Düsseldorf: Zwei neue Könige und eine Regimentskönigin für die Sebastianer von 1316
Während Schützenvereine wie in der Nachbarstadt Neuss noch darüber diskutieren, ob Frauen Mitglieder werden dürfen, sind die Düsseldorfer bereits mehrere Schritte weiter. So haben die Sebastianer von 1316 seit Dienstabend (15.7.) eine neue Regimentskönigin. Michéle Locker gelang es um 18:40 Uhr mit ihrem Schuss auf die Königsplatte diese zu spalten, aber ein Rest blieb stehen. Sie war bereits wieder auf dem Weg zu ihren Kamerad*innen, als ein Aufschrei durch die Menge ging. Denn die Platte fiel – mit Verspätung – dann doch noch komplett. Der Jubel war groß – sie ist die dritte Frau, die das Regiment als Königin repräsentiert.
Zwei Frauen, Michéle Locker und ihre Mutter, und sehr viele Männer nahmen am Schießen auf die Königsplatte teil. Wenn man nun weiß, dass Vater Michael Hermanns 1. Hauptmann der 10. Grenadiere Germania ist, bekommt man eine Vorstellung davon, dass es sich um eine Familie handelt, bei der das Schützenbrauchtum gelebt wird. Während Michéle bereits beim Festzug und Parade mitläuft, seitdem ihre Beine dafür lang genug waren, ist ihr Mann Mark seit 2017 Mitglied bei den 10. Grenadieren. Die beiden haben vier Kinder und der jüngste Spross kam gerade erst im Februar zur Welt. Den Wunsch Königin zu werden hat die 35-Jährige schon lange, stellte ihn aber wegen der Familienplanung zurück. Dass die Kriminalbeamtin schießen kann, wurde am Dienstag deutlich. Mit ihr freute sich die ganze Familie. Der Schützenvorstand kann für die Parade im nächsten Jahr eine „Familienkutsche“ bestellen, damit alle gemeinsam den Höhepunkt der Amtszeit genießen können.
Presse- und Gästekönig
Aber nicht nur die neue Regimentskönigin wurde am Dienstag ermittelt. Am Vormittag hatten die Sebastianer zum Schießen auf den Gäste- und Pressevogel eingeladen. Bei bestem Schützenwetter versammelten sich rund 300 Gäste auf der Festwiese. Während der Teilnehmerkreis bei den Pressevertreter*innen sehr übersichtlich war, gab es beim Gästevogel zahlreiche Interessierte, die ihr Glück versuchten. Zuerst wurden die Pfänder für Kopf, Schweif, Flügel und Rumpf ausgeschossen, bevor die eigentliche Königsplatte aufgelegt wurde. Bereits mit dem zweiten Schuss zerlegte Wolfgang Frings, Redakteur bei der Zeitschrift Tor der Jonges, die Platte und wurde damit Presse-König.
Ebenso zügig ging es beim Gäste-König. Es hatten noch nicht alle mitbekommen, dass die Königsplatte aufgelegt war, als Oscar Bruch sie ebenfalls als zweiter Schütze putzte. Stadtdechant Frank Heidkamp legte seinem Nachfolger persönlich die Königskette um.