Düsseldorf: Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome
Es war die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938, in der Düsseldorfer*innen über 450 Überfälle auf Wohnungen, Geschäfte und Eigentum ihrer jüdischen Nachbar*innen verübten. Dreizehn jüdische Menschen wurden ermordet, über 70 schwer verletzt. An der Kasernenstraße wurde die große Synagoge erst verwüstet und ging dann in Flammen auf. Zum 86. Mal jähren sich die schrecklichen Ereignisse des Novemberpogroms. In Düsseldorf wird in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen der Opfer gedacht. Überschattet wird das Gedenken durch Übergriffe auf Spieler und Fans des jüdischen Sportvereins Makkabi am Donnerstagabend (7.11.). Sowohl in Amsterdam wie auch in Berlin ist es zu Übergriffen im Zusammenhang mit Fußballspielen gekommen.
Kranzniederlegung am Gedenkstein
Die Jüdische Gemeinde und die Mahn- und Gedenkstätte hatten am Freitagmorgen (8.11.) an den Gedenkort am ehemaligen Standort der Düsseldorfer Synagoge, Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße eingeladen. Zahlreiche Vertreter*innen aus Politik, Kirchen, Verbänden und Gewerkschaften nahmen teil. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper, die neue Antisemitismusbeauftragte Sylvia Löhrmann und der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Dr. Oded Horowitz, legten Kränze am Gedenkstein nieder.
Lichtinstallation “missing link_”
Bereits jetzt ist die Lichtinstallation „missing Link_“ am Gedenkstein zu sehen. Wurde die Installation von Mischa Kuball im vergangenen Jahr zum ersten Mal aufgestellt, wird sie ab Samstagabend (9.11.) um 22.30 Uhr, dauerhaft an die ehemalige Synagoge erinnern. Interessierte sind eingeladen, wenn sie am Samstagabend von Oberbürgermeister Keller und Künstler Kuball offiziell eingeweiht wird. Die Beleuchtung setzt künftig immer bei Anbruch der Dunkelheit ein. Die Installation besteht aus einer 3 mal 9 Meter großen beleuchteten Glasplatte, die einen Ausschnitt der historischen Synagoge abbildet. Es soll damit ein neuer Anlaufpunkt für das gemeinsame Gedenken und Zusammenkommen entstehen.
Weitere Informationen zu dem Projekt gibt es in einer Info-App.
Gedenkstunde im Rathaus
Nach der Kranzniederlegung kamen geladene Gäste im Plenarsaal des Rathauses zu einer Gedenkstunde zusammen. Diese fand wegen des Schabbat bereits am Freitagvormittag statt. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Landtagspräsident André Kuper und Dr. Oded Horowitz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, sprachen Worte des Gedenkens. Der Kantor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, Rabbiner Aaron Malinsky, sang das Trauergebet “El male Rachamim” und sechs junge Mitglieder des Chors der Düsseldorfer Synagoge das Gebet “Av haRachamim”. Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers gab Einblicke in seine szenische Installation “Schwarz-helle Nacht”. Die Veranstaltung wurde musikalisch von einem Streichquartett mit Jungstudentinnen der Robert Schumann Hochschule Düsseldorf begleitet.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Heute gedenken wir der Vergangenheit. Aber unser Gedenken muss in die Gegenwart wirken, sonst ist es sinn- und bedeutungslos. Dafür muss unser Gedenken ehrlich und entschlossen sein, sonst wird ‘nie wieder ist jetzt’ zur hohlen Phrase.” Weiter stellte der Oberbürgermeister klar: “Den Mitgliedern unserer Jüdischen Gemeinde spreche ich es klar und deutlich aus: Ihr seid und bleibt an unserer Seite und wir an der Eurigen. Wir werden diese gewachsene Freundschaft nicht aus Feigheit aufgeben. Wir werden Euch mit dem Kampf gegen den Antisemitismus nicht alleine lassen. Dieser Kampf ist nicht Eure Aufgabe, er ist unsere Aufgabe!”
Gedenkgang und Gottesdienst
Ein Gedenkrundgang unter dem Titel “Novemberpogrom 1938 im Zooviertel – Lebensgeschichten von Düsseldorfer*innen” findet am Sonntag, 10. November, um 15 Uhr statt. Bürgermeisterin Klaudia Zepuntke wird diesen begleiten. Der “Arbeitskreis Gedenken 9. November” organisiert traditionell den “Gedenkgang”, bei dem junge Menschen für die Erinnerung an den Novemberpogrom in Düsseldorf aktiv werden. In diesem Jahr haben sich die Freiwilligen über fünf Monate mithilfe von Biografien und historischen Quellen mit dem Leben im Zooviertel während des Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Start des Gedenkgangs ist die Graf-Recke-Straße 78. Er endet an der Lindemannstraße 35. Interessierte sind herzlich eingeladen.
Im Anschluss findet um 17 Uhr in der Matthäikirche, Lindemannstraße 70, ein ökumenischer Gedenkgottesdienst mit Hochschulpfarrer Stefan Wißkirchen statt.
Theaterstück “Schwarz-helle Nacht”
Das Theaterkollektiv Pièrre.Vers wird am 12. und 13. November das Stück “Schwarz-helle Nacht” im Béatrice-Strauß-Zentrum, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf, Marktstraße 2, aufführen. Mithilfe einer szenischen Installation und auf Basis von Zeitzeugenberichten nähert sich das Kollektiv den Ereignissen rund um den 9. und 10. November 1938. Aufführungen sind für Dienstag, 12. November, und Mittwoch, 13. November, jeweils um 18.30 Uhr geplant. Tickets und Informationen gibt es telefonisch unter der Rufnummer 0211-8996205. Weitere Informationen hier.