Galerien in Düsseldorf: Malerei der Gefühle
Es geht auch um Geld, ganz klar. Galeristen verkaufen nun einmal die wertvolle Ware Kunst. Wie Makler zwischen Atelier und Salon. Ohne zahlende Kunden gäbe es die Branche nicht. Aber die meisten Galerien in der Kulturstadt Düsseldorf sind mehr als Kaufmannsläden der gehobenen Art. Sie haben den Ehrgeiz, kuratierte Ausstellungen für ein kunstinteressiertes Publikum zu präsentieren, auf eigene Art, anders als in subventionierten Museen. In loser Folge werden wir bei Ddorf-aktuell auf besondere Aktivitäten in privaten Galerien aufmerksam machen.
Galerie Kellermann: „Beyond Landscape“
Auch, wer die Stadt liebt, trägt immer eine kleine Sehnsucht nach Natur in sich. Der Mensch braucht die Landschaft für sein Seelenheil. Im 250. Geburtsjahr des großen deutschen Romantikers Caspar David Friedrich schwärmen alle für den „Wanderer über den Nebelmeer“. Nach romantischen Bewegungen in der heutigen Kunst fragen die Galeristen Bärbel und Matthias Kellermann in ihrer Frühjahrsschau „Beyond Landscape“, über die Landschaft hinaus.
Er lebt am platten Niederrhein, aber ihn inspirieren die Berge und Flüsse des deutschen Südens, wo er studiert hat und immer wieder gerne mit dem Zeichenstift wandern geht: Xianwei Zhu, geboren 1971, chinesischer Künstler mit Lehrstuhl an der Dortmunder TU, träumt die Landschaften dann weiter im Atelier, hört Zen-Flötenmusik, denkt dabei auch an Friedrich und an alte chinesische Tuschmalereien. Das genaue Abbild lässt er wieder verschwinden, unter breiten Pinselstrichen, als sei ein Nebel über die Erinnerung gezogen. Man steht da vor diesen wunderschönen Bildern, erkennt schemenhaft Gipfel, Bäume und Gewässer und spürt den Geist der Natur.
Einen wilderen Zauber hat die Malerei von Sonja Kalb, die abstrakt arbeitet, aber ihre Farben und Gefühle aus der Natur holt. Mit expressiver Geste lässt sie das leuchtende Grün des Tropenwaldes wachsen („Tropical Forest“). Auf ihrer geheimen Insel („Secret Island“) scheinen sich Blütenpink und Himmelsblau in einem Wasser zu spiegeln, ein blaurotes Leuchten kommt aus einem inneren Grönland („Greenland“), und zu schwebenden Formen werden „Mountains and Sea“.
Nicht zu verwechseln ist hingegen der „Sonnenaufgang“, den Christoph Pöggeler, Lehrer, Künstler und Schöpfer der beliebten Düsseldorfer „Säulenheiligen“, auf das Holz einer Transportkiste gemalt hat. Alle Maserungen und Macken des Untergrunds blieben erhalten, „FRAGILE“, zerbrechlich war die Fracht, und so ist auch die Idylle. Pöggeler macht das deutlich mit dem Bild eines zerborstenen Baumstamms und mit einem Wald, in dem ein Panzer zwischen den Bäumen steht.
Troner Galerie: Dominik Sartor
Sehr seltsam sind die Wesen auf den Bildern des Kölner Malers Dominik Sartor. Sie trotzen den Zumutungen der Gegenwart durch Witz und Poesie. „I wasn’t the one to know“, ich war nicht derjenige, der es wusste, heißt die Schau nach einem Bild, auf dem ein langes dünnes Tierwesen einem Geschöpf mit vier krakenartigen Beinchen sehr freundlich einen Geschenkkorb überreicht. Nein, das ist nicht zu erklären. Es spielt in einer zart gemalten, surrealen Welt, wo eine große Schattengestalt das Tor öffnet für eine Reihe von Tieren und Typen aus verklebten Farbklumpen. „Keine Sorge, wir gehen vorüber“, verspricht der Titel.
Sartor, erzählt die Galeristin und Art Consulterin Anna Maria Troner, benutzt auch Plastikteilchen und Abfallfetzen vom Boden, um sie collagenhaft in seine Malerei einzubinden. Das hat, so ein Titel, „Verworrenheit und Größe“, ganz wie die wuselige Menge von Wesen, die sich auf einem monumentalen Format drängen. Kurator Wilko Austermann fühlt sich an die Masken des James Ensor erinnert. Aber Sartor, Absolvent der Düsseldorfer Akademie, ist ein Kind unserer Zeit. Er ergänzt die künstlerische Kleinarbeit der vielschichtigen Ölmalerei mit neuer digitaler Kunst. Wer seine App herunterlädt, wird erleben, wie sich abstrakte Formen, die still an der Wand hängen, auf dem Bildschirm in Figuren verwandeln – und tanzen.
Beck & Eggeling: „Colour turns me on“
Ganz ohne das figürliche Abbild kommen die Künstlerinnen aus, die von der renommierten Galerie Beck & Eggeling präsentiert werden. Das heißt, die Farbschwünge, die Sylke von Gaza auf die Leinwand schichtet, erinnern entfernt an Vorhänge, die sich niemals öffnen. Nur Ahnungen liegen dahinter wie tiefere Farbschichten. Tatsächlich ist die gebürtige Hamburgerin besonders beeinflusst von der italienischen Renaissance-Malerei mit ihren verhüllenden Gewändern.
Die Kraft in den Bildern von Ulrike Arnold kommt direkt aus der Natur. Die Düsseldorferin malt mit Erde, Sand, Steinen und den betörenden Farben der Erde, die sie auf weiten Reisen in Wüsten, Felsgebirgen, Höhlen, Steppen sammelt und meist schon vor Ort mit Binder auf Leinwand verarbeitet. „Wie schafft das diese Frau?“ fragt sich nicht nur Galerist Michael Beck. „Ich versuche“, sagt sie, „das Denken auszuschalten und mich dem Ort hinzugeben“. Äthetisch arrangiert wurden die Bilder der beiden Kolleginnen mit Werken der Italienerin Rossella Vasta und der verstorbenen Zero-Künstlerin Hal Busse.
Was, wann und wo?
Galerie Kellermann: „Beyond Landscape“, Xianwei Zhu, Christoph Pöggeler, Sonja Kalb. Heinrich-Heine-Allee 12. Bis 6. April 2024, Di.-Fr. 11 bis 13 und 15 bis 18.30 Uhr, Sa. 11 bis 16 Uhr. www.galerie-kellermann.de
Troner Galerie und Kunstberatung: Dominik Sartor, „I wasn’t the one to know“. Bis 14. April 2024, Altestadt 10, Di.-Fr. 10 bis 18 Uhr. www.troner.com
Beck & Eggeling: „Colour turns me on“, Ulrike Arnold, Hal Busse, Sylke von Gaza, Rossella Vasta. Verlängert bis 13. April, Bilker Str. 4-6, Di.-Fr. 10 bis 13 und 14 bis 18.30 Uhr. Sa. 11 bis 16 Uhr. www.beck-eggeling.de