Geschenkt: Die Akademie-Galerie Düsseldorf zeigt „Bildspeicher III“

Die Idee war von Ex-Rektor Markus Lüpertz. Die Düsseldorfer Akademie, deren museal bewahrte Meisterzeichnungen zu den Schätzen der Kunstgeschichte gehören, soll eine neue, moderne Sammlung aufbauen – und dem Volke zeigen. Schauplatz: eine Galerie am Burgplatz, wo einst Kurfürst Jan Wellem seine Gemälde präsentierte. Seit 20 Jahren gibt jede(r) Lehrende ein Werk dazu – gern zum Abschied. Ob die elf aktuellen Schenkungen, die nun als „Bildspeicher III“ zu sehen sind, allerdings die Jahrhunderte überdauern und wie die alten Zeichnungen in ferner Zukunft bewundert werden, sei mal dahingestellt.
Raumgreifend sind sie jedenfalls. Die Transportkisten, die Kuratorin und Organisatorin Vanessa Sondermann zur Veranschaulichung in den Korridor stellen ließ, zeugen davon. Schon bald werden die beiden Magazinräume im hinteren Bereich des historischen Einwohnermeldeamtes zu klein sein. 1000 Werke sind hier schon untergebracht. Würde man sie auslagern, gäbe es Platz, die elegante Kunsthalle der berühmten Hochschule um zwei lichtgeschützte Ausstellungssäle zu erweitern. Vanessa Sondermann könnte sich das gut vorstellen.

Volumen: In diesen Kisten sind die neuen Schenkungen für die Akademie-Galerie transportiert worden. Foto: bikö
Störrische Dinge
Das wäre vielleicht auch eine Chance, das Konzept zu überdenken. Wenn sich die Akademie einem breiteren Publikum öffnen will, muss auch die Show offener werden. Noch herrschen vornehme Zurückhaltung und eine seltsame Diskretion. Nicht einmal die Namen der Beteiligten sind den Ankündigungen der neuen Ausstellung zu entnehmen. Vor Ort gibt es nur magere Werkbezeichnungen, keinerlei Angaben zu den Personen und ihren Absichten in der Lehre. Kein verbindender Gedanke. Die pure Kunst – und nicht von der zugänglichen Sorte.

Neue Bildhauerei: Akademie-Professor Koenraad Dedobbeleer hat grüne Keile mit “Dingen” der seltsamen Art gespickt. Foto: bikö
Im ersten Saal stehen fünf grün lackierte, keilförmige Klötze, die der 1975 geborene Belgier Koenraad Dedobbeleer sparsam mit kuriosen Souvenirs bestückt hat: „Things are stubbornly thinglike“ nennt er das (Dinge sind auf hartnäckige Art wie Dinge). Schnappschüsse, Plastiktüte, vergilbte Hefte, ein geplatzter Ball, ein Springseil, Zeug aus dem Ein-Euro-Shop. Was ihm das bedeutet, weiß der Professor für Bildhauerei nur selbst. Eine becircende Wirkung wie die auf einem ähnlichen Konzept beruhenden Arrangements des 2023 verstorbenen Düsseldorfer Kunstpoeten Hans-Peter Feldmann hat die Installation jedenfalls nicht.
Schlüssel zur Kunst

Schlüsselwerk von Ex-Rektorin Rita McBride: überdimensionale Abgüsse von gesammelten Schlüsseln aus aller Welt. Foto: bikö
Vorbei an klappbaren Stahlschienen der in Berlin lebenden, jüngst emeritierten Bildhauerin Franka Hörnschemeyer, einer einsamen Tuschzeichnung von Ellen Gallagher („Water Ecstasy“, man möchte mehr davon sehen) und einigen Schrift-Stücken des Typograhie-Meisters John Morgan geht es zu einer Textilarbeit von Yeşim Akdeniz („Self Portrait as an Orientalist Carpet“). An der Wand lehnen kindsgroße Abgüsse von verschnörkelten Schlüsseln, die Ex-Rektorin Rita McBride in aller Welt gesammelt hat. Am interessantesten gestaltet ist der kleine Zwischenraum, den Sabrina Fritsch im schwarz-weißen Schachbrettmuster streichen und mit schwarzen und weißen Arbeiten bestücken ließ.

Die Skulptur “Knut” hat Alexandra Bircken aus Polyester-Dämm-Material geformt. Im Hintergrund: großformatige Malerei von Andreas Schulze. Foto: bikö
Katharina Wulff steuerte ein paar Insekten im Spinnennetz bei („Die Starken jagen die Schwachen“), der emeritierte amerikanische Foto-Professor Christopher Williams verschenkte eine Studie anmutiger Füße, einer davon mit einem halben Söckchen. Der Maler Andreas Schulze, als Professor auch schon im Pensionsalter, stiftete ein Großformat von vier mal zwei Metern: eine verknotete und abgestützte Stange auf Kobaltblau. Rätselhaft, aber beeindruckend. Das kann man von „Knut“ nicht unbedingt sagen. Die Bildhauerin Alexandra Bircken dachte vermutlich an den unglücklichen Berliner Eisbären, als sie ihre 2,40 Meter hohe Skulptur „Knut“ aus weißer Polyesterwattierung knickte und klebte. Eine Herausforderung jedenfalls für künftige Restauratoren.
Was, wann und wo?
Unter dem Titel „Bildspeicher III“ zeigt die Akademie-Galerie am Burgplatz 1 neue Werke ihrer Sammlung. Bis 12. Januar, geöffnet nur am Wochenende Freitag bis Sonntag, 12 bis 18 Uhr. Zwischen Weihnachten und Neujahr geschlossen. www.kunstakademie-duesseldorf.de