Düsseldorf Kaiserswerth: Im Repaircafé bekommt der Toaster eine zweite Chance

Plötzlich gibt die alte Wanduhr, die seit langem eigentlich nutzlos am Gemäuer Wand gehangen hat, wieder ein Lebenszeichen von sich. Ein erstes und dann regelmäßiges Ticken verrät, die Uhr geht wieder. Und auch das Schlagwerk, dass verstummt war, gibt wieder Töne von sich. Dank Peter Lancaster im Reparaturcafé Kaiserswerth. Zweieinhalb Stunden hat sich der Naturwissenschaftler mit dem defekten Zeitmesser beschäftigt, bis er ihm wieder Leben einhauchen konnte. „Die Mechanik folgt den Gesetzen der Physik“, meinte Lancaster.
Gekostet hat es die Uhren-Besitzerin nichts, denn das Reparaturcafé ist eine ehrenamtliche Initiative von neun Männern und Pia. „Ich habe ein kaputtes Radio zum Garage Lab, einem Repaircafe in Flingern, gebracht. Die Idee eine Reparaturcafés finde ich super, habe aber festgestellt, dass es im ganzen Düsseldorfer Norden kein einziges davon gibt“, erklärt Jens Baganz. „Also habe ich mal auf nebenan.de gefragt, ob jemand in Kaiserswerth mitmachen will.“ So bildete sich das Team, das jetzt jeden ersten Freitag im Monat von 15 bis 18 Uhr in den Räumen des Gemeindehauses an der Fliednerstraße 6 defekte Alltagsgegenstände repariert. Garantien und hundertprozentige Reparaturzusagen können nicht gegeben werde.

(v.l.) Jens Baganz und Volker Dombei
Wie begehrt dieses Angebot ist, hat die Initiatoren total überrascht. „Wir dachten, das unsere Premiere sehr ruhig verläuft, schließlich muss sich so etwas ja auch erst einmal herumsprechen“, meinte Baganz. „Aber die Ersten waren mit ihren reparaturbedürftigen Alltagsgegenständen bereits vor uns da.“ Am Ende des Premieren-Tages kamen 29 Menschen, die zum großen Teil mit funktionstüchtigen Gerätschaften wieder nach Hause gehen konnten. „Mir konnte man noch nicht helfen“, erzählte ein Café-Gast. „Aber dass es so etwas gibt, finde ich super. Ich komme nächstes mal wieder.“
Ob Elektrogeräte, Spielzeug oder Kleinmöbel – vieles, was defekt scheint, lässt sich mehr oder weniger Aufwand wieder instand setzen. Doch oft fehlt den Besitzer*innen das nötige Know-how oder das passende Werkzeug, um selbst tätig zu werden. Mit Fachwissen sind die Ehrenamtler des Repaicafé Kaiserwerth gesegnet, es gibt Diplom-Ingenieure, Elektriker, Naturwissenschaftler, und alle lieben es, an defekten Gegenständen herumzubasteln. Dafür bringen sie auch eigenes Werkzeug mit. „Manchmal benötigt man aber auch Spezialwerkzeuge. Um das anzuschaffen und Materialien anzuschaffen, werden die Gäste um Spenden gebeten. Gut 400 Euro haben die „Repaircafé-Betreiber“ bisher ausgegeben, um für die Premiere fit zu sein.

Manchmal ist auch Feinarbeit gefragt
„Grundsätzlich ist unsere Hilfe aber kostenlos. Nur wenn Ersatzteile benötigt werden, müssen die von den Gästen bezahlt werden“, betonte Baganz. Der vor Ort frisch gebrühte Kaffee und der Kuchen werden kostenfrei ausgegeben. „Eine Dame kam mit einem defekten Elektrogerät und einem Kuchen zu uns“, freute er sich. „So hatten wir also zwei Kuchen.“ Die waren nach drei Stunden weg. „Wir wollen auch sozialer Treffpunkt sein. Man kann zu uns auch ohne defektes Gerät kommen und einfach mit uns quatschen. Wir freuen uns auf viele Besucher,“ lädt das Repair-Team ein.
Ihre Ziele sind klar: Müllvermeidung, Ressourcenschonung, den nachhaltigen Umgang mit Alltagsgegenständen fördern und sozialer Treffpunkt sein. Das hat Kaiserswerth offensichtlich gerade noch gefehlt. Das nächste Repaircafé öffnet am Freitag, den 4. April um 15 Uhr seine Pforten in den Räumen des Gemeindehauses an der Fliednerstraße 6.