Düsseldorf: Rolle rückwärts oder vorwärts? Oper soll jetzt doch an den Wehrhahn
In der langen Diskussion um die Düsseldorfer Oper wurde am Montag (24.6.) ein neues Kapitel aufgeschlagen. Eine neue schwarz-rot-gelbe Kooperation – nein, sie hat nichts mit der Europameisterschaft zu tun – aus CDU, SPD und FDP informierte gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller über die neusten Entwicklungen bei der Standortsuche für den Neubau der Oper. Eigentlich schon aus dem Rennen und jetzt wieder großer Favorit ist das Gelände des Kaufhofs am Wehrhahn.
Durch die Pleite der Signa-Gruppe und dem Ausscheiden von René Benko ist die Stadt in Verhandlungen mit dem Insolvenzverwalter getreten und hat einen unterschriftsreifen Kaufvertrag ausgehandelt. Das Gelände gemeinsam mit Benko zu entwickeln war nie in Frage gekommen und hatte dazu geführt, dass der Standort Heinrich-Heine-Allee gewählt worden war. Doch nun als Eigentümer der Flächen von rund 9000 Quadratmetern sehen CDU, SPD und FDP viel Potential.
Deshalb wird die Verwaltung bei der Ratssitzung am Donnerstag (27.6.) die Vorlage einbringen, den Standortbeschluss für den Neubau an der Heinrich-Heine-Allee aufzuheben und stattdessen den Wehrhahn zu beschließen. Im Nicht-Öffentlichen-Teil geht es dann um den Kauf des Grundstücks, das sich über zwei Flurstücke erstreckt. Über den Kaufpreis wurde in der Pressekonferenz nicht gesprochen, aber es heißt, er könnte zwischen 100 und 200 Millionen liegen.
OB Keller und die Fraktions-Chefs Rolf Tups (CDU), Markus Raub (SPD) und Manfred Neuenhaus (FDP) sind sichtlich erfreut über die Entwicklung. So können die Bedenken der Baumschützer gegen den Bestand des Hofgartens ausgeräumt werden, die Kosten für den Interimsbau der Oper an der Messe werden eingespart und für das Grundstück am Wehrhahn werden gleich noch weitere Pläne geschmiedet. Da die Fläche deutlich größer ist, als für den Neubau der Oper vorgesehen, könnte man nicht nur den Opernfundus noch unterbringen. Auch die Clara-Schumann-Musikschule, die seit langem aus allen Nähten platzt, könnte dort einen neuen Standort bekommen. Und die Schadowstraße, die nach dem Bau der Wehrhahnlinie aufwendig wiederhergestellt wurde, würde belebt und aufgewertet.
Also Vorteile auf der ganzen Linie?
In der Pressemitteilung der Stadt steht geschrieben: „Das Projekt wurde über die Grenzen der Mehrheitskooperation im Rat von den Fraktionen begleitet, die von Anfang an im Grundsatz hinter dem Neubau des Opernhauses standen“. Auf gut deutsch – Bündnis90/Die Grünen und Die Linke, die dem Neubau kritisch gegenüber stehen, wurden in die neuen Pläne nicht mit einbezogen. Zwar begrüßen die Grünen den Kauf des Grundstücks, um die Gestaltung der Innenstadt aktiv zu beeinflussen. Doch wie der Neubau der Oper finanziert werden soll, sei weiterhin offen. Sie werfen dem Oberbürgermeister vor, dass viel Geld in die Oper gesteckt wird und dabei andere dringliche Themen auf der Strecke bleiben. Sie fordern eine mittel- und langfristige Investitionsplanung mit Priorisierung. Dazu gehöre neben der konkreten Kostenschätzung für die Oper auch die Klärung, welche weiteren Nutzungen dort geplant werden sollten, da sich das Haus ja für alle öffnen soll.
So geht es weiter
Wenn der Rat den Kauf des Grundstücks und damit den Standort für die Oper beschlossen hat, wird das Auslobungsverfahren vorbereitet. Es soll noch in diesem Jahr starten. Am ausgearbeiteten Raum- und Funktionsprogramm soll sich nichts ändern. Aber die zusätzlichen Nutzungen durch Fundus und Musikschule verändern sicherlich die Anforderungen. Die Ergebnisse werden 2025 erwartet. Am Zeitplan für den Ausführungs- und Finanzierungsbeschluss – 2028 – und die Eröffnung der Oper – 2032 – soll sich nichts ändern.
SPD drängt weiter auf ihre Forderungen
„Mit der Zustimmung zum Kauf des Wehrhahngrundstückes ist kein Blankocheck für den Bau der Oper verbunden. Trotz dieser neuen Chancen, bleibt es bei der Forderung der SPD-Fraktion, dass die Ergebnisse des Architekturwettbewerbs und vor allem die Wirtschaftlichkeitsberechnungen dem Rat zur Beschlussfassung vorgelegt werden müssen. Auch unseren Wunsch nach einer Konkretisierung des mit dem Neubau verbundenen und geforderten Öffnungskonzept der Oper halten wir aufrecht“, stellt Markus Raub klar. „Dies gilt natürlich in gleichem Maße für unsere Erwartung, dass die Versprechungen des Oberbürgermeisters im Hinblick auf die Wohnungsbauoffensive und die Schaffung von Bürger- und Kulturhäusern in den Stadtbezirken mit steigender Intensität weiterverfolgt und erfüllt werden“, so Sabrina Proschmann.