Düsseldorf: ProMädchen – seit 35 Jahren Einsatz nicht nur für junge Frauen
Heidemarie Eich ist eine der Frauen der ersten Stunde, als ProMädchen 1989 an den Start ging. Der Verein wurde damals aus der Frauenberatungsstelle heraus, mit dem Ziel feministische Mädchenarbeit zu leisten, aufgebaut. Nun arbeitet Eich bereits seit 18 Jahren bei ProMädchen und feierte in der vergangenen Woche gemeinsam mit vielen Mitstreiter*innen den 35. Geburtstag des Vereins. Doch wer nun denkt, nur junge Frauen sind Zielgruppe der Arbeit, der konnte dabei erfahren, dass sich das Spektrum im Laufe der Jahre deutlich erweitert hat.
Beratung, Mädchentreff und Zuflucht
Die Beratung von Mädchen* und jungen Frauen* von 10 bis 27 Jahren sowie der Mädchentreff sich Schwerpunkte der Arbeit. Daneben ist der Bereich Zuflucht wichtig, der in akuten Krisensituationen eine Anlaufstelle für 14- bis 21-Jährige bietet. Das weibliche Team von ProMädchen versucht hier mit den Betroffenen neue Perspektiven zu erschließen. Das Angebot gilt auch für trans* Jugendliche mit weiblichem Geschlechtseintrag.
Prävention
Präventions- und Aufklärungsarbeit zu den Themen Gewalt, sexualisierte Gewalt und Essstörungen bietet das Team für weiterführende Schulen und interessierte Gruppen an. Das Angebot wird vor Ort vermittelt, in der Beratungsstelle oder den Räumen des Mädchentreffs “Leyla” an der Corneliusstraße.
Inklusion
Ein weiteres wichtiges Thema bei ProMädchen ist die Inklusion. Seit 2015 wird dafür eine Planstelle finanziert, denn ein großer Bereich im Leben von Menschen mit Handicap fand bislang wenig Beachtung. In Förderschulen und Behindertenwerkstätten wird die schulische Bildung und Beschäftigung gefördert. Doch Abseits der Betreuung dort und gegebenenfalls dem Hin- rund Rücktransport dorthin, sind die Behinderten oft auf sich selbst gestellt und isoliert. Die Einrichtungen von ProMädchen sind niedrigschwellig zugänglich, um gleichberechtigte Teilhabe auch in Freizeitgestaltung, Mobilität und insgesamt bei der freien Persönlichkeitsentfaltung zu ermöglichen.
Jungenarbeit
Ein großen Thema für das Team sind aber auch die Jungen. Denn während sich die Arbeit mit Mädchen und Frauen weiterentwickelt hat, bleibt die Jungenarbeit vielfach auf der Strecke. Nicht erst wenn Jungen Probleme machen, sollte mit ihnen gearbeitet werden. Das Thema sei „toxische Männlichkeit“ aufzubrechen, erklärt Eich. Gemeinsam mit dem Jugendamt müssten die Träger dazu gezielt Angebote machen, damit nicht an traditionell männlichen Denk- und Verhaltensweisen festgehalten werde. Dazu gehört, dass Männer keine Gefühle oder Schwäche zeigen dürfen. Stattdessen sollen sie hart und unnahbar sein, was dazu führen kann, dass sie Grenzen gegenüber anderen Menschen schlecht einschätzen können und aggressiv werden, da sie mit sich selbst nicht klar sind.
Finanzlage
Doch wie viele Aspekte im sozialen Bereich wird die Finanzierung der Angebote immer schwieriger. Schon im Jahr 2006 gab es eine große Sparwelle unter dem Namen „NRW bleib sozial“. Erst vor wenigen Tagen demonstrierten 32.000 Menschen in Düsseldorf unter dem gleichen Titel, da im NRW Haushalt wieder Mittel gestrichen wurden. Heidemarie Eich betont, dass man in Düsseldorf noch gut dran sei, da die Landeshauptstadt eine vergleichsweise reiche Stadt sei. Aber auch ProMädchen muss jährlich mindestens 40.000 Euro durch Spenden aufbringen, um die Angebote aufrechtzuerhalten. 23 Mitarbeiterinnen, davon die meisten in Teilzeit, sind bei ProMädchen tätig.
Geburtstagswunsch
Einen großen Wunsch zum 35. Geburtstag hat das Team: neue, größere Räumlichkeiten für die Beratungsstelle, vielleicht mit einem Hof oder einer Terrasse. Aktuell ist ProMädchen auf der Corneliusstraße untergebracht.
Weitere Informationen über ProMädchen, die Angebote und Kontaktmöglichkeiten finden sie hier.