Mit Witz und Altbier: Düsseldorfer Kunstkrimi von Jens Prüss
Schock für die Altstadt: Henri Keksel, verkrachter Maler mit einem gewissen Alkoholproblem, steckt kopfüber in einem Gulli, mausetot. Die Polizei glaubt an einen Unfall, aber Henris Freund Sven Berger, ein Lokaljournalist, wittert Böseres und kommt einer Bande skrupelloser Kunstfälscher auf die Spur. Jens Prüss (70), Düsseldorfer Autor mit Erfahrungen als Kulturredakteur, Hörspiellektor, Deutschlehrer und Leiter des NRW-Literaturbüros, hat einen Krimi mit viel Humor, Kunstsinn und Stadtflair geschrieben. „Der tödliche Kandinsky“ ist in einer prächtig illustrierten Ausgabe im Droste-Verlag erschienen.
Der Mann kennt die Stadt. Prüss ist zwar in Rottweil geboren, hat aber sein Lebtag in Düsseldorf verbracht. Sven, sein Held und Ich-Erzähler, führt die Leser durch Kneipen, Kulturtempel und die Geheimnisse des rheinischen Klüngels. Als Mitglied einer winzigen Restredaktion (wie im wahren Leben hat eine große Zeitung die anderen zerquetscht) kümmert sich Sven flexibel um Karneval, den Benrather Schlossverein und alles Mögliche. Aber er hat offenbar viel Zeit, am Tresen des Volkes zu recherchieren und Altbier zu trinken – zwischen dem frikadellenseligen „Ohme Jupp“ an der Ratinger Straße, der alten Jazzkneipe „Destille“ hinten an der Bilker Straße, dem Fortuna-Büdchen und einer schicken Bar, die der „Colette“ in Oberkassel ähnelt.
Alles gefälscht
Dort amüsiert er sich mit der attraktiven Vizechefin der Kunstsammlung NRW. Aus dem Flirt wird mehr, Prüss weiß, was Krimileser wünschen. Wichtiger für den Plot ist allerdings Svens Besuch bei dem ebenso renommierten wie zwielichtigen Galeristen Vollhaus, der mit echter Kunst in die Krise geriet und nun Geschäfte mit professionell gefälschten Meisterwerken macht. Der verstorbene Henri war nicht nur als Rahmenvergolder für Vollhaus tätig, er konnte besonders gut Signaturen nachmachen. Und er ließ einen Pseudo-Kandinsky verschwinden, den Sven bei Henris Mutter im Wohnzimmer entdeckt. Ganz nebenbei erfährt man viel über Düsseldorfer Kunstgeschichte und über die Fälscherszene, die auch Herkunftsstorys erfindet. Manche Experten schätzen, dass sogar 20 Prozent aller Werke in Museen fake sind.
Die Spannung steigt. Sven wird verfolgt bis in den Fundus der Rheinoper. Es könnte sein, dass man das Buch in einem Rutsch liest. Zwischendurch freut man sich an den digital kolorierten Fotografien von Prüss’ Ehefrau Edeltraut Prüß, die den Nachnamen mit ß schreibt und als Künstlerin EDEL heißt. Nicht nur den Alten Schlossturm, jeck schräg, und andere Attraktionen wurden von ihr mit herzerfrischenden Farben, rosa, sonnengelb und knatschtürkis verwandelt. Sie hat auch ein Auge für originelle Motive: die Knoblauchknollen beim Gemüsemann auf dem Carlsplatz, die Möwen auf dem graffitiverschmierten Anleger am Burgplatz, die Doppel-Bockwurst auf dem Fasstisch im Uerige. Ein Vergnügen in Wort und Bild!
Der Autor liest
Jens Prüss: „Der tödliche Kandinsky – Düsseldorf kriminell entdecken“. Droste Verlag, 175 Seiten, mit zahlreichen farbig bearbeiteten Fotografien von Edeltraut Prüß (EDEL). Preis: 18 Euro. Am 21. November, 19.30 Uhr, wird das Buch mit einer Lesung und Gesprächen in der Düsseldorfer Fraunberg Art Gallery präsentiert, Luisenstr. 53. Der Eintritt ist frei. Wegen der begrenzten Platzzahl bitte der Droste-Verlag bis zum 14. November um Anmeldung unter kontakt@droste-verlag.de