Jüdische Gemeinde Düsseldorf kritisiert Berlinale für fehlende Haltung gegen Antisemitismus
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In einer Pressemitteilung übt die Jüdische Gemeinde Düsseldorf deutliche Kritik an der Festivalleitung der Berlinale. Hintergrund ist die Ablehnung der Berlinale, die Bundestagsresolution gegen Antisemitismus anzuerkennen und sich damit klar gegen antisemitische Tendenzen zu positionieren.
Der Bundestag hat im November 2024 interfraktionell die Resolution „Nie wieder ist jetzt – Jüdisches Leben in Deutschland schützen, bewahren und stärken“ verabschiedet. Darin heißt es unter anderem: „Die Meinungsfreiheit und die Freiheit von Kunst und Wissenschaft sind hohe Güter und werden durch unser Grundgesetz garantiert und geschützt. Auch in den Reihen von Kunst und Kultur sowie der Medien darf es keinen Raum für Antisemitismus geben. Die Ursachen und Hintergründe der großen Antisemitismusskandale der letzten Jahre in diesen Bereichen, insbesondere auf der „documenta fifteen“ und der Berlinale im Februar 2024 müssen umfassend aufgearbeitet werden und es müssen Konsequenzen gezogen werden.“ Auf der Preisverleihung der Berlinale 2024 wurde unter Applaus Israel ein Genozid vorgeworfen.
Die Jüdische Gemeinde sieht die Haltung der Berlinale als ein alarmierendes Signal und stellt die vom Festival vertretenen Werte in Frage. „Es ist ein weiteres (kultur-)politisches Desaster – und wieder bleiben die überfälligen Konsequenzen aus,“ formuliert die Gemeinde und „wieder einmal wird deutlich, dass die Kulturszene ein ernstzunehmendes Antisemitismusproblem hat. Dabei ist klar: Meinungs- und Kunstfreiheit enden dort, wo Antisemitismus beginnt.“
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Dr. Oded Horowitz, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf
„Die Berlinale trägt als Kulturinstitution eine besondere Verantwortung, wenn es um die Wahrung demokratischer Werte geht“, betont Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf. „Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich die Leitung des Filmfestivals dieser Verantwortung entzieht. Gerade der Kunst- und Kulturbetrieb muss nicht nur auf Missstände unserer Gesellschaft aufmerksam machen, sondern auch klar und unmissverständlich Position gegen jegliche Form von Antisemitismus beziehen. Die Weigerung, die Resolution anzuerkennen, ist ein fatales Signal, das antisemitische Tendenzen verharmlost und relativiert.“
Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf fordert die Berlinale-Leitung auf, sich unmissverständlich gegen Antisemitismus zu positionieren und die Bundestagsresolution anzuerkennen. Gerade in Zeiten zunehmender antisemitischer Übergriffe dürfe ein Kulturfestival nicht neutral bleiben. Die Berlinale habe die Möglichkeit, ein klares Zeichen für eine offene, tolerante und demokratische Gesellschaft zu setzen – und es sei höchste Zeit, dass sie diese Möglichkeit wahrnehme.