Mit Kölner Hilfe: Die Art Düsseldorf leuchtet
Ein bisschen wurmt es uns ja schon: Die Art Düsseldorf, Kunstmesse im Areal Böhler, ist den Kölnern zu verdanken. Direktor Walter Gehlen residiert mit seinem ganzen Team in Köln, von dort aus wird alles organisiert und kommuniziert. Auch Moderator Jörg Jung betonte bei der Pressekonferenz immer wieder, dass er die Sache „als Kölner“ betrachtet. Noch dazu gehört die schicke Location am Rande von Düsseldorf inzwischen einer Kölner Investment-Gesellschaft, Jamestown. Aber, das müssen wir in rheinischer Toleranz zugeben, die Leute aus der Domstadt machen einen tollen Job. Die sechste Art Düsseldorf leuchtet.
Und sie leuchtet in vielen Farben. Die Malerei domniert, mal prächtig, mal frech. Graue Konzepte fallen kaum auf. Es wurden zwar sogenannte „Fokusthemen“ formuliert („Identities“, „Future Bodies“, „Retromania“) aber das, sagt Direktor Gehlen, diene nur „der Inspiration“. Die 105 beteiligten Galerien gestalten ihre Kojen frei, politische Korrektheiten oder die triste Weltlage werden hier nicht verhandelt. Denn, das stellten auch die Düsseldorfer Museumschefs Felix Krämer (Kunstpalast) und Susanne Gaensheimer (K20/21) fest, bei einer Messe geht es in erster Linie ums Geschäft. Zum Wohle von Künstlern und Galeristen, wovon letztendlich auch die Museen profitieren.
Wind aus Nägeln
Schon zur Preview am Donnerstag kamen viele Gäste, die nach Geld aussahen, die VIP-Lounge nutzten und die Hallen mit teurem Parfüm und Erwartung füllten. Ob die Bilanz am Ende stimmt, wird sich zeigen. Die Preisklasse ist jedenfalls gehoben. Zum Beispiel in der Koje der Düsseldorfer Galerie Ludorff, wo, flankiert von einem Frauenporträt des Starfotografen Thomas Ruff (39.000 Euro) und einer abstrakten Streifenmalerei von Katharina Grosse (190.000 Euro), eins der kraftvoll-poetischen Nagelreliefs von Günther Uecker die Kenner*innen anzog. Der „Wind“ von 2005 ist verkäuflich für 2,2 Millionen Euro.
Gucken kostet zum Glück nichts, außer den beachtlichen Eintrittspreis von 26 Euro. Man darf sich auch einfach nur an der Kunst erfreuen bei der Art Düsseldorf. Schönes breitet sich aus – wie der über zehn Meter lange, transparente Bildvorhang aus Metallschnüren von Erika Hock („Salon-Tactile“), den die Düsseldorfer Galerie Cosar auf einem Skulpturenfeld installierte. Schon aus der Ferne erkennt man in der Koje von Clara Maria Sels die unverwechselbare Bildsprache einer besonderen Düsseldorfer Künstlerin. Corina Gertz zelebriert seit langer Zeit das „Abgewandte Porträt“. Sie fotografiert in aller Welt die Rückenansichten von Frauen in traditioneller Kleidung vor schwarzem Hintergrund. Und findet immer wieder neue Überraschungen: „Ich werde damit nie fertig.“
Süßer Regen
Es gibt prächtige, farbenfrohe Trachten. Aber auch ganz strenge Ansichten wie ein schwarzes Plissee, das einzig Sichtbare vom Gewand einer sardischen Witwe. Keine der Frauen in Corina Gertz’ Serien dreht sich herum. Die Fotografien sind so faszinierend, weil sie ihr Geheimnis wahren. Das kann man von anderen Bildern nicht sagen. Bei Bernhard Knaus aus Frankfurt prangt vor rotglühendem Himmel ein riesiges Nashorn des populären Schweizer Malers Stefan à Wengen, einem Meister des Figurativen.“ Das Nashorn findet sich in einer diskreteren, schwarz-weißen Version auch im Angebot der Düsseldorfer Galerie Beck & Eggeling. Dort kommt aber das Abstrakte auch nicht zu kurz, wie die Farbkompositionen der Zero-Künstlerin Hal Busse und eine ebenso zarte wie kraftvolle Schalenskulptur des Japaners Morio Nishimura („Süßer Regen“). Für 95.000 Euro kann man sich das Werk in den eigenen Garten stellen.
Mit einem Paravent der Malerin Sophie von Hellermann (bei Sies+Höke) holt man sich tanzende Gestalten und gute Laune ins Haus: „Sweet Dreams are made of this“, singt der Titel. Die renommierte Berliner Galerie Nothelfer präsentiert hingegen abstrakten Expressionismus in Form einer wilden gestischen Malerei von Walter Stöhrer: „Gefährlich ist es für die Spielpartner, gemeinsam am Ort ihrer Erkenntnis zu verweilen“ (1981).
Leo sucht Liebhaber
Es ist eine Lust, die vielen kleinen Ausstellungen zu entdecken – auch in der zweiten Halle, wo früher kalter Stahl verarbeitet wurde. Das Feld aus Treibholz, vor der Galerie Konrad Fischer wurde 2001 von Landartist Richard Long entworfen. Etliche andere, rauere Werke sind zu sehen, darunter auch ein monumentaler Holzwürfel in Stahlgittern von Franka Hörnschemeyer („Equation“, in der Bochumer Galerie m).
Die Qualität ist hoch, beim internationalen Angebot darf bei der Art Düsseldorf noch nachgearbeitet werden. Es sind nur wenige ausländische Galerien dabei, merkt man plötzlich, als man in der Koje der italienischen A+B Gallery steht und Fabio Bariles zweiteilige Fotografie eines Felsenbogens sieht („Limestone Arch, Supramonte“). Von Karen Knorr stammt das Bild eines leibhaftigen Leoparden vor den Fresken der Villa Farnese, Caprarola. Wird sicher Liebhaber finden.
Was, wann und wo?
Die Art Düsseldorf im Areal Böhler, Hansaallee 321, ist drei Tage lang vom 12. bis 14. April für das Publikum geöffnet. Fr. 12 bis 19 Uhr, Sa. 11 bis 19 Uhr, So. 11 bis 18 Uhr. Haltestelle U76 Lörick. Parkplätze auf dem Gelände. Eintritt: 26 Euro (ermäßigt 21 Euro für Schüler, Studierende, Rentner etc.). Kinder bis 11 Jahre frei. Die Tickets können nur online gekauft werden. www.art-dus.de