Wohnbauoffensive in Düsseldorf braucht Zeit
Wenn man den Worten von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und Planungs- und Wohnbaudezernentin Cornelia Zuschke glaubt, läuft die Wohnungsbauoffensive in Düsseldorf wie geplant. Weitere Förderprogramme sollen Investitionen in den Wohnungsbau ankurbeln, berichteten beide in einer Pressekonferenz am Freitag (22.3.). Doch wer kurzfristige Aktivitäten erwartet, wird enttäuscht. Denn bevor irgendwo der erste Spatenstich erfolgt, braucht es Zeit.
Keller und Zuschke beschrieben gute Fortschritte bei der Wohnungsbauoffensive und kündigten neue Impulse gegen die Stagnation im Wohnungsbau an. Es soll einen städtischen Anschub mit unterstützenden Förderprogrammen geben. Die städtische Wohnungsbauförderung und attraktive Konzeptvergaben sollen in Verbindung mit günstigen und verlässlichen Erbbaurechtsbedingungen verknüpft werden. Bis Sommer soll die Stadtverwaltung Programme dazu ausarbeiten, die der Rat dann beschließen kann.
“Bei allen Fortschritten, die wir machen, zeigt uns eine Situationsanalyse, dass sowohl Zinsen als auch Baukosten weiterhin steigen und damit ein starker Rückgang der Bautätigkeit verbunden ist. Viele Entwicklerinnen und Entwickler, Investoren und Gesellschaften sind weiter zurückhaltend und Bebauungsplanverfahren gehen nur schleppend voran. Diesen erschwerten Marktbedingungen müssen wir entgegenwirken. Ein städtischer Anschub mit unterstützenden Förderprogrammen ist in meinen Augen das geeignetste und effektivste Mittel, um den Wohnungsmarkt positiv zu beeinflussen und den Wohnungsbau voranzubringen”, betonte Oberbürgermeister Keller.
Ende 2023 hatte der Rat die Wohnungsbauoffensive beschlossen. Cornelia Zuschke betont: “Die Entwicklungen aller in der Wohnungsbauoffensive 2023 genannten Flächen sind im Zeitplan. Konkret bedeutet dies, dass Entwicklungen in Form von qualitätssichernden Verfahren, Einleitung von Bauleitplanungen und Verhandlungen mit privaten Unternehmen begonnen haben, zum anderen aber auch, dass Flächen, die in der Betrachtung und Bearbeitung zu einem negativen Entwicklungsergebnis geführt haben, aussortiert wurden, um all unsere Kräfte auf das Machbare zu konzentrieren”.
Im Sachstandsbericht zur Umsetzung der Wohnungsbauoffensive wurde zu jeder Fläche eine Aktivierungsstrategie mit projektbezogenen Aktionen vorgelegt. Auf der Fläche südlich Oberlöricker Straße wurde beispielsweise das Wettbewerbsverfahren gestartet, das im Juli 2024 endet. Anschließend kann die Bauleitplanung beginnen sowie das Bodenmanagement mit zahlreichen Einzeleigentümern verhandelt werden. Die Fläche Am Mühlenberg in Heerdt wurde von der Liste genommen. Die Analyse ergab, dass das Aufwand-Nutzen-Verhältnis wegen der Altlasten- und Altablagerungsthematik zu schlecht ist.
Potenzialflächenkataster
Weiter wird an der Erstellung eines Katasters der potentiellen Flächen gearbeitet. Damit soll ein strategisches Instrument zur Verfügung stehen, mit dem die Potenziale auf Baurecht, Erschließung, Flächenstruktur und Eigentümerverhältnisse erfasst werden. Zu den einigen festgestellten Flächen werden nun erste Akquise- und Ansprachestrategien entwickelt.
Einen Impuls für Investitionen aus der Wohnungswirtschaft sollen Darlehen und festgelegte Startmieten für den Neubau von Mietwohnungen setzen. Außerdem soll Familien die Möglichkeit des Eigentumserwerbs geboten werden. Zielgruppe sind dabei mittlere Einkommensgruppen. Die Maßnahmen sollen die schwierigen Randbedingungen kompensieren und Investitionen wieder ankurbeln. Im Rahmen von Konzeptvergaben sind angepasste Erbbauzinsen und günstige Laufzeiten sowie verlässliche Bedingungen im Erbbaurechtsverlauf geplant.
Die Konzepte und Planungen sind zeitintensiv, bis die ersten daraus entstehende Wohnungen bezugsfertig sind, wird es noch dauern. Individuelle Strategien seien erforderlich, um die verschiedenen Projekte der Adler-Gruppe weiterzuführen, wo es alleine um rund 5000 Wohneinheiten geht. Die Flächen haben verschiedene Planungsstände, noch keins in in der Umsetzung. Es geht dabei um „Upper Nord“ in Düsseltal, Grafental Ost, Grand Central, Ernst-Poensgen-Allee, das Glasmacherviertel und das Quartier südlich der Hildener Straße.
Weitere Informationen zur Wohnungsbauoffensive finden sie hier
SPD kritisiert das Tempo
Nicht zufrieden mit dem Fortschritt im Wohnungsbau ist die SPD. Sie hatte im Juni 2023 – im Gegenzug für die Zustimmung zum Opernneubau – mit dem OB vereinbart, bis zum Jahr 2030 8000 neue Wohnungen zu schaffen. Diese sollten je zur Hälfte auf privaten und städtischen Flächen entstehen, wobei der Wohnraum auf den städtischen Flächen zu 100 Prozent als bezahlbarer Wohnraum auch für Bau- und Wohngruppen, Senioren-, Azubi- und Studierendenwohnheime und Kindertagesstätten realisiert werden sollte. Bis Ende 2023 hatte Keller ein Kataster zugesagt, welche Flächen Potential für Wohnungsbau haben. Parallel sollte die Stadt stärker als bisher Flächen ankaufen, um dort Wohnraum zu errichten.
Die SPD hatte mit Keller die Bebauung von zehn brachliegenden Grundstücken vereinbart. Die Co-Vorsitzende der SPD-Ratsfraktion Sabrina Proschmann betont: „Er hat uns konkrete Zusagen für die Schaffung von Wohnraum gemacht, die bis Ende 2023 hätten erfüllt werden sollen. Dies ist bis heute nicht erfolgt.“ Dazu gehörte der Start für ein Qualitätssicherndes Verfahren für die Bergische Kaserne, feste Abmachungen mit den Wohnungsbaugenossenschaften für den Tetelberg sowie die Vorlage der Ergebnisse zu Untersuchungen am Sodener Weg und Mühlenberg. „Der Oberbürgermeister hat auch versprochen, bei brachliegenden Flächen, wie beispielsweise beim Glasmacherviertel, deutlich offensiver vorzugehen – dazu haben wir ihn schließlich auch per Ratsbeschluss gebunden. Dennoch ist nicht ersichtlich, dass die Stadt ihre Mittel zügig und konsequent einsetzt. Bisher hat er leider seine Versprechen aus der Wohnungsbauoffensive auch in dieser Hinsicht nicht eingehalten,“ kritisiert Proschmann.