Düsseldorf: David Hegemann versteht Inklusion als Chance und Stärke
Gesetzlich vorgeschrieben müssen Arbeitgeber mit mehr als 20 Mitarbeitenden eine Quote von fünf Prozent Menschen mit Behinderung beschäftigen oder eine Ausgleichsabgabe bezahlen. Birgitta Kubsch-von Harten, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Düsseldorf, weiß, dass viele Unternehmer*innen lieber die Abgabe bezahlen, da sie Bedenken haben, behinderte Menschen einzustellen. Dass dies häufig daran liegt, dass sie die Vorteile und Möglichkeiten nicht kennen, zeigt David Hegemann, Geschäftsführer von fünf Rewe-Märkten mit derzeit 170 Mitarbeitenden.
Im Rahmen der Woche der Behinderung, an der sich im gesamten Bundesgebiet Agenturen für Arbeit und Jobcenter unter dem Motto „Inklusion bringt weiter“ beteiligen, wurde David Hegemann als Erfolgsmodell vorgestellt.
In jedem der fünf Rewe-Märkte Hegemanns begrüßt die Kund*innen ein Pappaufsteller, auf dem David Hegemann und sein Auszubildender Achilleas Tsantekidis zu sehen sind. Darauf ist zu lesen: „Wir sind ein inklusiver Rewe Markt. Wir bilden Menschen mit Behinderungen aus und bieten inklusive Arbeitsplätze an. Bewerben Sie sich, sprechen Sie uns an, wir freuen uns auf Sie!“. Das ist kein Marketing-Gag sondern schon lang gelebte Praxis und Unternehmenphilosophie Hegemanns. 2018 übernahm er seinen ersten Rewe-Markt an der Gumbertstraße in Eller. Im Kontakt mit der Werkstatt für angepasste Arbeit erfuhr er von den Problemen für behinderte Menschen, Fuß auf dem Arbeitsmarkt zu fassen. Erste Praktika wurden vereinbart und die verliefen so erfolgreich, dass erste Mitarbeitenden übernommen wurden.
Mittlerweile erhält David Hegemann Unterstützung aus dem Rewe-Konzern, wo Roderich Dörner im Personalbereich für Inklusion bei Rewe-West zuständig ist. Die Tatsache, dass unter den arbeitslosen Menschen viele mit einer guten Qualifikation sind, aber keine Chance erhalten, ist in Zeiten des Fachkräftemangels verwunderlich. Da von Dörner wichtige Hinweise kamen, wie Hürden zu überwinden sind und Förderanträge gestellt werden können, wächst der Kreis der gehandicapten Beschäftigten bei Hegemann stetig. In einem Berufskolleg lernten sich so Achilleas Tsantekidis und Hegemann kennen. Der 21-jährige Tsantekidis ist von Geburt an auf den Rollstuhl angewiesen. Ein Praktikum im Meerbuscher Markt wurde vereinbart, da dieser barrierefrei ist. Das Team im Markt war so begeistert von dem jungen Mann, dass er dort nun eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann absolviert. Wie wenig Berufsschulen auf Behinderte Menschen eingestellt sind, zeigte sich dabei allerdings auch. Denn in Düsseldorf war für ihn die fünfte Etage im Berufskolleg an der Bachstraße nicht zu erreichen. Nun besucht er stattdessen die Berufsschule in Neuss.
Bei den Tätigkeiten, die Tsantekidis nicht selbständig ausführen kann, wird er vom Team oder von Förderkräften unterstützt. Hegemann resümiert, dass das Betriebsklima in seinen Märkten von den neuen Mitarbeitenden sehr profitiert habe. Die Teams sind stolz auf sich und wachsen zusammen. Auch die Kunden reagieren sehr positiv und einige kämen sogar von außerhalb in seine Märkte, allein um die Inklusion zu unterstützen. Im inklusiven Unternehmensnetzwerk haben sich Firmen zusammengeschlossen, um Erfahrungen und Tipps auszutauschen. Dort ist auch Hegemann Mitglied.
Von der Agentur für Arbeit Düsseldorf ist David Hegemann mit dem „Zertifikat für erfolgreiche Inklusion“ ausgezeichnet worden. Eine weitere Anerkennung seines Engagements, nachdem er in Berlin bereits den „Inklusionspreis für die Wirtschaft 2024“ erhalten hat.
David Hegemann wird mit seinem Einsatz fortfahren, denn er ist sicher, dass sich für jeden Menschen individuell nach seinen Möglichkeiten eine Beschäftigung finden lässt. Seinen Unternehmerkolleg*innen kann er nur Mut machen, es einfach auszuprobieren. Man werde von zahlreichen Stellen begleitet und erhält bei Bedarf Hilfe und Unterstützung.