„Achtsam morden“: Krimispaß im Düsseldorfer Theater an der Kö

Fans kennen die Geschichte: „Achtsam morden“ ist ein schwarzhumoriger Bestseller-Krimi, mit dem der Jurist Karsten Dusse 2019 unter die Autoren ging. So erfolgreich, dass er Fortsetzungen schrieb und Netflix, das mächtige Streaming-Portal, 2022 aus der Story eine rasante Serie machte. Schon zuvor fasste Bernd Schmidt die pralle Action in einem Dreipersonenstück zusammen, das jetzt mit brillanter Besetzung im Düsseldorfer Theater an der Kö Premiere feierte. Ein Mordsspaß, das kann hier mit Fug und Recht gesagt werden.
Netter Kerl, der Anwalt Björn Diemel. Leider muss er in einer großen Kanzlei die miesesten Klienten bedienen: Gangsterboss Dragan zum Beispiel. Der Stress mit der aggressiven Anspruchshaltung dieses Schurken macht Diemel fertig, und Zeit für die Familie bleibt kaum. Das muss sich ändern, findet Diemels Frau Katharina und verlangt, dass er einen Achtsamkeits-Coach konsultiert. Der Therapeut lehrt ihn, im Augenblick zu bleiben, ruhig zu atmen und die Ereignisse nicht zu bewerten. Und so lässt Diemel den nervenden Dragan an einem herrlichen Sommertag einfach so im Kofferraum eines Fluchtautos verschmoren. Danach steckt er die Leiche in den Häcksler. Aus dem Gesetzesmann wird ein Mörder.
Grinsende Komplizen
Netter Kerl, der Schauspieler Martin Lindow. Bekannt aus allerlei Fernsehserien, von diversen Tatorten bis zur Praxis mit Meerblick. Er spielt den Diemel im karierten Maßanzug und erzählt dem Publikum vertrauensvoll seine Geschichte – man mutiert gleich zum grinsenden Komplizen. Alles wird Diemel verziehen, schließlich killt der sympathische Familienvater nur die Bösen, um sich und die Seinen aus verzweifelten Situationen zu befreien. Und natürlich, weil er im Achtsamkeitstraining gelernt hat, quälerische Gedanken zu vermeiden.
Wie von selbst schwinden die Skrupel. Diemel findet nichts dabei, im Namen des vermeintlich abgetauchten Obergangsters Dragan den Kindergarten „Wie ein Fisch im Wasser“, der keinen Platz für seine Tochter hatte, mehr oder weniger gewaltsam zu übernehmen. Hindernisse werden professionell durch Bestechung, Drohung, Erpressung und ein bisschen Folter aus dem Weg geräumt. Im Rahmen seines kriminellen Managements gelingt es Driemel schließlich sogar, den rivalisierenden Mafioso Boris in eine tödliche Falle zu locken.

Steter Rollenwechsel: In dieser Szene von “Achtsam morden” spielt Yael Hahn den Gangster Sascha, der dem mörderischen Anwalt Diemel (Martin Lindow) zu Diensten ist. Foto: Dietrich Dettmann / Theater an der Kö
Und der Plüschaffe
Das alles ist so absurd und turbulent, dass zarte moralische Bedenken einfach weggelacht werden. Zum Vergnügen trägt auch der Rollenwechsel bei. In der Bühnenfassung schaffen es zwei Mitspieler unter der Regie von Pascal Breuer mit Tempo, Witz, allerlei Mützen und Klamotten sowie einem riesigen Plüschaffen, sämtliche Personen zu spielen, die Diemel auf Trab halten.
Yael Hahn ist nicht nur Diemels strenge Gattin Katharina, auch seine niedliche, etwas maulige kleine Tochter. Sie bewährt sich als Kommissarin genauso wie als Jungganove Sascha, und ganz nebenbei gibt sie noch die eine oder andere Gangsterbraut. Für Christian Miedreich wird’s manchmal schon knapp mit dem Umkleiden, was für weitere Heiterkeit sorgt. Er bewährt sich mit verschiedenen Akzenten in führenden Bösewichtrollen, ist mal ein Softie-Typ aus dem Kindergarten, mal der feige Kanzlei-Chef und setzt zwischendurch immer wieder die Brille des Achtsamkeits-Meisters Joschka auf. Denn ohne dessen Weisheiten könnte der Held ja nicht so schön achtsam morden.
Weitere Theatermorde:
Die Krimikomödie „Achtsam morden“ nach dem Roman von Karsten Dusse steht bis zum 20. April auf dem Programm im Düsseldorfer Theater an der Kö, Schadowstr. 11 (in den Schadow-Arkaden). Kassenzeiten Mo.-Sa. 11 bis 20 Uhr und So. 13 bis 18 Uhr. Tel.: 0211 / 32 23 33. Spielplan unter www.theateranderkoe.de