Düsseldorf: Das Bahnhofsumfeld soll sicherer werden
Eine große Aufgabe haben sich die Stadt Düsseldorf, die Polizei und Bundespolizei bis 2028 gestellt. Mit dem gemeinsamen Projekt “Sicherheit im Bahnhofsumfeld” (SiBu) soll es sicherer und sauberer werden. Dabei ist mit dem Bahnhofsumfeld nicht nur die unmittelbare Umgebung gemeint, sondern umfasst das Gebiet zwischen Oststraße, Hüttenstraße, Krupp-/Werdenerstraße und im Zentrum etwas gezackt von der Albert- über Gerresheimer, Karl-Anton und Klosterstraße.
Im Rathaus unterschrieben am Dienstag (24.9.) Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Polizeipräsidentin Miriam Brauns sowie Helge Scharfscheer, Vizepräsident der Bundespolizeidirektion Sankt Augustin, eine Kooperationsvereinbarung.
Ziel sei es, die objektive Sicherheit, das Sicherheitsgefühl der Bürger*innen und die Aufenthaltsqualität zu verbessern, betonte Keller. Nicht am Tisch saßen die Organisationen wie Drogenhilfe oder Streetwork, obwohl soziale und gesundheitliche Hilfsangebote gestärkt und erweitert werden sollen. Dass diese, ebenso wie die Anwohner*innen oder die bereits existierenden Initiativen eingebunden werden, ist Aufgabe der Projektleitung. Diese übernehmen Michael Hüttermann aus dem Ordnungs- und Gesundheitsdezernat sowie Mejrem Imer aus dem Dezernat für Kultur und Integration.
Die Aufgabe ist groß, denn auch jetzt schon haben Stadt, Polizei und Bundespolizei mit zahlreichen Maßnahmen versucht eine Verbesserung herbeizuführen. Allerdings gaben sie zu, dass durch Vernetzung und Absprachen untereinander dies deutlich effektiver geschehen könnte. Man hat die Erfahrung gemacht, dass jede Aktion Folgen nach sich zieht, die gegebenenfalls an anderer Stelle wieder eine Verschlechterung der Situation verursache. Daher müsse fein abgestimmt werden was Sinn mache und sicherlich ginge es auch bei SIBU immer wieder um Versuche, die auch scheitern könnten.
Die Komplexität stellte der Leiter der Polizeiinspektion Mitte, Thorsten Fleiß, dar. Wird ein Mensch am Worringer Platz von Einsatzkräften wegen Delikten gestellt und ein Bereichsbetretungsverbot ausgesprochen, hat dieser eventuell dort seine Anlaufstelle für die Substitution und ist darauf angewiesen die Drogenhilfe an der Erkrather Straße aufzusuchen – damit macht die Maßnahme keinen Sinn. Ebenso führe eine Razzia am Worringer Platz dazu, dass sich die Szene in Seitenstraßen oder zum Konrad-Adenauer-Platz verlagere.
Die Bundespolizei hat es mit verschiedenen Straftaten und Tätern zu tun. Das können Reisende, Jugendliche, Menschen, die den Bahnhof als Aufenthaltsort nutzen oder Pendler*innen sein. Die Zahl der erfassten Delikte habe sich stark erhöht, berichtet Silke Bußkamp, Dienststellenleiterin der Bundespolizei am Hauptbahnhof Düsseldorf. In Absprache mit der Düsseldorfer Polizei endet die Zuständigkeit der Bundespolizei allerdings an den Zu-/Ausgängen des Gebäudes.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “In diesem Projekt … werden entsprechende Ideen und Handlungsweisen erarbeitet. Dabei gelten keine Grenzen – seien es ordnungspolitische, soziale oder städtebauliche Maßnahmen. Bewährte Maßnahmen werden evaluiert und – falls notwendig – weiterentwickelt.”
Die Projektstruktur soll schnelle Entscheidungen und möglichst kurze Wege gewährleisten. Externe Akteure wie die Deutsche Bahn, Rheinbahn, Anwohner*innen, Gewerbetreibende und soziale Träger sollen eingebunden werden und bei der Entwicklung von Maßnahmen beteiligt werden.
Bereits jetzt wurde die Präsenz des Ordnungs- und Servicedienstes sowie der Polizei vor Ort erhöht und die Reinigungsintervalle verkürzt. So wird beispielsweise der Worringer Platz dreimal täglich vollständig gereinigt. Auf dem Worringer Platz setzt man verstärkt auf Kulturelle Aktionen. Es soll als Reallabor ein Teilprojekt des durch den Bund geförderten Gesamtprojekts KreativraumD werden, das die Entstehung kreativer Räume unterstützt, um damit einen Beitrag zu Stadt- und Quartiersentwicklungsprozessen zu leisten. In Abstimmung mit der Diakonie wird ein Quartiersmanagement installiert.
Kommentar: Eine komplexe Aufgabe
Die Beteiligten haben erkannt, das Zusammenarbeit Sinn macht und man nur so Erfolge erzielen kann. Nach dem Projekt in der Altstadt geht man nun den nächsten Problembereich an. Die Stadt führt das Projekt NUB, bei dem Drogenabhängigen, die zum Teil im Loch des Grand Central hausten, eine Perspektive an der Moskauer, jetzt Markenstraße, geboten wird, als erfolgreiches Beispiel an. Ist es sicherlich, nur die Menschen, die sich auf den Plätzen aufhalten und den Unmut vieler erzeugen, nutzen ihn zum Teil als Treffpunkt, weil sie nicht alleine zuhause sein wollen. Zahlreiche haben eine Wohnung, halten sich aber trotzdem auf den Plätzen auf, um Gemeinschaft zu erleben. Dazu gehört oft der Konsum von Alkohol, der in vielen Tagesaufenthalten verboten ist. Ihnen eine Fläche zu bieten, hatten die Streetworker versucht und die Fläche neben dem Gesundheitsamt an der Warschauer Straße vorgeschlagen. Sicherlich nicht für alle attraktiv, aber bestimmt wieder für eine Gruppe, die dort auch von Streetwork etc. erreicht werden könnte. Dies wird von der Stadt immer noch abgelehnt, da aufwendige Maßnahmen wie Toiletten, Überdachungen etc. erforderlich seien. Dies besteht auf den aktuell genutzten Plätzen auch nicht – offenbar ist hier noch eine unterschiedliche Sichtweise, wie die Bedarfe aussehen.
Die Entfernung von Bänken, um die Menschen daran zu hindern sich zu treffen, hat sich als nicht zielführend erwiesen. So werden am Hauptbahnhof die Mäuerchen genutzt. Aber alles führt dazu, dass sich die Menschen, die dort ihren Aufenthalt suchen, als minderwertig und abgehangen fühlen. Sie sollen möglichst aus dem Stadtbild verschwinden, damit der Hauptbahnhof als Eingangstor und Visitenkarte der Stadt glänzt, wie Keller erklärt. So sehen dann auch die Pläne für die Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes aus, der gemeinsam mit der Deutschen Bahn gestaltet wird. Eine weitere Verdrängung der Menschen wird die Folge sein und da helfen auch keine verlängerten Öffnungszeiten der Tagesaufenthalte. Bleibt immer noch die Idee, die Pizzeria auf dem Worringer Platz zu entfernen und zur Anlaufstelle zu machen, mit Sozialarbeitern und Drogenhilfe. Wie OB Keller betont stehen für das Projekt ja Geldmittel zur Verfügung. Vielleicht sinnvoller als Kultur auf einem Platz zu etablieren, der für viele Menschen jetzt schon ein Treffpunkt ist.