Bahnhofsviertel Düsseldorf: Am Kap 1 wird ein Durchgangsort zum Begegnungsort
Hier verharrt normalerweise niemand. Keiner ruft „Ach bleib doch noch ein bisschen“. Dieser Platz ist rasch zu überqueren. Ob Hackfleisch im Sonderangebot bei Lidl, das neue Kopfgespinst von David Precht in der Zentralbibliothek oder eine Prise Kapitalismuskritik im FFT: Irgendwas treibt sie alle an. Schnell weiter, denn wir haben doch keine Zeit. Das ändert sich an diesem Donnerstag (26.9.). Eine bunte Truppe schraubt Bretter zusammen zu einer Bank, isst Kuchen, trinkt Kaffee, schwätzt. Schießt Polaroids von sich und den anderen. Macht Tonaufnahmen. Plötzlich verwandelt sich die zugige Ecke vor dem Kap 1 – vom Durchgangsort zum Begegnungsort.
Alle packten mit an.
Aneinander vorbei oder aufeinander los
Darauf hatten Alice Ferl und Raphael Kiczka gehofft, als sie zusammen mit Fifty-Fifty, „Arbeit und Leben NRW e.V:, der Hochschule Düsseldorf und Barbara Kempnich die fünf Platz-Termine erdacht haben. Da, wo sonst alle achtlos aneinander vorbeigehen und manchmal aufeinander losgehen, sitzen Menschen zusammen und erzählen von ihren Erlebnissen in der Bahnhofsgegend. Was sie hier mögen. Was nicht mögen. Allein dadurch, dass sie alle hier zusammenkommen, verändern sie den Platz, der niemand lange bei sich behält. Jetzt will niemand schnell weiter. Ganz im Gegenteil.
Posen und erzählen
Einer kniet und fordert ein Foto von sich. Andere erzählen leise aus ihrem Leben. „Wir vom FFT geben hier nichts vor, aber wir hoffen, dass sich durch die Aktionen hier auf dem Platz etwas ändert“, sagt Alice Ferl. An diesem Donnerstag steht „Werkstatt“ auf dem Programm. Die Bank, die alle gemeinsam zimmern, ist der Magnet, der sie zusammengebracht hat. Niemand führt hier am Nachmittag das große Wort. Sagt allen anderen, wo es lang geht. Stattdessen drehen sie mit Spaß Spaxschrauben ins Holz und stellen sich hinter der selbst gezimmerten Bank zu einem Gruppenbild zusammen, wie die Pioniere, die den Wilden Westen erobert haben.
Fünf Ansätze, etwas zu entwickeln
Das Bahnhofsviertel ist ein rauher Ort, der seinen Charme gut zu verbergen weiß. Auf dem Platz vor dem Kap 1 könnte ein Ort der Begegnung und des Austausches entstehen. Wer weiß. Am Dienstag, 8. Oktober, lädt die ehemalige Chefin der Bahnhofsmission Barbara Kempnich von 14 bis 17 Uhr zu „Beobachtungen“ ein. Am Mittwoch, 13. November, 12 bis 15 Uhr läutet die Fachhochschule Düsseldorf die Glocke: „Mittagspause“. Was von all den Terminen, Begegnungen und Gesprächen übrig bleibt, soll am Dienstag, 3. Dezember, 16 bis 19 Uhr zu sehen sein. Dann entsteht vor dem Kap1 der Marktplatz, vielleicht mit ein wenig Weihnachten im Gepäck und einem Best of aus den Bildern und Originaltönen, die die Platzhirsche vom FFT in den Monaten zuvor fleißig gesammelt haben.