Düsseldorf: Im Schulausschuss keine Lösung für das Riehl-Kolleg
Das Wilhelm-Heinrich-Riehl-Kolleg in Düsseldorf Lierenfeld ist eine Ersatzschule, in der die Studierenden in vier bis sechs Semestern das Fachabitur oder Abitur erlangen können. Es wird von Erwachsenen besucht, die eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, Alleinerziehend sind, einen Migrantions Hintergrund haben oder einfach noch eine zweite Chance brauchen. Im Unterschied zu Abendschulen können sie am Riehl-Kolleg tagsüber das lernen, was sie für ihren Abschluss brauchen.
Doch für die Studierenden und die Lehrkräfte ist die Zukunft ungewiss. Denn das Kolleg ist über einen Trägerverein organisiert. Zu diesem gehörten die Industrie- und Handelskammer (IHK), die Handwerkskammer (HWK) und die Stadt Düsseldorf. Die IHK hat sich schon vor Jahren zurückgezogen. Die Handwerkskammer hat das Ende ihres Engagements zum 31.12.2024 erklärt. Damit droht die Schließung, was für alle am Kolleg eine ungewisse Zukunft bedeutet. Der Rückzug der HWK ist schon seit Monaten bekannt, aber niemand schien sich so recht für eine Lösung und damit Fortsetzung des Lehrbetriebs einzusetzen.
Beschäftigte und Studierende des Kollegs haben den Weg in die Öffentlichkeit gesucht, da sie für die Zukunft ihrer Einrichtung kämpfen wollen. Hoffnung machte ihnen zwei Anfragen, von den Grünen und der SPD, am Dienstag (29.10.) im Schulausschuss der Stadt. Über 40 Lehrkräfte und Studierende demonstrierten vor der Ausschusssitzung mit Transparenten „Weil Bildung weitergeht“ und „Für echte Chancengleichheit“. Im Sitzungssal wurden die Plätze knapp, einen solchen Besucherzustrom hat man selten erlebt.
Stadtdirektor Burkhardt Hintzsche beantwortete die Anfragen und betonte: „Keiner hat das Ziel, das am 31.12. das Fallbeil fällt“. Doch wirklich Mut konnte er nicht machen. Nüchtern erklärte er, dass wenn die Handwerkskammer aus der Trägerschaft ausscheide, die Stadt nicht als alleiniger Träger agieren dürfe, das verbiete das Schulgesetz. Eine Lösung werde derzeit mit der Bezirksregierung geprüft. In der nächsten Sitzung des Trägervereins am 11. November werde man dann die Entscheidung mitteilen, vorher gebe es keine Auskünfte. Im Schulausschuss am 19. November könnte dann darüber berichtet werden.
Damit sind die Fragen der Studierenden und Lehrkräften nicht beantwortet und das Zittern geht weiter. Eine Argumentation für die Schließung ist der Rückgang der Schülerzahlen. Waren es im Jahr 2019 noch 314, hat sich die Zahl 2024 auf 204 reduziert. In anderen Städten sei es bereits zur Schließung ähnlicher Angebote gekommen, da der Bedarf sinkend sei, wusste Hintzsche zu berichten. Gegründet wurde das Kolleg 1958 und war ab 1961 als Ersatzschule anerkannt. IHK und HWK engagierten sich damals, um dem Nachwuchs die Chance auf Qualifikation zu bieten. Doch die Nachfrage gebe es nicht mehr, begründete die Handwerkskammer ihren Rückzug.
Die Betroffenen sehen sich um ihre Chance der Qualifikation auf dem zweiten Bildungsweg gebracht. Anfang Oktober haben die Studierenden eine Online-Petition gestartet (https://www.openpetition.de/petition/online/katastrophe-fuer-ddorfer-bildungslandschaft-aeltestes-weiterbildungskolleg-in-nrw-soll-schliessen#petition-main), die bisher von über 1730 Bürger*innen unterschrieben wurde. Ob sich die Bezirksregierung davon beeindrucken lässt, bleibt abzuwarten.