Düsseldorf: „NUB“ – Projekt „Niederschwellige Unterbringung und Beratung“ startet
In der städtischen Unterkunft an der Moskauer Straße, in der bis vor kurzem noch 100 Geflüchtete untergebracht waren, startet ab Montag (4.3.) ein Projekt für Obdachlose. Die 78 Zimmer sollen aber keine Alternative für die Obdachlosen sein, die bisher in den Notschlafstellen übernachtet haben. Zielgruppe sind die Menschen, die beispielsweise ehemals in der Baugrube des Grand Central lebten. Sie sind vielfach drogensüchtig und in so schlechter Allgemeinverfassung, dass andere Übernachtungsstellen sie ablehnen. Düsseldorf wagt damit ein Projekt denen zu helfen, die wirklich ganz unten angekommen sind.
Streetworker aller Organisationen wie fiftyfifty, axept! und andere werden gezielt Menschen ansprechen und in die Unterkunft bringen. Dort erwartet ein Einzelzimmer, medizinische Versorgung und Beratung. Oliver Ongaro von fiftyfifty betont: „Der Bedarf ist groß, die Menschen übernachten aktuell zum Teil unter der Brücke. Wichtig ist, den Menschen niederschwellig Angebote zu machen, damit sie beispielsweise medizinisch versorgt werden und einen Pass oder Bürgergeld beantragen können. Es ist eine Chance an die Menschen heranzukommen und Vertrauen aufzubauen“. Fiftyfifty unterstützt das Projekt, indem sie rund 50.000 Euro bereitstellen, um den erforderlichen Einsatz der Drogenhilfe mit 23 Wochenstunden zu finanzieren. Ermöglicht wurde dies durch die Künstlerin Sabine Moritz, die Werke zur Verfügung stellte, die zweckgebunden verkauft wurden.
Die Diakonie stellt eine Stelle, die sich fünf Personen teilen und übernimmt die Projektkoordination. Im Einsatz sind außerdem das Gesundheitsamt, der Sozialdienst care24, Sicherheitspersonal und die Streetworker der verschiedenen Organisationen.
“Die Schaffung dieser Unterkunft in der Nähe zum Worringer Platz zeigt das Engagement der Stadt, Lösungen für diejenigen zu finden, die am dringendsten unsere Hilfe benötigen. Das Modellprojekt ist bereits im Vorfeld zur Eröffnung auf breite Zustimmung in den politischen Gremien sowie unter den Trägern der Obdachlosenhilfe gestoßen. Nun wird die Umsetzung zeigen, wie das Angebot in der Szene angenommen wird”, sagt Miriam Koch, Beigeordnete für Kultur und Integration.
Der Fokus liegt auf Einzelunterbringung, wobei auch einige Paarzimmer eingerichtet werden. Zwar gibt es 78 Zimmer in der Unterkunft, aber zum Start wird man mit einer Belegung bis zehn Personen starten, um Erfahrungen zu sammeln und gegebenenfalls auf neue Anforderungen zu reagieren. Da die Zielgruppe zum Teil in sehr schlechter medizinischer Verfassung ist, soll ihnen das Angebot eine Basis-Erstversorgung bieten und anschließend eine Weitervermittlung in das bestehende Hilfesystem ermöglichen.
Mit dem Projekt startet die Stadt Düsseldorf deutschlandweit ein neues Konzept, was von Seiten des Streetworks und der Drogenhilfe begrüßt und unterstützt wird. Der Einzug der ersten Bewohner*innen beginnt am Montag. Die Umsetzung des Projekts wird von den zuständigen Dezernaten und Ämtern sowie wissenschaftliche durch die Hochschule Düsseldorf begleitet.
Bereits zum Projektstart steht die Stadt allerdings vor einer neuen Herausforderung, denn bereits im Herbst/Winter soll die Unterkunft abgebaut werden, da die Arbeiten für den Neubau des technischen Rathauses beginnen. Dann ist eine neue Unterkunft für „NUB“ erforderlich, die gewonnenen Erkenntnisse sollen in die Suche einfließen.