Neue Ausstellung im Rathaus Düsseldorf: Suchtkranke präsentieren “Rand, Stadt, Liebe – Düsseldorf meine Stadt”

Wenn von Suchtkranken oder Drogenabhängigen die Rede ist, denken viele an den Worringer Platz oder aktuell an die Diskussion über das Suchthilfezentrum an der Flurstraße, das die Nachbarschaft weg haben will. Wie Oberbürgermeister Keller bei der Einweihung der neuen Ausstellung “Rand, Stadt, Liebe – Düsseldorf meine Stadt” am Dienstag (18.3.) im Düsseldorfer Rathaus betonte, hat Sucht viele Gesichter und oft würden Süchtige ausgegrenzt. „Selbst Schuld“ denken viele und wollen mit den Süchtigen nichts zu tun haben. Aber auch diese Menschen müssten mitgenommen werden, appellierte Keller und die Arbeit der Suchthilfe der Caritas sei ein gutes Beispiel dafür, wie dies gelingen könne.

Auf Karten wird über ETAPPE und die Ausstellung informiert
Noch bis zum 20. April 2025 sind die Kunstwerke von Klientinnen und Klienten des Angebots ETAPPE der Caritas Fachberatung Sucht im Rathaus ausgestellt. Substituierte Heroinkranke berichten durch gemalte Bilder von ihrer Geschichte, ihrer Sucht und zukünftigen Perspektiven.
ETAPPE ist seit mehr als 20 Jahren ein niedrigschwelliges Arbeits- und Beschäftigungsangebot für 24 Menschen, die Heroinabhängig waren und nun in Substitution sind. Das bedeutet, dass sie Methadon oder andere Ersatzmittel erhalten, um vom Heroin loszukommen. Da die Sucht und Beschaffung der Drogen den Tagesablauf der Abhängigen bestimmte, erleben sie bei ETAPPE wie der Tag anders strukturiert werden kann. Zu den verschiedenen Angeboten unter Begleitung von Sozialarbeitern und Handwerkern gehören beispielsweise die Holz- und Druckwerkstatt, der Garten, EDV und auch die Hauswirtschaft mit gemeinsamen Kochen und Essen. Dabei erfahren die Teilnehmenden sinnstiftende Arbeit, Sozialkontakte und eine positive Veränderung ihrer Lebenssituation.

Sehr unterschiedliche Arbeiten gehören zur Ausstellung
Mit der Ausstellung “Rand, Stadt, Liebe – Düsseldorf meine Stadt”, die bereits an anderen Orten, wie beispielsweise dem zakk-Straßenfest gezeigt wurde, werden die Teilnehmenden in der Öffentlichkeit anders wahrgenommen, was zu ihrem Selbstbewusstsein beiträgt. Denn Sucht isoliert, schließt aus und macht unsichtbar. Manche haben durch ETAPPE mittlerweile eine Arbeit oder eine Wohnung gefunden. Andere sind bereits verstorben. Sie alle wollten die Kehrtwende, weg von der Droge, raus aus der Sucht.

Die Drucke zeigen Besucher*innen der ETAPPE
Ansgar Funcke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Caritasverbandes Düsseldorf: “Die Möglichkeit, im Rathaus ausstellen zu dürfen, bedeutet für unsere Klientinnen und Klienten eine wertvolle Anerkennung und eine wichtige Unterstützung, um ihre Botschaft für mehr Sichtbarkeit zu verbreiten. Das Jahresmotto 2025 der Caritas lautet: ‘Caritas öffnet Türen’. Ich danke Herrn Dr. Keller und der Landeshauptstadt Düsseldorf, dass sie heute die Türen des Rathauses für diese besondere Ausstellung geöffnet haben. Und ich danke allen, die mit diesem ganz besonderen Projekt einen Beitrag leisten für mehr Verständnis, Dialog und gesellschaftlichen Zusammenhalt.”

Alexander Reindl (links) erläutert die Ausstellung
In den verschiedenen Werken, die auf spanischen Wänden ausgestellt sind, setzen sich die Künstler*innen kritisch, informativ und präventiv mit der eigenen Sucht auseinander, zeigen Erlebtes und verweisen auf Mögliches. Die Werke zeigen Geschichten, Bilder und vor allem Menschen, die nicht länger als Junkies, sondern als wertiger Teil der Gesellschaft verstanden werden wollen. Die suchtkranken Menschen geben Einblicke in ihr Leben, wie auch Alexander Reindl, der mit Unterbrechungen die ETAPPE seit fünf Jahren besucht. Er erläuterte bei der Ausstellungseröffnung seine Arbeiten und verwies auf einen Film, der ebenfalls im Rahmen der Ausstellung angeschaut werden kann. In dem 20-Minütigen Video erzählen Süchtige von ihrem Leben.
René Trenz, Fachbereichsleitung Gesundheit, Gefährdetenhilfe und Berufliche Integration des Caritasverbands Düsseldorf, betont, dass Ziel der Arbeit sei, dass die Süchtigen mit ihrer Sucht und ihren Leben klar kommen. Denn ganz los ließe niemanden die Sucht, aber man könne lernen damit umzugehen. So gehört es auch dazu, dass es zu Rückfällen käme, weshalb aber niemand ausgeschlossen werde.