AWO Düsseldorf macht den Ehrenamts-Praxis-Check mit Bundestagskandidierenden
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Der AWO-Aktiv und Stadtteiltreff in Wersten war am Donnerstag (13.2.) gut besucht. Eltern mit ihren Kleinkindern trafen sich im Café oder zum Turnen, Schulkinder nutzen das Bastel- und Spielangebot oder schauten im Außenbereich bei der Tierfarm vorbei. Auch die Fahrrad-Werkstatt hatte geöffnet und im Kleiderladen gab es ein breites Angebot. Ein ganz normaler Nachmittag war es aber nicht, denn zusätzlich zu den Menschen aus der Nachbarschaft waren Politiker*innen von SPD, FDP und Die Linke gekommen. Die AWO hatte zum Ehrenamts-Praxis-Check eingeladen, um ihnen die Möglichkeit zu geben, abseits von Podiumsdiskussionen zu erfahren, wie es den Bürger*innen geht. Und das in einem Stadtteil, der nicht zu den privilegierten in Düsseldorf gehört. Denn bürgerschaftliches Engagement und das Anpacken sind nicht nur im AWO-Aktiv-Treff wichtig für den Zusammenhalt der Gesellschaft.
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Die Politiker*innen mit der Vertreter*innen der Liga Düsseldorf
Doch bevor sich Adis Selimi und Zanda Martens (beide SPD), Lisa Schubert (Die Linke) und Christine Rachner (als Vertretung für die FDP-Kandidierenden) aktiv wurden, trafen sich sich mit Vertreter*innen der Liga Wohlfahrt, zu der die AWO, das Deutsche Rote Kreuz, die Jüdische Gemeinde Düsseldorf, die Caritas und Der Paritätische gehören. Dabei berichteten Sabrina Hantke und Anita Hegerkamp vom AWO Aktiv- und Stadtteiltreff über die erfolgreiche Arbeit seit 45 Jahren. Der Treff wird mit all seinen Angeboten als „erweitertes Wohnzimmer“ der Nachbarschaft angenommen. Dazu gehöre auch das ehrenamtliche Engagement der Menschen, denn beispielsweise die Tierfarm sei am Wochenende darauf angewiesen, wenn keine hauptamtlichen Mitarbeitenden da sind. „Hilfe zur Selbsthilfe durch Mithilfe“ beschreibt Anita Hegerkamp das Konzept. Dadurch, dass sich die Menschen mit ihrem Treff identifizieren, achten sie auch darauf, weiß sie. 40 Nationalitäten wohnen in der Umgebung und das Miteinander funktioniere.
In der anschließende Fragerunde ging es unter anderem um den Fachkräftemangel, die fatale Situation mit Leiharbeiter*innen sowie der Belastung durch Bürokratie. Alle Politiker*innen gestanden ein, dass man den Bürokratieabbau bereits seit Jahren versuche zu betreiben, aber bisher lediglich winzige Erfolge zu verzeichnen seien – beispielsweise wenn ein Formular von fünf auf drei Seiten reduziert würde. Eine richtige Lösung habe man noch nicht gefunden, da immer die Rechtssicherheit im Vordergrund stehen.
Der Fachkräftemangel in der Pflege, den Kitas und auch den OGS sei gravierend, das bestätigten alle. Adis Selimi sieht eine Lösung nur in der Einwanderung, wobei dabei die Hürden durch Anerkennung von Abschlüssen reduziert werden müssten. Christine Rachner forderte eine intensivere Begleitung durch die Unternehmen bei ausländischen Arbeitskräften, um die Integration zu erleichtern. Das könne nicht alleine von den Kolleg*innen geleistet werden. Als einen Fehler im System beschrieb Zanda Martens die Vorgehensweise bei Leiharbeiter*innen. Diese würden im sozialen Bereich von Dienstleistern vermittelt, um den Fachkräftemangel zu beheben. Gleichzeitig erzeugten diese Firmen einen weiteren Personalmangel, da sie mehr Gehalt zahlen und flexiblere Arbeitszeiten ermöglichen und damit Festangestellte abwerben. Für die Organisationen, die Leiharbeiter*innen einsetzen, kosten diese deutlich mehr als angestellte Mitarbeiter*innen, doch der Fachkräftemangel ließe ihnen keine Wahl.
Um Schlussstatements gebeten, betonte Adis Selimi, dass die Schuldenbremse reformiert werden müsse, um wichtige Themen finanzieren zu können, um so das Vertrauen in die Politik wieder zu festigen. Lisa Schubert sieht die sozialen Fragen als essenziell an, da diese auch den Rechtsextremismus befeuerten. Christine Rachner steht zur Schuldenbremse, da die FDP verhindern will, dass die Kinder noch für die Schulden zahlen müssen. Eine Wirtschaftswende gehöre zu den Zielen. Zanda Martens bekräftigte, dass ein Sozialstaat zwar Geld koste, dieses aber gut investiert sei, da es viele Probleme löse. Reiche müssten mehr zum Gemeinwohl beitragen, forderte sie, um das zu finanzieren. Am Sozialen zu sparen sei ein Fehler, die Folgen würde man täglich sehen.
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Adis Selimi geht im Süden für die SPD ins Rennen und löst dort Andreas Rimkus ab
Anschließend ging es für die vier Politiker*innen an die praktische Arbeit. Adis Selimi wurde von zwei Ehrenamtlerinnen in den Kleiderladen eingewiesen und erfuhr, dass es bereits Stammkunden für bestimmte Artikel gibt. Da immer wieder große Taschen mit gespendeten Kleidungsstücken eingehen, machte er sich nützlich und sortierte Babykleidung.
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Lisa Schubert kandidiert im Düsseldorfer Süden
Lisa Schubert freute sich bereits auf ihren Einsatz auf der Tierfarm. Dort gibt es Esel, Ponys, Kaninchen, Hühner, Katzen, Ziegen und Meerschweinchen. Viele Kinder aus der Nachbarschaft kümmern sich gerne um die Tiere auf der Farm, die offen zugänglich ist, auch wenn der Treff geschlossen hat. Nachdem Schubert die Eselin Fina gestriegelt hatte, kümmerte sie sich noch um die Ponys und wurde dabei von den Kindern begleitet.
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Christine Rachner sprang für die beiden FDP Kandidaten Moritz Kracht und Lida Azarnoosh ein
Christina Rachner bastelte mit einigen Mädchen und ließ sich gerne erklären, wie man lustige Masken mit verschiedenen Materialien anfertigt.
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Zanda Marten kandidiert im Düsseldorfer Norden und versucht diesen Wahlkreis zu gewinnen
Die Ehrenamtler in der Fahrradwerkstatt hatten eigentlich schon alle Arbeiten erledigt, als Zanda Martens zu ihnen stieß. Sie berichteten ihr, wie die Werkstatt funktioniert, in der oft geschenkte Räder aufgearbeitet werden, so dass sie wieder mit neuen Besitzer*innen auf die Straße können.