Düsseldorf: Die 20. Stele des FlingerPfad steht an der Ronsdorfer Straße

Der FlingerPfad erzählt die Geschichte des Stadtteils an 30 Stationen. Am Freitag (14.3.) konnte die 20. Station mit einer Stele versehen und feierlich eingeweiht werden. Sie steht an der Ronsdorfer Straße 134 vor dem Stahlwerk und damit eigentlich im Stadtteil Lierenfeld, wenn auch nur knapp, da die andere Seite der Ronsdorfer Straße bereits zu Flingern gehört.

Es ist die Stele mit der Nummer 2, aber die 20. von den insgesamt 30, die realisiert werden konnte
Die Stele der Station 2 des FlingerPfads ist den Röhrenwerken gewidmet, die viele als Mannesmann Röhrenwerke in Erinnerung haben. Doch Prof. Horst A. Wessel, ehemaliger Leiter des Mannesmann Archivs, erklärte den zahlreichen Gästen der Steleneinweihung, dass Mannesmann das Werk erst sehr spät, nämlich im Jahr 1970 übernahm. Gegründet wurde es von der Familie Poensgen, die das Werk als Düsseldorfer Röhren- und Eisenwalzwerke AG (DREW) 1872 als ihre zweite Betriebsstätte in Düsseldorf bauten. Damals war dort noch ein Waldgebiet. Wichtig war für das Unternehmen das Anschlussgleis an die damalige Köln-Mindener Eisenbahn, denn ihre Rohre wurden in die ganze Welt verkauft. Lange war die Firma der einzige Produzent solcher Rohre auf dem ganzen Kontinent. Später war das Werk in Lierenfeld neben dem Mannesmannröhren-Werk in Rath das leistungsstärkste Nahtlos-Röhrenwerk in Europa. In der Spitze zählte das Werk rund 5.000 Beschäftigte. Das Unternehmen wurde wiederholt für seine Sozialleistungen, seine Werksfürsorge und die Sportförderung ausgezeichnet.

Horst A. Wessel war Leiter des Mannesmann-Archivs und erläuterte die Geschichte zur Stele
Während des Ersten Weltkrieges wurden auf Anweisung von Ernst Poensgen keine ausländischen Arbeitskräfte eingesetzt. Die Zeit danach war durch Streiks, Kohleknappheit, Auftragsmangel, Stilllegungen und Entlassungen geprägt. 1926 wurde die DREW in die neu gegründete Vereinigte Stahlwerke AG integriert und man konzentrierte sich auf die Herstellung von Nahtlosrohren, Druckbehälter und Stahlflaschen. Bis zum Krieg gab es weitere Zusammenlegungen. Während des Zweiten Weltkrieges arbeiteten hier etwa 2.000 ausländische Zivilarbeiter*innen und Kriegsgefangene verschiedener Nationen. Zwar blieb das Werk weitgehend von Kriegsbeschädigungen verschont, allerdings wurde erst im Februar 1946 die Erlaubnis zur Wiederaufnahme der Produktion erteilt und eine Volldemontage verhindert.

Mit historischen Fotos wird veranschaulicht, wie früher produziert wurde
Nach verschiedenen Umfirmierungen brachten 1970 Thyssen und Mannesmann ihre Röhrenwerke in die neu gegründete Mannesmannröhren-Werke AG ein. In Lierenfeld wurden unter anderem die Rohre für die Atomkraftwerke gefertigt, die eine sehr hohe Qualität erforderten.
Durch die Lage am Weltmarkt und daraus resultierenden Überkapazitäten häuften sich die Verluste. So wurde das letzte Poensgen-Werk 1987 stillgelegt. Das fast 50 Hektar große Werksgelände in Lierenfeld wurde saniert und für andere gewerbliche Verwendung nutzbar gemacht. An die traditionsreiche Röhrenfertigung und den ehemaligen Stahlstandort erinnert heute nur noch die frühere Lehrwerkstatt, in der sich seit 1993 die Musiklocation „Stahlwerk“ etabliert hat.

Zahlreiche Gäste kamen zur Einweihung der 20. Stele des Flinger Pfads an der Ronsdorfer Straße
Wessel betonte in seinen Ausführen, dass Düsseldorf ehemals den Beinamen „Röhrenstadt“ trug, davon sei nichts mehr übrig geblieben. Man dürfe nicht vergessen, dass erst durch die Industrie auch die Kultur nach Düsseldorf gekommen sei – auch wenn das heute niemand mehr wahrhaben wolle.
Die Stele an der Ronsdorfer Straße wurde von den Gartenbauer*innen der gemeinnützigen Jugendberufshilfe Düsseldorf gesetzt und konnte mit Hilfe der Bezirksvertretung 8 und der Bürgerinitiative Flingern e.V. finanziert werden.

Kaspar Michels vom Flinger Pfad im Gespräch mit Interessierten
Rundgänge des FlingerPfad
Der FlingerPfad bietet Rundegänge zu den 30 Stationen an, die die Geschichte des Industrialisierung erläutern und veranschaulichen, was früher an Orten geschehen ist, an denen heute vielfach moderne Bauten stehen.

30 Stationen hat der FlingerPfad
Die Tour 1: „Flingern Süd – Zwischen Stahlindustrie und Hausbesetzung“
Sie beginnt an der Fichtenstraße und informiert dort über die frühere Drahtindustrie, über das Zwangsarbeiterlager Otto, über die „Brückenbauer von Düsseldorf“ und die Kesselwerke im angrenzenden Gleisdreieck. Weiter geht es durch die alten Arbeitersiedlungen Kiefernstraße und Ruhrtalstraße, über die Trasse der ersten Düsseldorfer Eisenbahn bis zu den Kühltürmen der „Städtischen Gasanstalt“. Wir besuchen eine militärhistorische „Betonzigarre“, finden in der Automeile den Gasometer und beschließen den Rundgang in einer ehemaligen Seifenfabrik.
Termine: Samstag 03. Mai 2025 – 14:00 Uhr und Samstag 17. Mai 2025 – 14:00 Uhr – jeweils ab zakk, Fichtenstraße 40
Die Tour 2: „Vom Lierenfelder Bahnhof bis zu den alten Farbwerken“
Sie beginnt bei den Maschinenbauern am Tor 3 an der Langenberger Straße und führt über die Ronsdorfer Straße zum Mannesmann Röhrenwerk und zum Klöckner Stahlhandel. Wir besichtigen das Weltkunstzimmer, ein Baudenkmal, das als Konsumgenossenschaft einmal 25% der Düsseldorfer:innen versorgte. An der Grenze zu Lierenfeld lernen wir die Düsseldorfer Eisenbahngeschichte kennen und besuchen das Industriedenkmal „Alten Farbwerke“. Dort gibt es die Möglichkeit, in einer Rösterei in Halle 31 den Rundgang bei einem Kaffee ausklingen zu lassen.
Termine: Sonntag 14. September 2025 – 14:00 Uhr (Tag des offenen Denkmals) und Samstag 20. September 2025 – 14:00 Uhr – jeweils ab Langenbergerstr. 9 – Tor 3
Die Tour 3: „Flingern Nord – Vom Flinger Broich bis zum Uhrenturm“
Sie beginnt an einer alten Kranfabrik und führt über die Wiege der Fortuna bis hin zur Feuerwache 4. An der Kettwiger Straße lernen wir eine „Spiralgarage“ kennen, bevor wir etwas über das „Wöchnerinnen-Asyl“ und einen alten noch existierenden Bauernhof, den Kürtenhof erfahren. Weiter geht es zu einer alten Klosteranlage und dem Arbeiterwohnquartier am Hellweg. Wir informieren am ehem. Güterbahnhof über die Ruhrtalbahn, die Lokomotivenfabrik Hohenzollern und das KZ Außenlager Berta 1. Der Rundgang endet in Düsseltal am Uhrenturm von Haniel & Lueg.
Termine: Sonntag 13. April 2025 – 14:00 Uhr und Samstag 21. Juni 2025 – 14:00 Uhr – jeweils ab AWO, Flinger Broich 12
Eine Anmeldung ist notwendig per Mail an stadtteilfuehrung@zakk.de