Ganz vorn: Kunstpalast Düsseldorf will auch 2025 wieder aufblühen
Andere legen den größten Wert auf politische Korrektheit und den Segen der internationalen Kuratorencliquen. Felix Krämer, Generaldirektor im Kunstpalast Düsseldorf, denkt erst mal an sein Publikum. Wie kann man auch bequeme Naturen vom Sofa ins Museum locken? Wie wird hochrangige Kultur für alle aufregend, überraschend, vergnüglich? Mit Blumen in der Sammlung, Tony Craggs Skulpturen zum Anfassen und einer Schau nie gesehener Bilder von Gerhard Richter – zum Beispiel – lockte Krämer 2024 eine halbe Million Besucher*innen in das städtische Museum am Ehrenhof, mehr als je zuvor. Und auch 2025 wird sicher nicht langweilig.
Alles Populismus? Keineswegs. Der Chef des beliebtesten Düsseldorfer Kulturinstituts hat auch Herausforderungen im Programm – wie die gesellschaftskritischen Stücke aus der Sammlung Peters-Messer („Too Much Future“, bis 5. Januar). Und er startet ins neue Jahr mit einem nur in Fachkreisen bekannten Künstler, dem Äthiopier Elias Sime (56), und seinen großformatigen Reliefs aus Elektroschrott und ausrangierten Alltagsgegenständen: „Echo“ vom 12. Februar bis 1. Juni 2025. Die nachdenklichen Werke mit ihrer ganz eigenen Ästhetik verweisen auf den massenhaften Konsum technischer Teile, ihre Herstellung, ihre Auswirkungen. Keine leichte Kunstkost.
Mama und die Blumen
Geprägt ist der Frühling allerdings von familiären Gefühlen. „MAMA“ untersucht das Mutterbild zwischen der Jungfrau Maria und der Kanzlerin Merkel (12. März bis 1. Juni). Drei junge Frauen – Linda Conze, Westrey Page und Anna Christina Schütz – kuratieren die Schau mit 120 Werken aus (fast) allen Epochen der Kunstgeschichte vom 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Es geht um Kontinuität und Wandelbarkeit der Vorstellung von Mütterlichkeit, die, so heißt es in der Ankündigung, „immer wieder angeeignet, neu interpretiert, umkämpft und gefeiert“ wird. Auch Dinge des täglichen Gebrauchs, Musik und Kommerzielles sollen zur Gesamtinszenierung gehören: „Ein Panorama, das alle angeht, auch Väter und jene ohne eigene Kinder.“ Man darf gespannt sein.
Pünktlich zum Frühlingsanfang, vom 20. bis 30 März, wird der Museumsteil wieder aufblühen. Nach dem spektakulären Erfolg im vergehenden Jahr lassen sich Düsseldorfer Florist*innen wieder von den Meisterwerken der Sammlung inspirieren und haben freie Hand beim Arrangieren passender oder provozierender Blumensträuße. Die Smartphones werden glühen.
Kleine und Große
Nach dem Sommer mit dem Auftritt der „Großen“ Kunstausstellung NRW (28. Juni bis 3. August) und zuvor der „Kleinen“, bei der Grundschüler*innen ihre Kreativität beweisen (10. Mai bis 9. Juni) wird es sehr hintergründig und subtil. Felicity Korn, die Leiterin der Modernen Abteilung, präsentiert die Bilder, Objekte und kuriosen Installationen des Düsseldorfer Konzeptkünstlers Hans-Peter Feldmann (1941-2023). Kurz vor seinem Tod hat der romantische Satiriker unter den Avantgardisten noch selbst an der Planung der Ausstellung mitgewirkt. Es lohnt sich, ganz genau hinzuschauen (18. September bis 11. Januar).
Eine Woche später öffnen sich weitere Säle für „Künstlerinnen! Von Monjé bis Münter“ (25. September 2025 bis 1. Februar 2026). Die Schau widmet sich 30 Künstlerinnen aus dem 19. Jahrhundert, die keine Chance hatten, an der renommierten Düsseldorfer Akademie zu studieren, weil Frauen dort nicht zugelassen waren. Obwohl einige in ihrer Zeit trotzdem Erfolg hatten – wie Elisabeth Jerichau-Baumann, Marie Wiegmann und Paula Monjé – sind sie heute fast vergessen. Kathrin Dubois, die Chefin der Gemäldegalerie, will das ändern.
Der Nase nach
Aus dem kommenden Herbst weht schon einmal etwas ganz Besonderes herüber: „Die geheime Macht der Düfte“ (Oktober 2025 bis Mai 26). Immer der Nase nach geht es durch 49 Säle der Sammlung, wo der Duftexperte und Fachautor Robert Müller-Grünow mit Zerstäubern und Diffusoren für ein Geruchserlebnis und ganz neue museale Empfindungen sorgt. Die Geschichte des Duftes folgt gewissermaßen der Geschichte der Kunst.
Im zeitgeistigen NRW-Forum, was seit ein paar Jahren auch zum Kunstpalast gehört, zeigen bis zum Mai noch die „Superheroes“ ihre Muskeln und Macken. Für den Herbst ist „Sex Now“ angekündigt (5. September 2025 bis Januar 26). Künstler, Designer und Aktivisten sämtlicher Geschlechter zeigen, wie es heißt, „Visionen einer Welt, in der Sexualität frei von Stigmata, Scham und Vorurteilen existiert“. Die erotischen Fantasien reichen vom japanischen Holzschnitt bis zur Latexmode für den speziellen Geschmack. Wir werden sehen …
Extra-Öffnungszeiten
Die „Verborgenen Schätze“ aus privaten Sammlungen der Bilder Gerhard Richters sind noch bis zum 2. Februar im Kunstpalast zu sehen. Aufgrund des zu erwartenden Ansturms gegen Ende der Ausstellungszeit erweitert das Haus seine Öffnungszeiten und kann in den folgenden Tagen schon ab 10 (statt 11) bis 18 Uhr besucht werden: Sa./So./Mo. (28., 29., 30. Dezember). Weiterhin gibt es frühen Einlass am 12., 18., 19., 25., 26. Januar sowie am 1. und 2. Februar. Der Erwerb von Online-Tickets ist nicht erforderlich, wird jedoch empfohlen, um lange Wartezeiten zu vermeiden. www.kunstpalast.de