Düsseldorf: Historisch belastete Straßen erhalten neue Namen
Mit der öffentlichen Bekanntmachung im Amtsblatt und der Anbringung der neuen Straßenschilder ist die Umbenennung historisch belasteter Straßennamen in Düsseldorf offiziell.
Zehn Straßen erhalten neue Namen:
- Leutweinstraße in Auenblick,
- Petersstraße in Eisvogelweg,
- Pfitznerstraße in Clara-Schumann-Straße,
- Woermannstraße in Am Auwald,
- Lüderitzstraße in An der Kämpe,
- Wilhelm-Schmidtbonn-Straße in Erika-Mann-Straße,
- Hans-Christoph-Seebohm-Straße in Helene-Weber-Straße,
- Porschestraße in Ilna-Wunderwald-Straße,
- Wissmannstraße in Hermann-Smeets-Straße (Zuordnung Wissmannstraße 6, 8, und 10 zu Friedensplätzchen 6, 8 und 10) und
- Schlieffenstraße in Radschlägerweg.
Auch wenn die neuen Straßenschilder montiert sind, bleiben die bisherigen Schilder – mit rot durchgestrichen – noch für ein Jahr hängen.
Ein wissenschaftlicher Beirates überprüfte im Auftrag der Stadt alle Straßennamen, deren Namensgeber nach dem Jahr 1870 verstorben sind. Es ging darum festzustellen, ob die Personen auf den Gebieten Kolonialismus, Militarismus, Nationalsozialismus und Antisemitismus schwer belastet waren und daher die Ehre eine Straße nach ihnen zu benennen als nicht mehr haltbar eingestuft wurde. Auf Grundlage des Abschlussberichts beschloss der Stadtrat die Umbenennung von zehn belasteten Straßennamen sowie die Umwidmung des Münchhausenwegs. Die Heinz-Ingenstau-Straße und der Jürgensplatz, das Berufskolleg und die Jürgensstraße werden zu einem späteren Zeitpunkt umbenannt.
Während einige Straße ohne besondere Enthüllung neue Namen erhielten, wurden andere im feierlichen Rahmen umbenannt.
„Hermann-Smeets-Straße“ und „Friedensplätzchen“
Bereits im Jahr 2016 haben sich die Schüler*innen der Hulda-Pankok-Gesamtschule dafür eingesetzt die Wissmannstraße umzubenennen. Damit trafen sie bei den Bilker Heimatfreunden, den Bilker Schützen und der Mitgliedern der Bezirksvertretung auf offenen Ohren. Doch eine Umbenennung muss durch den Stadtrat beschlossen werden. In einem langatmigen Verfahren, bei dem auch die Bürger*innen einbezogen wurden, stimmte der Stadtrat am 22.02.2024 für den Vorschlag die Hausnummern 6, 8 und 10 der bisherigen Wissmannstraße dem „Friedensplätzchen“ zuzuordnen und den übrigen Teil in „Hermann-Smeets-Straße“ umzubenennen. Dabei viele die Entscheidung knapp aus, da aktuell mehr Straßen nach Frauen benannt werden. Sie waren in der Vergangenheit bei der Neubenennung von Straßen und Plätzen kaum berücksichtig worden. Die Stadt hat in ihren Systemen die Umbenennung sehr schnell umgesetzt, wie eine Anwohnerin erfahren musste. Sie wollte Mitte Mai ihren Anwohnerparkausweis für die Wissmannstraße verlängern und bekam die Information, dass es diese Straße nicht gebe.
Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf hatte am Freitag (14.6.) zur feierlichen Umbenennung der Wissmannstraße eingeladen und zahlreiche Gäste, darunter auch Familienmitglieder von Hermann Smeets, waren zum Friedensplätzchen gekommen. Toni Feldhoff von den Bilker Heimatfreunden und der Bilker-Schützenchef Ulrich Müller würdigten Smeets und berichteten aus seinem Leben.
Der Antifa Hermann Smeets
Hermann Smeets wurde am 27. Mai 1920 geboren und wuchs in Bilk auf. Seine Mutter war Düsseldorferin, sein Vater kam aus den Niederlanden. Nach einer Lehre als Drogist war er in der Chemiebranche tätig. 1942 gründete er eine Widerstandsgruppe gegen das NS-Regime, die später den Namen Antifaschistische Kampforganisation (AntifaKO) trug. Die Gruppe war an der Aktion Rheinland beteiligt, die die kampflose Übergabe Düsseldorfs an die Ameriakner erreichte. Nach Kriegsende war Hermann Smeets provisorischer Oberbürgermeister.
1951 wechselte Smeets in die Brauerei-Branche und arbeitete sich bis zum Brauereidirektor bei der Schlösser Brauerei hinauf. Er gründete den Heimatverein Bilker Heimatfreunde, deren Präsident er 30 Jahre lang bis 1981 war. Aber auch den Schützen war er zugetan und wurde zunächst Mitglied der Reserve bei den Sebastianer von 1316, bevor er sich 1953 den Bilker Schützen anschloss. Nachdem er bis 1965 bei den 1. Grenadieren Mitglied war, gründete er mit Freunden die eigene Kompanie „Bilker Heimatfreunde“.
Nicht nur von den Schützen wurde er mehrfach ausgezeichnet. Smeets ist Träger der Heinrich-Heine-Plakette, der Klinzing-Plakette, des Rheinlandtalers und des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Am 30. Dezember 1997 starb er im Alter von 87 Jahren.
“Radschlägerweg”
Auch die Schlieffenstraße in Mörsenbroich hat einen neuen Namen erhalten. Bezirksbürgermeisterin Birgit Schentek enthüllte am Donnerstag (13.6.) den neuen Straßenname Radschlägerweg. Der Name war von Anwohner*innen vorgeschlagen worden, in Anlehnung an die große Radschlägerskulptur, die auf der Grünfläche unmittelbar am neuen Radschlägerweg/Ecke Münsterstraße steht.
Straßenumbenennungen
Bezirksbürgermeister Philipp Schlee wird am Mittwoch (19.6., 11 Uhr) das Straßenschild der Ilna-Wunderwald-Straße (ehemals Porschestraße) in Flingern-Nord enthüllen.
Alle von den Straßenumbenennungen Betroffenen erhalten von der Stadt per Post Informationen zur kostenfreien und von Amts wegen ausgeführten Ummeldung ihres Wohnsitzes, ihres Kraftfahrzeuges, ihres Bewohnerparkausweises und ihres Gewerbes. Bei Unklarheiten können sich Betroffene per E-Mail an strassenbenennung@duesseldorf.de oder telefonisch an 0211-8994276 wenden. Zusätzlich stehen unterstützend die Bezirksverwaltungsstelle zur Verfügung.