm. Der Eintritt kostet jeweils 13 Euro (ermäßigt 7 Euro). Die Veranstaltungen während des Straßenfestes am Sonntag, 1. Juni, 14 bis 18 Uhr, zwischen KAP1, Central und Tanzhaus sind frei zugänglich. www.westwind-festival.de