Hat die Rheinbahn ein Klüngel-Problem? – Kommentar
Im April 2023 stieg Annette Grabbe als kaufmännischer Vorstand bei der Rheinbahn ein und wurde Ende September 2023 zur Arbeitsdirektorin berufen. Vorangegangen war das plötzliche Ausscheiden vom Klaus Klar zum 31. Juli 2023. Wie Grabbe in einem Interview mit der Rheinischen Post betont, habe sie bereits vom „ersten Tag an gespürt, dass etwas nicht stimmt“.
Transformationsprozess
Gemeinsam mit Vorstand Michael Richarz will Grabbe nun einen umfassenden Transformationsprozess starten. Grundlage dafür sei unter anderem eine Analyse des Unternehmens, bei der auch die Mitarbeitenden einbezogen wurden. Vor Gericht wird aktuell noch geklärt, ob Mitglieder des Betriebsrats zu viel Gehalt beziehen. Von zwei Betriebsräten ist die Rede, von denen Rückzahlungen gefordert werden und deren Gehalt reduziert werden soll. Unklar ist dabei die Rolle von Klaus Klar. Auch gegen ihn will man nun juristisch wegen Fehlverhalten vorgehen, wie der Aufsichtsrat in dieser Woche entschieden hat.
Dabei kommt dem Aufsichtsrats eine diskussionswürdige Rolle zu. Denn dessen Aufgabe besteht in der Kontrolle des Vorstands, ob dieser das Unternehmen ordnungsgemäß führt. Dies bezieht sich auf rechtlich korrektes Verhalten, sowie auf die Prüfung der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsführung des Vorstands. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende, Andreas Hartnigk, legte den Vorsitz zum 1. Juli nieder – aus beruflichen Gründen, hieß es. Er bleibt weiter Mitglied. Als Nachfolger wurde Rolf Tups gewählt, der dem Aufsichtsrat bereits seit 2014 angehört.
Rolle des Aufsichtsrats
Stellt sich die Frage, warum der Aufsichtsrat nichts von den Missständen bei der Rheinbahn mitbekommen hat, wo er doch eigentlich den Vorstand kontrollieren soll? Und wären dann nicht auch hier personelle Veränderungen angesagt? Davon ist nicht die Rede. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller betont in der RP – für die Stadt als Eigentümer der Rheinbahn – „Vetternwirtschaft wird nicht geduldet“ und „Wir haben über Jahre nicht gut genug hingeschaut“. Es gab offenbar Fälle von Absprachen zulasten Dritter, anonyme Briefe, Einbrüche, Akten-Diebstähle aus Büros und manipulierte Unterlagen.
Rheinbahnvorstand, Aufsichtsratsvorsitzender und Oberbürgermeister zeigen demonstrative Einigkeit, so die RP. Die Verkehrswende in Düsseldorf kann nur gelingen, wenn die Mobilität den ÖPNV, das Sharing und den Radverkehr mehr in den Fokus nimmt. Kundenzufriedenheit ist seit Jahren ein Ziel der Rheinbahn. Doch Fachkräftemangel und hoher Krankenstand wirken sich auf das Angebot der Rheinbahn aus. Um als attraktiver Arbeitgeber zu gelten, sollte die Rheinbahn nicht nur in einen modernen Fuhrpark und Digitalisierung investieren, sondern auch in ihre Mitarbeitenden. Dazu gehört, dass diese Wertschätzung erhalten – auch für langjährige Betriebszugehörigkeit. Mitarbeitenden mehr Verantwortung zu geben, wird leider oft so empfunden, dass dies mit mehr Arbeit verbunden ist. Hier ist eine Kommunikation auf Augenhöhe und Sozialkompetenz erforderlich – Fähigkeiten, die nicht unbedingt zum Anforderungsprofil von Führungskräften gehören. In der Unternehmensanalyse wurden Defizite in der Führungsorganisation erkannt, was zur Trennung von Mitarbeitenden geführt habe.
Ein schwieriger Weg ein Traditionsunternehmen zukunftsfähig zu machen und dabei alle mitzunehmen.