Düsseldorf: Menschen mit Hörschädigungen gestalten Kunst mit Tina Reichel
Die Künstlerin Tina Reichel, die seit 2023 Düsseldorf zu ihrem Schaffenort erklärt hat, ist bekannt durch Ihre Skulpturen, die sie Cocoons nennt. Im Gegensatz zu ihrer Farbgestaltung, bei denen „laute“ Töne vorherrschen, hat sie jetzt gemeinsam mit dem Lions Club Düsseldorf ein inklusives Projekt gestartet, bei dem es eher um „leise“ Töne geht. Das Wortspiel wird deutlich, wenn man sich anschaut, wer am Mittwoch (2.10.) gemeinsam mit Tina Reichel an einem riesigen Kunstwerk von 10 x 2 Meter Größe arbeitete.
Das Foyer des ZOM I der Universitätsklinik Düsseldorf wurde für einen Nachmittag zum Atelier. Die Künstlerin gestaltete mit hörgeschädigten Kindern und Erwachsenen die XXL-Leinwand mit dem Ziel, Kunst und Farben auf eine fühlbare Art zu erleben.
Die Zusammenarbeit mit dem Hörzentrum der Uniklinik Düsseldorf, unter der Leitung von Prof. Dr. med. Thomas Klenzner, hatte der Lions Club Düsseldorf vermittelt, der sich schon lange für die Patienten dort engagiert. Ziel des Projektes ist es die Menschen in die Welt der Farben und Formen eintauchen zu lassen. Denn Reichel weiß, Kunst ist pure Emotion und durch das Berühren und Spüren der Farbe werden besondere Erlebnisse vermittelt. Für sie ist das Projekt eine Herzensangelegenheit. Sie ist überzeugt, dass Kunst für jeden da ist, eine universelle Sprache, die alle verbindet und nicht nur ein Bild an der Wand. „Kunst schafft Räume, in denen jeder die Freiheit hat, kreativ zu sein, und beweist, dass Kunst die Kraft hat, Menschen zu verbinden, Inklusion zu fördern und die Welt ein kleines bisschen heller zu machen“, erklärte die Künstlerin.
Nachdem sich alle mit Schürze, Palette und Pinsel ausgestattet hatten, ging es an die Farbauswahl. Viele kräftige Töne standen zur Auswahl, darunter auch Farben, die im Dunklen leuchten. Nach ersten zaghafteren Versuchen auf der Leinwand, die Reichel vorbereitet hatte, wurde die Kunstwerke immer größer und farbenfroher. Ein Regenbogen aus verschiedenen Formen, ein Labyrinth in Blautönen oder bunte Linien, die nach und nach die komplette Leinwand eroberten. Worte brauchte es dabei nicht viele und auch Prof. Dr. med. Thomas Klenzner und Sebastian Zajons vom Lions Club Düsseldorf entdeckten ihre Freude am Mitgestalten.
„Für unsere Patientinnen und Patienten wird die Teilnahme an dem Kunstprojekt ein ganz besonderes Erlebnis sein. Sie erhalten die Gelegenheit, einen künstlerischen Freiraum für sich zu nutzen und sich auf ganz besondere, kreative Art und Weise mitzuteilen“, betonte Prof. Klenzner.
Doch damit war erst der Beginn des Projekts realisiert. Denn aus dem Gemeinschaftswerk wird Reichel über 20 einzigartige Kunstwerke in Form von Cocoons erstellen. Außerdem entstehen limitierte Drucke der einzelnen Teile. Alles wird in einer Wanderausstellung im Rheinturm, im Rathaus und im Stadtmuseum zu sehen sein, bevor die Werke bei einer Spenden-Gala versteigert werden. Der gesamte Erlös kommt dem Projekt der „Lions-Förderung für hörgeschädigte Kinder“ am Hörzentrum des Uniklinikums Düsseldorf zugute. Dort freut man sich über das Engagement, denn die Anschaffung moderner Diagnostikinstrumente und spezieller Tools, die gezielt in der Hör- und Sprachdiagnostik für Kinder eingesetzt werden, sind teuer und ohne Spenden nicht zu finanzieren. Aber dadurch kann die Lebensqualität der Betroffenen maßgeblich verbessert werden, indem nicht nur das Hörvermögen, sondern auch die sprachliche und soziale Integration gefördert wird.