Zahl der Obdachlosen in Düsseldorf gestiegen
In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober 2023 zwischen 22:30 und 1 Uhr waren rund 90 Zähler*innen in Düsseldorf unterwegs und erfassten die Zahl der obdachlosen Menschen. 437 Personen wurden bei der Übernachtung im Freien gezählt, 292 waren zu dieser Zeit in Notschlafstellen, Krankenhäusern oder auch Polizeigewahrsam. Zusammengefasst 729 Obdachlose in Düsseldorf, womit sich ihre Zahl gegenüber der Zählung im Jahr 2021 um fast 60 Prozent gesteigert hat.
Noch größer wird die Zahl, wenn man Menschen hinzunimmt, die wohnungslos sind. Denn viele übernachten bei Freunden oder sind Couch-Surfer, weil sie nicht in Notunterkünfte oder auf die Straße möchten. Dafür haben die Träger der Wohnungslosenhilfe bei den verschiedenen Organisationen ermittelt, wie viele Postadressen Menschen ohne festen Wohnsitz beispielsweise bei fiftyfifty angelegt haben. Diese Zahl liegt bei 2.053. Die Postadresse ist wichtig, damit der Kontakt mit den Ämtern für Hilfeleistungen wie Bürgergeld, Krankenkasse etc. funktioniert.
Zunehmende Verelendung
Bei der Vorstellung der Zahlen am Mittwoch (6.6.) berichtete Streetworker Marvin Wirringa von aXept!, dass eine zunehmende Verelendung bei den Obdachlosen festzustellen sei. Die Suchtproblematik, insbesondere mit Crack, nehme zu. Um dem zu begegnen hat die Stadt Düsseldorf am 4. März ein Modellprojekt in der ehemaligen Flüchtlingsunterkunft an der Moskauer Straße gestartet. Dort sollen Menschen, die aufgrund ihrer Sucht bisher von anderen Angeboten ausgeschlossen waren, ein niederschwelliges Angebot für Unterkunft sowie soziale und medizinische Betreuung erhalten. Die Tatsache, dass bereits nach drei Tagen 30 Menschen dort aufgenommen wurden, zeigt die Notwendigkeit eines solchen Angebots.
Auch die franzfreunde gehen ab Sommer neue Wege und bieten an der Notschlafstelle Graf-Adolf-Straße 73 einen Tagesaufenthalt an. Normalerweise müssen die Obdachlosen morgens das Haus verlassen und können erst am frühen Abend wieder hinein. Mit dem Tagesaufenthalt ist es dann für die Sozialarbeiter und Streetworker einfacher, mit den Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen Hilfe und Angebote zu unterbreiten.
Wohnungsnot betrifft Obdachlose besonders
Johannes Böttgerbach von der Caritas betont, dass das größte Problem in Düsseldorf der angespannte Wohnungsmarkt sei. Denn bereits für Menschen mit festem Einkommen sei es schwierig eine bezahlbare Wohnung zu mieten. Obdachlose haben in diesem angespannten Markt überhaupt keine Chance, dabei würden sich viele eine eigene Wohnung Wünschen. Fiftyfifty versucht mit ihrem Projekt „Housing First“ dem zu begegnen, indem Vermieter gezielt Obdachlosen eine Chance geben. Da parallel eine Sozialbetreuung stattfindet, versucht man so den Menschen den Weg in ein selbstständiges Leben zu ermöglichen.
Die Träger des Düsseldorfer Hilfesystems fordern von der Stadt den Ausbau des Streetworks sowie Unterstützung im Bereich der medizinischen Hilfe und Pflege. „Die Zunahme der Verelendung auf der Straße muss aufgehalten werden“, formulieren die Organisationen. Langfristig helfe nur die Stärkung des sozialen Wohnungsbaus, damit auch obdachlose Menschen eine Perspektive erhielten.
Angebote für Obdachlose in Düsseldorf
fiftyfifty: Streetwork, Straßenmagazin, Housing First
aXept!: Streetwork
Diakonie: Notschlafstelle und Café für Frauen Ariadne, Tagesstätten café pur, Shelter, Beratungsstelle und Café Horizont, stationäre Hilfen, ambulant betreutes Wohnen, Beschäftigungsförderungsprojekte
Caritas: stationäre Hilfen, ambulant betreutes Wohnen, Fachberatungsstelle Wohnungslosenhilfe
franzfreunde: Notschlafstellen Graf-Adolf-Straße, Harkortstraße und Kaiserswerther Straße, stationäre Hilfen, ambulant betreutes Wohnen, Beschäftigungshilfe
SKM: stationäre Hilfen, ambulant betreutes Wohnen, Cash & Raus