Kunstverein Düsseldorf: Fragmente von Personen
Es ist nicht leicht, sich als eine Art Untermieter in einem dominanten Kulturinstitut zu behaupten. Im zweiten Stock der Düsseldorfer Kunsthalle, linker Seitensaal, macht der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen seine eigene Show – und findet weniger Beachtung. Die Konzepte sind allerdings auch oft spröde, wie „A Portrait in Fragments“ mit sieben Positionen, die keinerlei Bezug zu den sinnlichen Werken aus der Mongolei in der Kunsthalle haben (siehe Bericht vom 28. Juni hier).
Zum Glück hat Dominique Gonzalez-Foerster mitgemacht und ein einsames Prachtwerk beigesteuert. Die französische Installations- und Konzeptkünstlerin, Professorin an der Düsseldorfer Akademie, weiß, wie man Räume effektiv verwandelt. Sie hat ein großes Kabinett als „Farmacias Distantes“ gestaltet, ausgedacht in den Lockdowns der Pandemie. Die Wände sind bedeckt mit Fotocollagen auf Leinen, der Boden mit einem malerischen Teppich. Man befindet sich in einer Traumszenerie, wo die „Entfernten Apotheken“ in einen Garten und eine Bar übergehen. Tiere und seltsame Gestalten, lebensgroß, erscheinen dort, Figuren aus anderen Zeiten. Eine sieht aus wie eine selbstvergessene Marilyn Monroe, eine wie Kinski in „Fitzcarraldo“. Beide Male ist es die Künstlerin selbst, in Verkleidung, verrät Direktorin Kathrin Bentele.
Story in Kisten
Leider sind die anderen Werke weniger becircend. Im Foyer hängen kleine Schwarzweißfotos des an Aids verstorbenen französischen Autors und Fotokritikers Hervé Guibert (1955-1991). Man muss schon genau hinschauen, um ihre stille Botschaft und ihre Poesie zu würdigen. Da erkennt man den Schreibtisch mit einem Manuskript, den Bücherschrank, das Abbild des ernsten jungen Mannes im Spiegel, unter einer hängenden Marionette. Ähnlich melancholisch, weniger poetisch, wirkt eine Installation aus Umzugskisten, die Patricia L. Boyd nach einer Trennung packte – und teilweise zum Objekt stilisierte. Gabeln, Daunenfedern aus einem zerstörten Bett, Fotos, Dokumente und Aperol-Flaschen machen so ihre Andeutungen. Die Geschichte dazu kennt nur die Künstlerin selbst.
Fetzen des Lebens
Ähnlich ist das bei der in New York lebenden Kanadierin Moyra Davey, deren einstündiges, mit einem schlecht verständlichen Monolog besprochenes und aus rätselhaften Fotos zusammengesetztes Video „Les Goddesses“ vielleicht von sehr geduldigen Betrachtern durchgearbeitet wird. Auch die Amerikanerin Maggie Lee arbeitet mit Fetzen aus dem eigenen Leben, weint beim Facetimen mit dem alten Vater in Asien, setzt sich Perücken auf und schlüpft für Bildcollagen in verschiedene Rollen. Irgendwo zwischen Koketterie und Traurigkeit. Interessanter sind die Werk-Proben des während der Ausstellungsvorbereitungen gestorbenen schwarzen Amerikaners „Pope.L“ (1955-2023). Er erregte Aufmerksamkeit mit Video-Performances gegen Rassismus und schuf Collagen, bei denen er schwarzen Nannys oder Kindern auf historischen Fotografien das eigene überdimensionale Gesicht aufsetzte. Politische Kunst mit Witz.
Was, wann und wo?
„A Portrait in Fragments“: Patricia L. Boyd, Moyra Davey, Dominique Gonzalez-Foerster, Hervé Guibert, Pope.L, Monica Majoli, Maggie Lee. Bis 22. September im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen in der Kunsthalle Düsseldorf, Grabbeplatz 4. Di.-So. 11 bis 18 Uhr. Eintritt: 6 Euro. www.kunstverein-duesseldorf.de