Düsseldorf: Grüne nominieren Clara Gerlach mit 92,7 Prozent als Oberbürgermeisterinnen-Kandidatin
Um dieses Bild ging es: Clara im Glück, die Partei geschlossen hinter ihr, die Kommunalwahl 2025 fest im Blick. Im Rahmen einer grünen Krönungsmesse ist die Bürgermeisterin und Ratsfrau Clara Gerlach mit 92,7 Prozent zur Kandidatin von Bündnis 90/Die Grünen für die Oberbürgermeisterinnenwahl 2025 gekürt worden. Das Wahlprogramm der Grünen in Düsseldorf wird folgen. Später.
In der Nacht zu Mittwoch (6.11.) hatten 71,5 Millionen US-Amerikaner*Innen den verurteilten Straftäter Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten gewählt. Und während die Grünen in Düsseldorf in einem ehemaligen Elektronik-Supermarkt an der Oststraße zusammensaßen, implodierte die Ampel in Berlin. Viel mehr Drama als Rahmen für die grüne Kandidatinnenbestimmung am Rhein geht kaum.
Dann flogen ihr die Stimmkarten zu
In den alten Zeiten der Anti-Atomkraft- und Ökopartei wäre vermutlich nach der 20-minütigen Selbstpräsentation von Clara Gerlach eine Diskussion sonder gleichen losgebrochen. Vielleicht sogar ein Farbbeutel geflogen – wer weiß? Nun legte die Kandidatin eher nüchtern auf. Ja, sie ließ den Amtsinhaber Stephan Keller als umsetzungsschwachen Mann mit den falschen Prioritäten für Düsseldorf dastehen. Mehrfach betonte die Kandidatin, dass es richtig Spaß mache und machen werde, mit den Düsseldorfer Grünen in den Wahlkampf zu ziehen. Viel mehr brauchte Clara Gerlach nicht an Inhalten und selbstbindenden Festlegungen. Knapp 100 Anwesende warfen ihr die Stimmkarten zu wie nix.
Vertrauen und Verlässlichkeit
Dabei ging Clara Gerlach in ihrer Bewerbungsrede eher spröde ans Werk. „Ich habe Düsseldorf erlebt als Kind, als junge Frau, als Kellnerin in der Altstadt, als Studierende, als Lehrerin und natürlich als langjährige Kommunalpolitikerin und erste Grüne Bürgermeisterin“, sagte Gerlach. Seit 20 Jahren setze sie sich dafür ein, dass die Gesellschaft funktioniert hier in Düsseldorf und vor allem dass alle Düsseldorferinnen und Düsseldorfer gehört werden. Sie kenne die Personen in der Düsseldorfer Verwaltung und auch die Spielregeln genau. „Ich denke also, ihr könnt mir vertrauen und ich bin verlässlich.“
2004 ist Clara Gerlach zum ersten Mal in den Düsseldorfer Stadtrat gewählt worden. Schon bald gehörte sie zum Fraktionsvorstand. Zweimal entsandten die Grünen Clara Gerlach in die Verhandlungskommissionen für Ratskooperationen. Gerlach unterstrich ihre Erfahrung und betonte mehrfach, dass ihr vieles in Düsseldorf zu langsam gehe. Die Beschlüsse seien alle da, nur hapere es an der Umsetzung. Das wolle sie ändern.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt
Da stellte sich eine Pragmatikerin und Machtpolitikerin ihrer Partei – den Grünen vor – ohne eine flammende Rede voller Zukunftsentwürfe, sondern mit der Ermahnung, dass man auch mit Menschen anderer Meinung so umgehen müsse, dass diese sich respektiert fühlen. Alles andere stärke nur die Feinde der Demokratie. Es komme jetzt ganz entscheidend auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt an.
Die Bundestagswahl kommt schneller als gedacht
Weil die große Rede mangels Gegenkandidat*in nicht erforderlich war, gab es die kleine Rede. Aber das reichte, um 88 von 96 Personen im Saal hinter sich zu bringen. Erst nach der Wahl wurde an der Theke der Alkohol freigegeben und bei den Live-Schalten nach Berlin getrunken. Kaum war die Düsseldorfer Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen, kaum war Clara Gerlach gewählt, wurde allen rasch klar, dass mitten im rheinischen Winter, vermutlich bis März 2025 – vielleicht aber auch eher, ein Bundestagswahlkampf organisiert werden muss. Das wird ein Kraftakt. Erst danach wird es um die Oberbürgermeisterinnenkandidatur von Clara Gerlach gehen. Ein Auftakt mit plötzlich eingebauter Verzögerung.