Das Düsseldorfer Straßenmagazin fiftyfifty wird von Menschen ohne festen Wohnsitz oder in prekären Lebenssituationen verkauft. Seit der ersten Ausgabe 1995 wird damit den Verkäufer*innen eine Möglichkeit geboten, ihr Einkommen zu verbessern und eine soziale Aufgabe zu übernehmen. Vom Verkaufserlös können die fiftyfifty-Verkäufer*innen die Hälfte für sich behalten. Das Magazin behandelt aktuelle und gesellschaftsrelevante Themen wie soziale Gerechtigkeit, Armut und Obdachlosigkeit und wird in einer eigenen Redaktion erstellt. Doch bereits vor dem dreißigsten Erscheinungsjahr wurde deutlich, dass gedruckte Zeitungen immer weniger Abnehmer finden. Zwar liegt die Print-Auflage noch bei 15.000 bis 20.000 Exemplaren monatlich, aber die Zukunft sieht Gründer Hubert Ostendorf im Online-Format.

Die Frage, wie eine Online-Ausgabe trotzdem weiter ein Einkommen und soziale Kontakte für die Straßenmagazinverkäufer*innen generieren kann, hat das Team durch das sogenannte Obdach-Los gelöst. Die Hälfte des Kaufpreises von 2,80 Euro kommt direkt den Verkäufer*innen zugute.

Auf dem Los gibt es unter der verdeckten Fläche den Zugangscode für die Online-Ausgabe und die Smileys, die den Gewinn bestimmen

Die Aktion “Obdach-Lose” startete im vergangenen Jahr. Interessierte können ein “Obdach-Los” in Form einer DINA5-Karte kaufen, das eine Fläche enthält, die freigerubbelt werden muss. So wird ein Zugangscode frei, mit dem man online die Ausgabe lesen kann sowie rote Smileys. Die Anzahl der Smileys besagt, was man mit dem Los gewonnen hat, denn jeden Monat gibt es neue Lose und attraktive Preise. Unter den Käufern der roten Dezember-Lose wird als Hauptgewinn einen signierten E-Bass der Toten Hosen sowie 100 handsignierte Katzenklo-Grafiken von Helge Schneider verlost. Drei Smileys verkünden den Hauptgewinn, zwei den Gewinn einer Grafik und bei einem Smiley hat man Gutes für die Obdachlosen getan.

(v.l.) Tote Hosen-Gitarrist Breiti dem E-Bass, der verlost wird sowie die fiftyfifty-Verkäuferinnen Miriam und Gisa, Foto: fiftyfifty

Michael Breitkopf, Breit, Gitarrist der Toten Hosen und seine Bandkollegen unterstützen das Straßenmagazin schon lange. “Es ist uns eine große Freude, bei der Aktion von ‘fiftyfifty’ dabei zu sein. Der Verkauf der Lose ist gut für die Straßenverkäuferinnen und -verkäufer von ‘fiftyfifty’, gleichzeitig kann jeder Käufer auf tolle Preise hoffen. Jeder Los-Kauf ist also für alle ein Gewinn.”

Im Düsseldorfer Rathaus übergab am Dienstag (14.1.) Oberbürgermeister Stephan Keller rund 1000 der roten Lose an die Jugendberufshilfe. Damit ist die erste Auflage komplett verkauft und da der Bass als Hauptpreis noch nicht gewonnen wurde, ist die Chance der jungen Menschen groß, die bei der JBH Qualifizierungs- und Trainingsmaßnahmen sowie außerbetrieblichen Berufsausbildungen absolvieren.

(v.l.) Tote Hosen Gitarrist “Breiti”, fiftyfifty-Verkäufer Helmut Steinmetz, OB Keller, Stadtdirektor Burkhard Hintzsche, Melanie Spengler, Geschäfsführerin Jugendberufshilfe und fiftyfifty-Geschäfsführer Hubert Ostendorf bei der Übergabe der Lose

Hubert Ostendorf, Geschäftsführer von “fiftyfifty”: “Die Aktion ist ein Paradebeispiel dafür, wie lokale soziale Initiativen miteinander verbunden werden können. Wir freuen uns, dass jetzt alle 5.050 Lose verkauft worden sind und wir damit zahlreiche Menschen auf die digitale Version unseres Straßenmagazins aufmerksam machen konnten. Zugleich ist es nicht die erste Zusammenarbeit mit der Jugendberufshilfe: Schon beim Projekt ‘Housing First’ blicken wir auf eine erfolgreiche Kooperation zurück.” .

Stadtdirektor Burkhard Hintzsche: “Der Verkauf des Straßenmagazins ‘fiftyfifty’ ermöglicht den Obdachlosen, würdevoll ein wenig Geld zu verdienen. Um dem Auflagenschwund entgegenzuwirken und die Zukunft des Magazins zu sichern, wird jetzt ‘neu’ gedacht. Wir unterstützen dabei mit der Bewerbung der digitalen Version und hoffen auf einen großen Erfolg der Aktion.”

Hier ist der Zugangscode freigerubbelt und nur ein Smiley zu sehen, mit dem man leider nichts gewonnen hat

Melanie Spengler, Geschäftsführerin der Jugendberufshilfe, freut sich für die rund 600 Teilnehmer*innen der JBH-Maßnahmen. “Es ist großartig, dass wir durch diese Aktion nicht nur die Verkäuferinnen und Verkäufer von ‘fiftyfifty’ unterstützen, sondern auch unseren Jugendlichen in der Jugendberufshilfe die Chance auf tolle Preise bieten. Dank der großen Anzahl von 1.000 Losen, die uns Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller übergeben hat, können wir all unsere Teilnehmenden mit mindestens einem Los ausstatten. Das kommt damit unter anderem Garten- und Landschaftsbauern über Restaurantfachleuten bis hin zu den Fachlageristen zugute, die bereits im Projekt ‘Housing First’ mit ‘fiftyfifty’ zusammengearbeitet haben.” Einige der Jugendlichen waren mit ins Rathaus gekommen und rubbelten gespannt die Lose frei. Ein Gewinn war bei ihnen leider noch nicht dabei.

Neue Lose im Monat Januar

Aktuell läuft bereits eine zweite Runde der Obdach-Lose. Die Lose haben eine andere Farbe, aber das Prinzip der Verlosung bleibt. Diesmal können eine Paris-Reise und Grafiken des Künstlers Klaus Klinger gewonnen werden. Die Lose gibt es zum Preis von 2,80 Euro bei den Verkäufer*innen des Straßenmagazins, wie auch die Print-Ausgabe. Gewonnen werden kann aber nur mit den Obdach-Losen.

Hubert Ostendorf und fiftyfifty-Verkäufer Helmut Steinmetz mit dem aktuellen blauen Los