Düsseldorf Gerresheim: Klares Votum für Tunnelquerung am Bahnhof
Tunnel oder Brücke? 40 Millionen Euro versus 12 Millionen Euro (zu Baupreisen von 2022)? Wer allein die Kosten einer Querung der Gleise in Düsseldorf Gerresheim gegeneinander abwägt, landet sofort bei der für den Steuerzahler preiswerteren Lösung. Zwar ist Düsseldorf im Unterschied zu den Städten im Umland nicht Pleite. Dennoch ist auch hier Sparsamkeit angesagt. Die für Gerresheim zuständige Bezirksvertretung (BV) 7 hat sich hingegen bei zwei Enthaltungen einstimmig für eine Unterquerung entschieden und empfiehlt dem Rat ein Votum für die Tunnellösung. Im Oktober soll der Ordnungs- und Verkehrsausschuss diskutieren, im November könnte der Rat die Grundsatzentscheidung über Tunnel oder Brücke fällen. Löst sich jetzt ein seit drei Jahrzehnten diskutierter Verkehrsknoten in Gerresheim?
Jetzt steht eine Grundsatzentscheidung an
Vielleicht. Bei einer Grundsatzentscheidung würde eine zweijährige Planungsphase beginnen anschließend: die Bauarbeiten. „Frühestens in sieben bis acht Jahren wäre die Unterführung fertig“, schätzt der 2. stellvertretende Bezirksbürgermeister Julian Deterding (FDP). Er hatte am Mittwochabend (2.10.) zum Gerresheimer Bahnhof geladen, um die Entscheidung mit Bürgern zu diskutieren. 20 Personen waren gekommen.
Die nächste Kommunalwahl naht
Darunter waren etliche, die seit Jahrzehnten für die Unterführung kämpfen. Sie freuten sich über den klaren Beschluss der Bezirksvertretung 7 in ihrem Sinne; haben aber auch schon eine Menge „Stopp and Go“ am Gerresheimer Bahnhof erlebt. Das hat sie skeptisch werden lassen – lang diskutierte Probleme vor Wahlterminen wieder zum Thema werden.
Das sind die Klippen für das Projekt
Die Klippen für das Projekt Gleisquerung in Düsseldorf Gerresheim sind zahlreich. Das alte Bahnhofsgebäude ist denkmalgeschützt. Unter dem Gelände der ehemaligen Glashütte ist eine FCKW-Fahne im Boden entdeckt worden – das bedeutet Gefahr fürs Trinkwasser. Und im Osten soll irgendwann der Radschnellweg von Wuppertal in Gerresheim anlanden. Es ist völlig unklar, wie die Radfahrer über die Gleise und weiter in Richtung Innenstadt kommen sollen.
Für Bürger und BV kommt nur die Tunnellösung in Frage. Hauptargument: zumindest auf der Bahnhofsseite könnte Rampen gebaut werden, über die Gerresheim Süd eine barrierefreie Verbindung zur Heyestraße hin bekämen. Dazu müsste der Rampenbeginn im Vergleich zum heute steilen Treppenabgang 30 Meter weiter entfernt beginnen. Mehr als 5 Prozent Steigung soll Rollstuhlfahrenden, Rollator-Nutzenden und Kinderwagen-Schiebenden nicht zugemutet werden. Die Röhre selbst soll laut den der BV vorgelegten Plänen nicht 2,45 Meter breit sein – so wie heute – sondern drei Mal so breit: neun Meter. Das würde auch Radfahrenden genug Platz bieten; sie sollten vom Rad absteigen, um ein konfliktfreies Miteinander zu ermöglichen. Auf der Südseite allerdings sind alle auf Aufzüge und Treppen angewiesen. Dort fehlt der Platz für raumgreifende Rampen.
„Aufzüge sind häufig kaputt“
Die preiswertere Überquerung wird von den Anwohnern abgelehnt, weil sie als weniger barrierefrei gilt. Zwar soll auch sie Aufzüge zu den Bahnsteigen bekommen, aber diese seien ja häufig kaputt. Und dann wäre gegenüber dem Istzustand nichts gewonnen für weniger mobile Menschen: Sie stünden auf den Bahnsteigen und kämen nicht auf die Straße – oder würden die S-Bahnen und Regio-Bahnen gar nicht erreichen können, sondern müssten per Straßenbahn zum Hauptbahnhof fahren.
Für eine Fortführung des Radschnellwegs aus Wuppertal in die Düsseldorfer Innenstadt, so Dezernent Kral, müsste eigentlich erst das Glasmacherviertel bebaut sein. Dann könne man entscheiden, wie es wo genau weitergehe. Alle heutigen Lösungen führen durch Engstellen oder machten Radwegbauten in Naturschutzgebieten erforderlich.
Am Ende zahlt immer der Steuerzahler
Verkehrsdezernent Jochen Kral hat versucht, die Bezirksvertretung für die Überquerungsvariante zu gewinnen. Die zwölf Millionen Euro dafür würden sofort von der Deutschen Bahn übernommen, sagte er. Doch die Diskussion darüber, was es die Stadt Düsseldorf kosten wird, führt in die Irre. Denn auch die Deutsche Bahn würde sich die Millionen über eine Förderung des Landes NRW zurückholen. Egal, welcher Bundes- oder Landestopf für Zuschüsse erfolgreich angezapft wird: Am Ende muss der Steuerzahler für die Querung in Gerresheim aufkommen.
Was den Heerdtern recht ist, ist den Gerresheimern billig
Die Tunnelbefürworter aus Gerresheim machen daraus ein starkes Argument. Bislang bekamen sie zu hören, Vergleiche mit den Kosten für eine neue Oper seien weit am Thema vorbei. Nun müssen sie nur auf die Tunnelträume des Oberbürgermeisters für Düsseldorf Heerdt verweisen. Wenn es den Heerdtern nicht zuzumuten sei, dass eine Hochstraße ihr Viertel zerschneide, gelte das ja auch für den Anschluss von Gerresheim Süd an den Rest des Quartiers.