Düsseldorf Altstadt: Gedenken vor dem ehemaligen Volkshaus der Gewerkschaften an der Flinger Straße
Links ein hipper Hamburger-Laden, rechts Modeschmuck – und einige Meter in der Passage wartet ein weißes Einhorn auf einen Käufer*in: An der Flingerstraße 11 erinnerten am Donnerstag (2.5.) eine Gedenktafel am Haus und mehrere rot-weiße Kränze in den Düsseldorfer Stadtfarben an ein Verbrechen vor 91 Jahren: Am 2. Mai 1933 stürmten Schergen der Nationalsozialisten die Gewerkschaftshäuser. Die Faschisten machten den freien Gewerkschaften und etwas später auch der SPD den Gar aus. An dieses Verbrechen gegen die Demokratie erinnerten am Donnerstag Oberbürgermeister Stephan Keller, Düsseldorfs DGB-Chefin Sigrid Wolf, die Düsseldorfer SPD-Vorsitzende Zanda Martens und der Baas der Düsseldorfer Jonges, Wolfgang Rolshoven.
Material auf dem Marktplatz verbrannt
Noch einen Tag zuvor waren am 1. Mai 1933 Teile der Gewerkschaften mit den Nazis bei der damaligen Mai-Demo durch Düsseldorf gezogen. Dann zerschlugen die Nazis die Gewerkschaften. eben dem Volkshaus mit den Büros verschiedener Gewerkschaften und der großen, auch von der SPD genutzten Druckerei im Keller wurden weitere Räume von SA, SS und Düsseldorfer Polizei gestürmt. Das galt auch für die Arbeitsverwaltung. Menschen wurden von den Nazi Schergen geschlagen, misshandelt und verspottet. Alle Flugblätter, Fahnen, Bücher und Akten trugen die Nazis auf dem Marktplatz zusammen und verbrannten das Material dort. Wenig später wurden AWO Düsseldorf und SPD Düsseldorf verboten.
Bewusstes Innehalten
DGB-Geschäftsführerin Sigrid Wolf bedankte sich bei den Gästen, dass sie zu einem kurzen Gedenken an den historische Adresse gekommen waren. Das von 1907 bis 1909 erbaute Volkshaus war der Mittelpunkt der Düsseldorfer Gewerkschafts- und Arbeiterbewegung. Mit der Erstürmung dieser Adresse wollten die Nazis ein weiteres deutliches Zeichen setzen und ihren totalen Machtanspruch deutlich machen.
Sigrid Wolf: „Viele Düsseldorfer Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter überlebten die Verfolgung durch die Nationalsozialisten nicht. Ihrer zu gedenken und die heutige Demokratie zu verteidigen – das ist unsere Verantwortung.“ Oberbürgermeister Stephan Keller bekannte, dass er sich immer schwer tue mit Vergleichen zwischen der Gegenwart und der damaligen Nazidiktatur: „Ich glaube, unsere heutigen Systeme sind stabiler und besser gerüstet gegen einen Angriff von demokratiefeindlichen Kräften.“ Doch leider müssten die Bürger wieder wachsam sein. Die große Demo gegen Rechts Ende Januar und auch die Aktionen des DGB zum ersten Mai seien positive Zeichen in diese Richtung.
Nach einer Schweigeminute standen die Anwesenden noch in kleinen Gruppen zusammen und diskutierten miteinander an einem Ort, der Erinnerung und Mahnung zugleich ist.