Düsseldorf erinnert mit 70 Veranstaltungen an das Kriegsende vor 80 Jahren
Die Befreiung von der NS-Herrschaft 1945 liegt 80 Jahre zurück und in Düsseldorf wird an dieses Ereignis in zahlreichen Veranstaltungen erinnert. Dabei legten die Stadt, das Kulturamt und die Mahn- und Gedenkstätte Wert darauf, nicht nur die Ereignisse, wie die Befreiung von Auschwitz am 27. Januar und das Kriegsende am 8. Mai 1945, hervorzuheben. Gemeinsam mit vielen Beteiligten aus Kunst und Kultur, Vereinen, Schulen und Brauchtum wurde ein Programm mit 70 verschiedenen Veranstaltungsformaten entwickelt.
Gedenken an der Franklinstraße schon am Donnerstag
Bereits am 23. Januar um 11:30 Uhr lädt die Bürgerinitiative Franklinstraße zu einer Gedenkfeier am Gedenkstein vor dem heutigen Campus der Fresenius Hochschule an der Franklinstraße 41-43 ein. Dann jährt sich der Bombenangriff auf die Franklinschule, bei dem über 130 Anwohner und Zwangsarbeiter ums Leben kamen.
Anlässlich des Tages des Gedenkens der Opfer des Nationalsozialismus wird an den öffentlichen Gebäuden am Montag, 27. Januar Trauerbeflaggung aufgezogen. An diesem 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz werden eine Kranzniederlegung am ehemaligen Güterbahnhof Derendorf sowie ein großes Gedenkkonzert der Robert-Schumann-Gesellschaft stattfinden.
Zahlreiche Beteiligte
Bei der Vorstellung der zahlreichen Programmpunkte betonte Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller am Montag (20.1.), dass neben dem Schmerz und der Trauer nach dem Krieg, mit dem Kriegsende ein Wendepunkt eingeleitet wurde. Ein Leben in Freiheit war wieder möglich und die ausgerufene Demokratie sei bis heute Grundlage des Zusammenlebens. Er führte aber auch aus: “Wir erinnern uns an das Jahr 1945 mit der Erkenntnis, dass der Krieg nach Europa zurückgekehrt ist. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat den Frieden auf unserem Kontinent gebrochen. Er macht uns bewusst, wie labil dieser Frieden ist und wie schnell Kriege entstehen können. Der Hamas-Terror vom 7. Oktober 2023 und dessen Folgen überall in Europa zeigen uns ein weiteres Mal, dass Judenhass und Antisemitismus ebenfalls nicht 1945 unwiederbringlich untergegangen sind. Damit ist die Erinnerung an das Ende des Zweiten Weltkrieges, an den Untergang des Nationalsozialismus so aktuell und relevant wie selten zuvor.”
Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration, freute sich, dass es bei dem Gemeinschaftsprojekt unter der kuratorischen Arbeit der Mahn- und Gedenkstätte gelungen sei, Programmpunkte verschiedenster Beteiligter zusammenzuführen. “Das Programm zeigt, wie vielfältig die Zugänge zu diesem Thema sind. Es ist typisch für das kulturelle Leben in unserer Stadt, dass so viele Akteure aus der Stadtgesellschaft sich mit eigenen Ideen eingebracht haben. Ein starkes Zeichen dafür, dass die Erinnerungskultur in unserer Stadt sehr lebendig ist und wirklich intensiv gelebt wird.“
“Wir haben bei der Ausarbeitung des Programms ganz bewusst keinen einmaligen Festakt angestrebt, sondern eine ganze Reihe an vielen kleineren und mittleren Veranstaltungen. Das beruht auch auf der Tatsache, dass die Befreiung vom NS-Regime kein punktuelles Ereignis, sondern eher ein längerer Prozess war. Es gibt ganz viele 80. Jahrestage. So ist die Stadt gewissermaßen auch zweimal befreit worden: am 2. und 3. März die linksrheinischen Stadtteile und am 16. und 17. April dann die übrige Stadt. Die gesamtdeutsche Kapitulation am 8. Mai in Berlin war für die Düsseldorfer Bevölkerung ein eher abstraktes Ereignis,” erklärte Dr. Bastian Fleermann, Leiter der Mahn- und Gedenkstätte.
Das Programm
In einem 52-seitigen Heft sind 70 Programmpunkte aufgeführt, die am 23. Januar beginnen und am 10. Mai mit einem großen Geschichtsfestival für junge Menschen enden, das der Jugendring auf der Wiese vor der Reuterkaserne ausrichtet.
Zusätzlich zum Überblick zu allen Programmpunkten enthält das Heft auch eine historische Einführung, in der die Zeit zwischen Herbst 1944 und Sommer 1945 beschrieben wird.
Neben Gesprächsformaten und Vorträgen, an denen unter anderem auch Publizist Michel Friedmann teilnehmen wird, haben junge Menschen Programmpunkte entwickelt. So informieren Schüler*innen zu den Stolpersteinen in Benrath und Namensgeber von Straßen in Hellerhof und Garath werden vorgestellt, die in beiden Stadtteilen Widerstand gegen das nationalsozialistische Regime leisteten. An Lesungen, Podiumsdiskussionen und Ausstellungen sind beispielsweise auch Fortuna Düsseldorf, die Düsseldorfer Jonges, die Polizei, das Filmmuseum mit einer Filmreihe, die Jüdische Gemeinde, das Stadtmuseum und der Erinnerungsort Alter Schlachthof beteiligt. Die Mahn- und Gedenkstätte wird ab dem 8. April eine Sonderausstellung unter dem Titel “Düsseldorf 1945: ÜberLeben in der Stadt” zeigen.