Düsseldorf: Ein Viertel wehrt sich gegen Entmietung
Das Viertel zwischen Golzheim, Pempelfort und Derendorf ist geprägt von Mehrfamilienhäusern, in denen Mieter*innen oft bereits seit Jahrzehnten leben. Eine attraktive Wohngegend, was auch die Begehrlichkeiten von Investoren auf den Plan gerufen hat. Zahlreiche Gebäude wurden von verschiedenen Investoren aufgekauft. Das Ziel aller ist der Profit, den diese Objekte bringen. Dafür werden Sanierungen durchgeführt oder Häuser abgerissen, um die einzelnen Wohnungen entweder teuer zu vermieten oder als Eigentumswohnungen zu verkaufen. Was dabei stört sind die Bestandsmieter. Mit ihnen machen die Investoren zum Teil kurzen Prozess. Kündigungen, Baumaßnahmen im Bestand, die das Weiterwohnen unerträglich machen oder dreiste Forderungen durch Mieterhöhungen sollen dazu führen, dass die Mieter möglichst resignieren und ausziehen.
Profitträchtiger Markt in Düsseldorf
Diese Praxis ist in ganz Düsseldorf gängig, doch über das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum haben sich in Golzheim-Süd die Mieter*innen vernetzt und wollen sich der Macht der Investoren nicht beugen. Auf einer Karte haben sie 17 Gebäude markiert, in denen Mieter zum Auszug gedrängt werden. Zum Teil bereits seit Jahren sind die Bewohner*innen dort dem Druck der Vertreibung und Entmietung ausgesetzt. Auf Plakaten in ihren Fenstern machen sie auf das Vorgehen aufmerksam und mussten feststellen, dass die Zahl der Betroffenen noch höher ist als gedacht.
Senior*innen, die aus Angst vor den Folgen keinen Widerstand leisten, Menschen mit Handicap, die aufgrund ihrer Behinderung eigentlich Kündigungsschutz genießen, aber auch durchaus auch gut gestellte Doppelverdiener eint das gleiche Schicksal. Es scheint ein Kampf gegen Windmühlen, doch gemeinsam wollen sich die Menschen im Viertel dieser Herausforderung stellen. Rund 80 Prozent der Düsseldorfer*innen leben zur Miete und viele von ihnen könnten ähnliche Probleme bekommen, denn die Gier der Investoren scheint ungebrochen.
Stadt steht nicht auf der Seite der Mieter*innen
Von Seiten der Stadt gibt es bisher keine Unterstützung. Es sei das private Problem der Mieter, heißt es auch dem Rathaus, da könne man nichts machen. Was scheinbar problemlos geht, ist die Genehmigung von Bauanträgen von Investoren, die Wohnraum vernichten. Schon lange fordert das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum ein soziale Erhaltungssatzung. Diese soll jetzt als Pilotprojekt im Bezirk 3 getestet werden – viel zu spät und warum nur dort, kritisiert das Bündnis. Das Ordnungsamt ist in anderen Bereichen durchaus dafür bekannt robust einzuschreiten, wenn es aber um Verwarnungen für Investoren geht, ist man zögerlich und scheint sich nicht zu trauen. Vor Jahren angezeigter Leerstand von Gebäuden wäre im Rahmen der Wohnraumschutzsatzung verwarnungswürdig – wird aber nicht gemacht. Als weitere Maßnahme schlägt das Bündnis vor, der Stadt ein Vorkaufsrecht bei Verkauf von Mehrfamilienhäusern einzuräumen.
Quartiersspaziergang am Sonntag
Die Bewohner*innen des Viertels wollen eine andere Wohnungspolitik erreichen und der Vertreibung der Mieter*innen durch profitorientierte Investoren ein Ende setzen. Unter dem Motto „Es reicht. Entmietung muss gestoppt und bezahlbarer Wohnraum erhalten bleiben“ laden sie am Sonntag (3.11.) um 12:30 Uhr zu einem Quartiersspaziergang ein. Treffpunkt ist die Markthalle an der Bankstraße 43. Auf dem Rundgang wird an einzelnen Häusern gestoppt und Mieter*innen berichten über das Vorgehen der Eigentümer*innen. Gegen 15 Uhr gibt es eine Abschlusskundgebung auf dem Kolpingplatz. Alle Düsseldorfer*innen sind herzlich willkommen, um gemeinsam ein Zeichen zu setzten, das auch die Düsseldorfer Politik nicht mehr übersehen kann.