Romantisch sein: Liebeslieder im Schauspielhaus Düsseldorf
Zwischen den feierseligen Tagen waren die üblichen Premierengäste, Fans und Experten verhindert. Kein Intendant, kein Presseteam zugegen im Schauspielhaus. Damen und Herren, Sie haben was verpasst! Denn die Studierenden des Düsseldorfer Schauspielstudios zelebrierten eine Revue mit Liebesliedern, zum Dahinschmelzen schön. Innig, lustig, wehmütig. Und ziemlich glamourös. Mit glitzernden, fein ausgesuchten Kleidern. Der Titel stammt aus einem Song von Showprofi Helene Fischer: „In meinem Kopf ist eine Achterbahn“.
Da gibt’s „Gefühle außer Plan“: Also bitte, wer sagt, dass Schlager keine Originalität haben? Vor dem schimmernden Vorhang feiern acht junge Leute jede Zeile. Sie sind keine Sänger*innen, sie sind fabelhafte Schauspieler, die auch singen können – mit Timbre, Begeisterung und der nötigen Zurückhaltung. Studioleiter André Kaczmarczyk, aktiv in Funk und Fernsehen, lässt sich auf der Bühne leider nicht blicken. Aber Matts Johan Leenders, musikalischer Leiter und Pianist mit der Power eines kleinen Orchesters, hat die Show im Griff. Er sitzt am Flügel, gibt den Einsatz, verstärkt den Chor, wenn er den Hit von Vicky Leandros schmettert: „Du weißt, ich liebe das Leben!“
Zug nach Paris
Aber erst mal fangen wir mit zarten Verlockungen an. Die Diva des Ensembles, Luise Zieger, erscheint in schulterfreier Abendrobe und trällert dunkel eine erotische Fantasie von Georgette Dee „Im Zug nach Paris“. Ihre Kollegin ganz in Silber, Sarah Steinbach, beherrscht die poetische Eckigkeit von Herbert Grönemeyer: „Ich bin dein siebter Sinn, dein doppelter Boden, dein zweites Gesicht.“ Inbrunst und komisches Talent zeigt der bildhübsche Orlando Lenzen als queere „Rinnstein-Prinzessin“ aus einem Song von Tim Fischer. Roman Wieland mit seiner hoch schwebenden Stimme interpretiert was Herzerwärmendes von der Hamburger Band Kante: „Da, wo die Flüsse singen, will ich die Zeit mit dir verbringen.“
Ein bisschen Kitsch darf sein, so ist eben die Liebe. In einer guten Revue muss das aber auch gebrochen werden. Mit Humor. Der Schelm der Truppe, Michael Fünfschilling, setzt die runde Brille auf und bringt „allein, im Abendsonnenschein“ Georg Kreislers „Liebesbrief“ für die Gattin, der die Gefühle zu einem „Pfff“ verkommen sind. Für schwere fränkische Speisen, Würste und Klöße, schwärmt der markante Nürnberger Elias Nagel, aber am meisten mag er, nun ja, auch die Geliebte, aber vor allem „a Bier“.
Geh nicht fort!
Doch es wird nicht zu viel gescherzt. Auch die kecksten Mädchen der Truppe, Jule Schuck und Charlie Schülke, fordern große Emotionen: „Lass uns bitte beide romantisch sein!“ Jedes Wort soll vom Publikum verstanden werden, weshalb man auch Klassiker von Cole Porter („I get a kick“) und Jacques Brel („Ne me quitte pas“) in deutscher Version bringt. Sie wissen schon: „Mich haut kein Rum wirklich um“, und „bitte, geh nicht fort“. Am Ende bleibt ein Hauch von Melancholie, denn, so heißt es in einem Song von Tristan Brusch: „Wenn die Liebe uns verlässt, halten wir uns fest am Rest.“ Seelentrost bringt die Zugabe mit einem Lied von Gerhard Gundermann: „Immer wieder wächst das Gras, wild und hoch und grün.“
Der Abend im Kleinen Haus am Düsseldorfer Gründgens-Platz hat große Freude gemacht. Wer so viel musikalische Liebe selbst erleben möchte, hat noch Chancen auf Karten. Am Neujahrstag, 1. Januar, um 19 Uhr und am 6. Februar, 20 Uhr, heißt es wieder: „In meinem Kopf ist eine Achterbahn“. www.dhaus.de