Düsseldorf: Ein sicherer Radweg auf der Graf-Adolf-Straße – wenn auch nur für Stunden
Die Graf-Adolf-Straße ist eine vielbefahrene Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Rhein. Für den Autoverkehr gibt es zwei Fahrspuren in jede Richtung und einen Parkstreifen. Für Radfahrer*innen gibt es erst am Schwanenspiegel einen gesicherten Radweg – eingerichtet, nachdem dort eine Radfahrerin tödlich verunglückte. Das Motto der Stadt Düsseldorf „Mobilität neu denken“ lässt auf der Graf-Adolf-Straße zu Wünschen übrig. Das sollte eine Aktion verschiedener Organisationen am Samstag (17.8.) verdeutlichen, die jeweils eine der Fahrspuren zum Radweg wandelte. Viele Radfahrer*innen nutzen die Gelegenheit zur sicheren Fahrt und wünschen sich mehr davon. Das Beispiel Luegallee hat gezeigt, dass es gehen kann.
Verwaltungsvorlage existiert – wird aber zurückgehalten
Dabei keimte Anfang Juni 2024 Hoffnung bei vielen Radler*innen auf. Denn die Verwaltung hatte eine Vorlage für sichere Radwege auf der Garf-Adolf-Straße erarbeitet. Sogar die Anlieger und die Interessengemeinschaft hatten mitgewirkt, denn sie haben erkannt, dass die Attraktivität der Graf-Adolf-Straße eng mit der Verkehrssituation verbunden ist. Obwohl sich die Vorlage nur für einen Verkehrsversuch aussprach, wurde sie von den Tagesordnungen der Ausschüsse genommen und auf 2025 verschoben. Ein Schelm wer dabei an die Kommunalwahl 2025 denkt?
CDU und FDP offenbar gegen Ausbau Radverkehr
Welche Parteien die Mobilitätswende in Düsseldorf vorantreiben wollen, war auch bei der Aktion am Samstag zu erkennen. Bündnis 90 /Die Grünen und Die Linke waren vor Ort. Bürgermeisterin Clara Gerlach (Grüne) und Sigrid Lehmann (Linke) machten ihre Position gemeinsam mit Jan-Philipp Holthoff vom ADFC und Künstler Markus Ambach deutlich.
Forderung nach sicheren Radwegen
Extinction Rebellion und das Bündnis Mobilitätswende haben bereits mehrfach PopUp-Radwege initiert, um auf die Notwendigkeit von sicherer Fahrradinfrastruktur hinzuweisen. Die politische Mehrheit in Düsseldorf scheint aber immer noch die Autofahrer*innen zu priorisieren. Wenn man einen Blick auf die Kennzeichen der Fahrzeuge am Samstag auf der Graf-Adolf-Straße warf, waren es deutlich mehr Auswärtige als Düsseldorfer. Der Versuch die Autofahrer*innen durch höhere Parkgebühren abzuschrecken, scheint nicht zu funktionieren. Von einer autofreien Kö und der Aufwertung als Flaniermeile ganz zu schweigen.
Petition „Für ein verkehrsberuhigtes, klimaneutrales Düsseldorf!“
Das Bündnis Mobilitätswende Düsseldorf kritisiert, dass die in Düsseldorf verabschiedeten Ziel-Konzepte für die Entscheidungen von Verwaltung und Politik zu wenig oder gar nicht berücksichtigt werden: Das Verkehrswendekonzept „Mobilitätsplan D“ (2019) und die städtebauliche Gesamtplanung „Raumwerk D“ (2023) enthalten zukunftsweisende Leitideen und Ziele für eine klimaneutrale, menschenfreundliche Zukunft der Stadt und fordern eine Umverteilung des öffentlichen Raums zugunsten des Umweltverbundes. Die sogenannte „Merit-Order“ des Umweltamtes (2021) benennt zahlreiche Maßnahmen zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2035. Dafür müsste das vom Stadtrat 2019 beschlossene Klimaziel „Vision Zero“ für mehr Sicherheit im Straßenverkehr bis 2030 (keine Verkehrstoten, weniger Schwerverletzte) konsequent verfolgt werden. Die Verkehrssicherheit sowie Luft- und Lärmschutz würden sich durch Verlangsamung des Individualverkehrs mit Tempo 30 und Umstieg auf den Umweltverbund deutlich erhöhen; dafür müssten der ÖPNV und die Rad-Infrastruktur ausgebaut und der Fußgängerverkehr in Düsseldorf gefördert werden.
„Die Ziele für die Verkehrswende sind weitgehend beschlossen – was fehlt, ist die Umsetzung durch die Stadt!“ so heißt es in der Online Resolution des Bündnisses Mobilitätswende „Für ein verkehrsberuhigtes, klimaneutrales Düsseldorf!“. Darin wird von Oberbürgermeister, Verwaltung und Politik die Umsetzung schon beschlossener Zielkonzepte gefordert:
- Die Vorlage einer konkreten Maßnahmen-Planung zu jedem der zehn Handlungsfelder des Mobilitätsplan D.
- Tempo 30 zur Verkehrsberuhigung auf möglichst vielen Straßen und Schaffung autofreier Zonen.
- Beschleunigte Fertigstellung des Radhauptnetzes, neben den schon beschlossenen Radleitrouten 1 u. 2 (Nord/Süd, Ost/West) auch der Radleitrouten 3-6; Ausbau von innerstädtischen Radwegen, u.a. auf Graf-Adolf-Straße, Kö, Hütten- und Oststraße; Planung von Fahrradstraßen.
- Umgestaltung von Parkraum für Autos in „erlebbare Aufenthaltsräume“ und Nutzung für den Umweltverbund sowie für Stadtbegrünung und Klimaschutz.
- Ausbau eines barrierefreien ÖPNV
Hier geht es zur Petition. Die Unterschriften sollen dem Dr. Stephan Keller und dem Verkehrsdezernenten Jochen Kral Ende September überreicht werden.