Düsseldorf: Bündnis für bezahlbaren Wohnraum deckt weiteren Fall von gewissenlosem Investor auf
Aktualisierung: Lodde Immobilien hat es bis zum 13.3.2024 nicht für nötig befunden, auf die gestellten Fragen zu den hohen Nebenkosten und der Menge an vorliegenden Fällen beim Mieterverein zu antworten. Keine Antwort ist auch eine Antwort!
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Lange hat Mieter Andreas gedacht, nur er habe Probleme mit dem neuen Eigentümer seiner Mietwohnung in einem Mehrfamilienhaus an der Bankstraße. Denn seitdem das Haus im Jahr 2022 verkauft wurde, kamen mehrfach Schreiben über angebliche Außenstände, die beglichen werden sollten. Versehen waren sie mit dem Hinweis, dass die Nichtzahlung Konsequenzen auf den Fortbestand des Mietvertrags haben würde. Angeblich EDV-Fehler, die sich aber wiederholten. Ein beschädigte Haustür und andere Schäden wurden nicht oder nur sehr verzögert behoben. Als Andreas Kontakt zum Bündnis für bezahlbaren Wohnraum bekam, wurde ihm klar, dass er nicht alleine ist. Denn es hat den Anschein, als habe das Unternehmen Lodde ein eigenes System mit Mietern umzugehen.
Auf Facebook postete Frederik Lodde im Sommer 2021: „Hey, mein Name ist Frederic Lodde, Geschäftsführer und Inhaber der Lodde Immobiliengruppe. Mit meiner Firma möchte ich das Ruhrgebiet und unseren Kernmarkt Düsseldorf weiterentwickeln und dazu beitragen, dass es weiterhin eine Region von besonderer Lebensqualität bleibt. Deswegen arbeite ich stets daran neue Objekte in unser Portfolio aufzunehmen und daran unsere Bestandsobjekte zu renovieren, damit sie uns noch lange erhalten bleiben. Es ist eine Investition, die sich immer lohnen wird“. Auf der Webseite des Unternehmens ist zu lesen: „Da wir bei der Entwicklung unserer Portfolien verschiedene Strategien verfolgen, kommen auch stark sanierungsbedürftige Objekte aller Baujahre für uns in Betracht.“
Dass sich die Investitionen für das Unternehmen „immer lohnen werden“ könnte daran liegen, dass man stark sanierungsbedürftige Immobilien kauf, möglichst die Mieter loswird, saniert und dann als Eigentumswohnung weiterverkauft oder zu deutlich teureren Mieten anbietet. Bei Bestandsmietern wird oft versucht, die Miete mit Hinweis auf den gültigen Mietspiegel zu erhöhen, weil die Wohnung angeblich in einer „guten Wohnlage“ liege, was eine Erhöhung rechtfertige. Dagegen haben Mieter bereits erfolgreich geklagt und vor Gericht Recht bekommen.
Wie das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum ermittelt hat, wird nach diesem System in rund 25 Mehrfamilienhäusern in Düsseldorf verfahren.
Für Mieter Andreas ist klar, für Lodde sind Mieter nur eine Ware, keine Menschen. Vor dem Haus Fürstenwall 196 haben sich am Mittwoch (6.3.) rund ein Dutzend Menschen versammelt, die alle Mieter von Lodde sind und ähnliche Erfahrungen haben. Der ehemalige Eigentümer des Hauses, der 2019 an Lodde verkauft hat, berichtet, er habe immer noch nicht den vollen Kaufpreis erhalten. Er hat Strafantrag gegen Frederic Lodde unter anderem wegen Betrug und arglistiger Täuschung gestellt.
Eine junge Ukrainerin erzählt, sie sei vor zwei Jahren froh gewesen, eine Wohnung mieten zu können und habe sich deshalb darauf eingelassen, den Vertrag zu unterschreiben und die Kaution zu zahlen, bevor sie die Wohnung gesehen hat. Da in ihrem Fall das Jobcenter die Garantie für die Miete übernimmt, wollte sie die Kaution zurück, was erst nach einigem hin und her erstattet wurde. Nun ist die Wohnung voller Schimmel und angeblich seien die Mieter daran schuld.
In vielen Nebenkostenabrechnung fällt auf, dass sich die Nebenkosten insbesondere für Hausmeisterkosten und Treppenhausreinigung vervielfacht haben – teilweise um 300 Prozent – , seitdem Lodde Eigentümer ist. Das Bündnis sieht einen klaren Zusammenhang der Fälle, denn überall ist der zuständige Dienstleister die Lodde Beteiligungs GmbH & Co.KG, deren Geschäftsführer Frederic Lodde ist, und die Rechnungen an die Lodde Immobilien GmbH stellt.
Ddorf-aktuell hat bei Lodde um Stellungsnahme, insbesondere zu den Nebenkosten, gebeten. Bis Freitag (8.3.) kam keine Antwort, auch nicht von dem Anwalt, der die Anfragen anderen Journalisten beantwortet hatte. Darin war die Rede von einem “hohen Betreuungsstandard” und dass “das Wohl der Mieter im Vordergrund stehe”.
Dies widerspricht nicht nur den Schilderungen ihrer Mieter, sondern auch den zahlreichen Fällen, die beim Mieterverein Düsseldorf bearbeitet werden. Fast 100 Mieter*innen haben sich an den Mieterverein gewandt und lassen sich dort rechtlich beraten.
Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum fordert ein Handeln der Politik, um die Mieter*innen vor solchen Eigentümern zu schützen. Leider sieht die Stadt Düsseldorf es als individuelles Problem der Mieter an. So ist die Stadt auch nicht bereit bei übersteigerten oder Wucher-Mieten aktiv zu werden. Das Umwandeln von Miet- in Eigentumswohnungen könnte unterbunden werden, wenn die NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) das Baulandmobilisierungsgesetz des Bundes in NRW als Rechtsverordnung in Kraft treten lassen würde. Danach muss, wer Mietwohnungen zu Eigentum machen will – auch einzelne in Mehrfamilienhäusern –, eine Genehmigung der Stadt einholen. Das wäre ein wirksames Instrument Immobilienspekulationen einen Riegel vorzuschieben, doch Scharrenbach verweigert dies.
Alle Mieter*innen, die das Gefühl haben, Probleme mit einem neuen Eigentümer ähneln den oben beschrieben Fällen, können Kontakt zum Bündnis für bezahlbaren Wohnraum aufnehmen und sich vernetzen. Wenn öffentlich wird, welche Systeme einige Eigentümer praktizieren, ist allen geholfen. Weitere Informationen gibt es hier.