1. Mai in Düsseldorf: Mehr als 1000 Menschen demonstrieren für höhere Löhne, mehr Freizeit und Sicherheit
Mit einem deutlich gewachsenen Selbstbewusstsein gehen die Gewerkschaften in anstehende Tarifverhandlungen. Das wurde anlässlich des 1. Mai, des Tags der Arbeit, in Düsseldorf deutlich. Der ohnehin bestehende Fachkräftemangel wird durch die Pensionierung der geburtenstarken Jahrgänge noch vergrößert. Ein Vertreter der Gewerkschaft IGBCE (Bergbau-Chemie-Energie) sagt es so: „Jahrelang konnten die Unternehmen eine Besten-Auslese betreiben. Heute finden die Firmen oftmals keine geeigneten Mitarbeitenden mehr.“
Die Kräfteverhältnisse in der Arbeitswelt werden neu justiert. Zweites Groß-Thema am Tag der Arbeit in Düsseldorf: Die Europawahl am 9. und die Landtagswahlen, bei denen die in weiten Teilen als rechtsextrem geltende AfD möglichst schlecht abschneiden soll. Mehr als 1000 Menschen sind am Mittwoch bei der Mai-Demo der Gewerkschaften zum Johannes-Rau-Platz gezogen.
Jacques Tilly schickt zwei Motivwagen gegen die AfD
Normalerweise sorgt Jacques Tilly mit seinem Team für Mottowagen im Düsseldorfer Rosenmontagszug, die dann weltweit Beachtung finden. Für den Tag der Arbeit in Düsseldorf hatte Tilly gleich zwei Motivwagen auf Anfrage des Düsseldorfer DGB ins Rennen geschickt: In der Maidemo fuhr eine Unterwasser-Szene mit.
Ein mit Symbolen der AfD gekennzeichneter, kleiner Fisch versucht es mit der Parole „Wir sind das Volk“. Dahinter aber schwimmt der eigentliche Bestimmer in der Demokratie, ein wesentlich größerer Kiemenatmer, der das Maul schon aufgerissen hat und nebenbei informiert: „Wir sind mehr.“
Appell demokratische Parteien zu wählen
Die Düsseldorfer DGB-Chefin Sigrid Wolff erinnerte an die Demo mit mehr als 100.000 Teilnehmenden, „bei der der DGB zu den Mitorganisatoren gehört hat“. Auch Düsseldorfs OB Stephan Keller war dabei – sowohl bei der Großdemo gegen Rechts im Januar als auch mit einem Grußwort bei der Maidemo auf dem Johannes-Rau-Platz. Sein Wortbeitrag mit einem Appell, bei der Europawahl am 9. Juni, demokratische Parteien zu wählen, wurde von jungen Gewerkschaften durch Pfiffe und Sprechchöre gestört. Sie zählen den Christdemokraten Keller zum Arbeitsgeberlager, das nicht für die Belange der Beschäftigten tue. Keller reagierte irritiert und verärgert auf den Affront. Sigrid Wolff forderte auf, sich gegenseitig zuzuhören.
Talkrunde statt Mairede
Anschließend wartete der DGB mit einer Neuerung auf: Anstelle einer Mai-Rede gab es Kurzinterviews mit jeweils zwei Vertreter*innen der acht Einzelgewerkschaften. Diese berichteten aus ihren Branchen und Organisationen über dränge Probleme. Da sind bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di die seit langem laufenden Tarifverhandlungen im Einzelhandel. Die Vertreterinnen der IG Metall kritisierten die hohen Strom und Energiepreise in Deutschland, die Unternehmen im internationalen Wettbewerb benachteiligten. Die IGBCE kündigte eine offensive Linie für die in ihrem Bereich anstehenden Chemietarifverhandlungen an.
Mit einer Band auf der Bühne und an rund 60 Ständen feierte der DGB anschließend ein Familienfest, bei dem in zahlreichen Gesprächen das Gehörte weiter diskutiert wurde.
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