Düsseldorf Himmelgeist: Kein endgültiger Abschied von der Kastanie
Über 80 Freunde und Freundinnen der Himmelgeister Kastanie gaben dem Baum am Freitagnachmittag (11.10.) das letzte Geleit. Denn nachdem der Baum bereits im Jahr 2015 bis auf den Stamm eingekürzt worden war, musste jetzt auch der Rest gefällt werden. Alle bewegte die spannende Frage, ob wenigsten die Holzschnitzerei „Jüchtwind“ im Stamm gerettet werden konnte.
Zwei Jahrhunderte prägte die Himmelgeister Kastanie das Bild in der Jücht. Die Rosskastanie hat einen eigenen Freundeskreis, eine Postadresse und dadurch internationale Berühmtheit erlangt. Im Jahr 2006 setzte ein Pilz dem Baum so zu, dass sie ernsthaft erkrankte. Das Garten- und Forstamt versuchte bis 2015 alles, um den Traditionsbaum zu erhalten. Doch schließlich musste die Kastanie abgetragen werden, weil sie bruchgefährdet war. Das komplette Fällen wurde verhindert und stattdessen vom Holzbildhauer Jörg Bäßler das Kunstwerk „Jüchtwind“ in den Stamm gesägt. Aber der Verfall des Baumes setzte sich fort und die Standsicherheit war im Sommer 2024 nicht mehr gegeben.
Deshalb rückten das Garten- und Forstamt mit Kettensägen an, um den Stamm zu fällen. Andreas Vogt, den gemeinsam mit dem Freundeskreis, mit dem Baumes eine langjährige Beziehung verbindet, hatte sich bereits damit abgefunden, dass die Kastanie nun endgültig verschwindet. Doch er hatte nicht mit Willi Stoffels und seiner Familie gerechnet. Die Ur-Himmelgeister hängen an dem Baum und haben außerdem Fachwissen als Gartenbauunternehmen und Landschaftsarchitekt. Sie entwickelten die Idee die Skulptur des Jüchtwindes zu erhalten, wenn der Baum nicht schon so marode ist, dass der Stamm bei der Fällung zerfällt.
Gespannt verfolgte Familie Stoffels, Andreas Vogt, Umweltdezernent Jochen Kral und viele weitere Menschen, wie die Kettensäge angesetzt wurde. Über ein Seil gesichert fiel der Stamm dann recht schnell – und blieb im Bereich der Schnitzerei stabil.
Aufatmen auf allen Seiten. Zwar war ein Arm abgebrochen, aber das störte niemanden. Für Interessierte wurden noch Holzstücke als Erinnerungsstücke aus dem Stamm gesägt, bevor das Stoffels Team sich ans Werk machte. Der Teil des Stamms mit der Schnitzerei wird nun erst einmal lange zwischengelagert. Denn wie Kaminholz muss alles durchtrocknen, bevor an eine weitere Verarbeitung gedacht werden kann. Damit bleibt genug Zeit zu überlegen, wie und wo der Jüchtwind künftig in Himmelgeist zu sehen sein wird. Einig ist man sich, dass sie den Ortskern schmücken soll. Von vielen Seiten kamen bereits Zusagen das Projekt zu unterstützen.
So war es am Freitag kein Abschied für immer. Ein kleiner Trost ist auch die junge Kastanie, die bereits 2007 als Ersatz für den alten Baum gepflanzt wurde. Sie wächst und gedeiht und hat auch immer noch die Postadresse der Himmelgeister Kastanie. Interessierte, die testen wollen, ob es wirklich eine Antwort auf Post an die Kastanie gibt, können dies mit einem Brief oder einer Karte an Himmelgeister Kastanie, Kölner Weg, 40589 Düsseldorf, tun.