Düsseldorf: Kunst im Dialog bei der Biennale „photo plus“
In einem offenen Brief an Oberbürgermeister Stephan Keller und Kulturdezernentin Miriam Koch hatten Künstler*innen, Vertreter*innen der freien Szene und Galerien Anfang März kritisiert, dass ihnen keine Möglichkeit geboten wurde, sich an der „düsseldorf photo+ – Biennale for Visual an Sonic Media“ zu beteiligen. Sie wurden kreativ und starten am Mittwoch (15.5.) – noch vor Eröffnung der düsseldorf photo+ – ihre eigenen Aktionen und Ausstellungen „Biennale photo plus“. Dazu gehört die fiftyfifty-Galerie, in der drei Ausstellungen zu sehen sind. „Lady Liberty“ heißt das Stadtraumprojekt, an dem neben KUH – Kunst und Haltung auch Ina Kromphardt, Impro97, der Künstlerverein onomato sowie zahlreiche Ladenlokale beteiligt sind. Die Aufgabe der Kunst sei es, zum gesellschaftlichen Diskurs beizutragen, betonen die Organisatoren. Ihre Alternative stehe für den Dialog.
Fiftyfifty-Galerie
Am Mittwoch (15.5.) um 18 Uhr sind Interessierte zur Vernissage in die fiftyfifty-Galerie, Jägerstraße 15, eingeladen. Noch bis Ende Juli werden dort drei Ausstellungen zum Thema „Himmel über der Straße“ zu sehen sein.
Bereits zwanzig Jahre alt, aber immer noch ein Highlight sind die Aufnahmen, die 12 fiftyfifty-Verkäufer*innen an ihren Standorten unter Anleitung von Thomas Struth gemacht haben. „Obdachlose fotografieren Passanten“ lautet der Titel und zeigt Menschen im öffentlichen Raum aus dem Blickwinkel Benachteiligter. Einige der Aufnahmen werden in der Ausstellung präsentiert, alle 78 Bilder können als Beamer-Projektion angesehen werden.
Mit verschiedenen Werken zeigen unter anderem Rosemarie Trockel, Imi Knoebel, Thomas Ruff, Andreas Gursky, Boris Mikailov, Claudia Rogge, Horst Wackerbarth, Sigmar Polke und Katharina Mayer die ihre Sicht auf Obdachlosigkeit. Von Sigmar Polkes sind vier Schwarz-weiß-Fotografien der berühmten Kölner Bettler zu sehen. Katharina Mayers steuerte großformatige Farb-Portraits obdachloser Menschen bei und Thomas Ruff ein Sternenbild. Denn so Ruff, es sei doch der Nachthimmel, den Obdachlose sehen, wenn sie draußen schlafen. Rosemarie Trockel hat ihr „French Toast“ angerichtet – einen leeren weißen Teller auf rotem Hintergrund mit dem Schriftzug „Votes for Women“ am Tellerrand – eine Erinnerung an die Forderung der britischen Sufragetten.
Ganz besonders ist die Ausstellung von Tim Berresheim. Er gilt als Pionier der digitalen Kunst, den seine Kunstwerke entstehen am Rechner. Für die Werke der Ausstellung bei fiftyfifty hat er im Alb-Donau-Kreis in Baden-Württemberg über mehr als ein Jahr eine Steinzeithöhle digital vermessen. Aus den Datensätzen kreierte er 15 fotografische Originale im Format 40 x 50 Zentimeter sowie einen mehrere Meter breiten Druck auf einer Wand der Galerie. Außerdem sind drei verschieden farbige Marmorsteingüsse des berühmten chinesischen Tors von Tim Berresheim zu sehen und wie alle Exponate zu kaufen.
Alle Arbeiten in den drei fiftyfifty-Ausstellungen wurden von den Künstler*innen gespendet. Der Verkaufserlös soll dazu dienen, eine weitere Wohnung des Projekts Housing First zu finanzieren, bei dem Obdachlosen die Chance auf eine eigene Wohnung geboten wird. In der Galerie gibt es eine Preisliste zu den Exponaten oder unter dem Namen des/r Künstler*in online hier.
Stadtraumprojekt Lady Liberty
Katharina Mayer hat mit IMPRO 97, dem Künstlerverein onomato, der fiftyfifty Galerie, KUH (Verein für Kunst und Haltung) und einigen Ladenlokalen in Flingern das Stadtraum-Projekt Lady Liberty auf die Beine gestellt. Neben den Ausstellungen sind Vorträge sowie zwei „art window walk and talk Führungen“ geplant.
Eine Übersicht zum Stadtraumprojekt finden sie hier.
Lady Liberty wird an mehreren Kunststationen umgesetzt und beinhaltet künstlerische Positionen in den Medien Fotografie, Film, Zeichnung und Installation. Dabei wurde der name bewusst gewählt, denn die weibliche Freiheitsstatue verkörpert Neuanfang, Unabhängigkeit, Befreiung und Hoffnung und strahlt internationale Kraft aus. Die Ausstellungsorte verbindet ein zum Teil langjähriger Austausch über Kunst und Gesellschaft. Beteiligte Künstler*innen sind aus Düsseldorf Horst Wackerbarth, Katharina Mayer, Gudrun Teich, Baerbel Starz, Laura Maria Görner, Anna Löbner, Carsten Reinhold Schulz, Julia von Koolwijk, Andrea Isa, Leonard Schmidt-Dominé, Eva Pehar und Martina Justus. Aus Berlin kommen Thomas Keller und Britta Winzheimer sowie Holger Thoss und Todd Weinstein aus New York City, David Adika und Hadas Satt aus Jerusalem, Anna Nwaada Weber und Annette Hiller aus Ratingen, Marcelo Alves aus Porto Alegre, Ulrika Eller- Rüter aus Wuppertal sowie Ute Barthel aus Köln .
Ausstellende Ladenlokale sind: Archefilo, Vision Eckbert, Rahmen Gaschka, Jeanne d‘Art, Stauraum, Studio Maria von der Heide, Shakiba, Tina Miyake, Ina Kromphardt, Ursbob, Christoph Wilde und Nostimo.
Den Plan mit Ausstellungsorten/Adressen finden sie hier.
Termine
Die Eröffnungen finden jeweils von 18 bis 21 Uhr statt.
Im Impro97, onomato und den Ladenlokalen am Donnerstag (16.5.) und im KUH eV. am Sonntag (19.5.).
Für Samstag (18.5.) ab 19 Uhr ist im Impro98 eine Performative Dance flow Party geplant.
Führungen
“art window walk and talk” (16 bis 18h) am Mittwoch 26.06.2024 und am Samstag 29.06.2024 von 11 bis 14 Uhr. Anmeldung per Mail an mail@katharinamayer.com