Düsseldorf: Stolperstein für Wilhelm Zitschka – obwohl er den Nazi-Terror überlebte
382 Stolpersteine sind in Düsseldorf für die Opfer des Nazi-Regimes verlegt. Am Freitag (11.10.) erhielt zum ersten Mal ein Mann einen Stolperstein, obwohl er erst 1960 starb. Wilhelm Zitschka trug bis zu seinem Tod den Vermerk „Straftäter“ in seiner Akte.
Zitschka wurde 1880 in Großauheim bei Hanau in Hessen geboren und lebte seit 1928 in Düsseldorf. Er war gelernter Silberschmied, wohnte und arbeitet in seinem Laden im Haus an der Hunsrückenstraße 4. Während der NS-Zeit kam Zitschka mehrfach wegen „homosexueller Kontakte“ vor Gericht. Das Landgericht Düsseldorf verurteilte ihn zuletzt am 22. April 1941 zu zwei Jahren Gefängnis wegen Verstößen gegen § 175 und stufte ihn als „gefährlichen Gewohnheitsverbrecher“ ein, weil er ein „rückfälliger Homosexueller“ sei. Er kam ins Zuchthaus Anrath. Weil ihm die Sicherungsverwahrung oder die Einweisung in ein KZ drohten, wurde er dazu gebracht, einer angeblich „freiwilligen“ Entmannung zuzustimmen. Die Kastration wurde am 14. Mai 1941 im Gefängniskrankenhaus/Ulmer Höh´ in Düsseldorf-Derendorf durchgeführt.
Wilhelm Zitschka überlebte den Gefängnisaufenthalt und die NS-Zeit. Der Paragraph 175 wurde erst 1994 gestrichen und die Unrechtsurteile 2002 aufgehoben. Als Zitschka am 7. Januar 1960 im Alter von 79 Jahren starb, war in seinem Führungszeugnis immer noch „Straftäter“ zu lesen.
Da es das Haus an der Hunsrückenstraße nicht mehr gibt und dort die Kunsthalle und das Kom(m)ödchen ihren Platz fanden, wurde der Stolperstein für Wilhelm Zitschka auf dem Kay-und-Lore-Lorentz-Platz verlegt. Der Leiter des Kom(m)ödchens, Kay Lorentz, übernahm die Patenschaft für den Stolperstein.
Astrid Hirsch-von Borries, die in der Mahn- und Gedenkstätte die Verlegung der Stolpersteine verantwortet, konnte am Freitag auch die Stolpersteine für Abraham Gluskin sowie für Erich und Antonie Felsenthal an ihre ursprünglichen Orte zurückbringen. Wegen Bauarbeiten waren die Steine entfernt worden und liegen nun wieder an der Ackerstraße 144 beziehungsweise Kasernenstraße 17-19.
Weitere Steine wurden mit Paten in Holthausen und Golzheim verlegt. Außerdem wurde der Stolperstein für Else Gores an der Oberbilker Allee 284 ausgetauscht. Durch Forschungen haben sich neue Fakten ergeben, die die Aktualisierung erforderten.
Bis Ende des Jahres wird die Zahl der Stolpersteine nochmals steigen.