Misswahl in Düsseldorf: Schöne Kurven können auch inklusiv sein
Das Schönheitsideal auf den Laufstegen der Welt wird immer noch von Models mit Kleidergrößen zwischen 30 und 34 bestimmt. Und dass wo fast die Hälfte der deutschen Frauen laut Statistischen Bundesamt eher übergewichtig ist. „Body Positivity“, die positive Einstellung zum eigenen Körper, hat sich Melanie Hauptmanns zum Motto gewählt und veranstaltet deshalb seit zehn Jahre die Misswahl „Fräulein Kurvig“.
Dabei treten nur Frauen an, die mindestens Kleidergröße 42 tragen. Am Samstag (26.10.) trafen sich im Hotel Indigo in Düsseldorf fast 100 Frauen, die es in die Vorauswahl zur „Fräulein Kurvig – Deutschlands schönste Kurven 2024“ geschafft hatten. Beworben hatten sich für das Casting über 2000 Frauen mit ihren persönlichen Angaben und ihrer Motivation – aber ohne Foto. Dabei war auch Elisabeth Gobbers. Die 34-Jährige hat die Chromosomenanomalie Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt. Über eine Arbeitskollegin hat sie von dem Wettbewerb erfahren und sich beworben.
Obwohl Elisabeth über Bühnenerfahrung verfügt, sie spielt Theater, war schon in zahlreichen Fernsehproduktionen zu sehen und tanzt, war das Casting für sie doch eine ganz andere Nummer und ihre Nervosität war deutlich zu spüren. Im Hotel wurde zuerst ein Fragebogen mit persönlichen Daten ausgefüllt und ihr Körper vermessen. Das war bereits die Vorbereitung für den möglichen nächsten Schritt. Denn 24 Finalistinnen werden im Dezember zur großen Gala eingeladen und zeigen sich dort in verschiedenen Outfits.
Doch vorher mussten sie sich vor einer Jury beweisen. Nach einer Instruktion gemeinsam mit anderen Kandidatinnen durch eine Catwalk- und Tanztrainerin, galt es dann sich in fünf Minuten zu präsentieren. Dafür hatte Elisabeth eine Kombination aus Tanz und Theater vorbereitet. Zuerst zeigte sie ihren orientalischen Tanz.
Mit Unterstützung ihrer Mutter, die die weiteren Requisiten bereithielt, schlüpfte sie noch in zwei Theaterrollen. Sichtlich beeindruckt erlebte die Jury Elisabeths Verwandlung, als diese sich mit Theaterblut das Gesicht beschmierte und rezitierte. Dass sich eine Kandidatin bewusst hässlich macht, dürfte bei diesem Casting einmalig gewesen sein. Anschließend musste sie sich noch beim Catwalk beweisen und dann war ihre Zeit auch schon vorbei.
Für die Initiatorin von Fräulein Kurvig, Melanie Hauptmanns, gehört es dazu, dass auch Models mit Handicap eine Chance erhalten. Sie ist Inhaberin des Labels „Schön & umfangreich“ und leitet eine Plus-Size- und Diversity-Modelagentur. Nun warten die Teilnehmer*innen des Castings gespannt darauf, ob sie zu den 24 Kandidatinnen gehören, die zur großen Gala im Dezember eingeladen werden. Der Siegerin dort winkt ein Modelvertrag.
Aktualisierung 30.10.2024: Für Elisabeth hat es am Ende nicht fürs Finale gereicht. Geblieben ist die Erinnerung an ein eindrucksvolles Casting mit viel Spaß.