Düsseldorf: Bundesweiter Schlag gegen Cyberkriminelle
Rund 500 Beamte der Polizei waren am Donnerstagabend (29.2.) allein in Nordrhein-Westfalen im Einsatz, um eine große illegale deutschsprachige Handelsplattform im Internet stillzulegen und die Hintermänner zu verhaften. Die Razzia war das Ergebnis langjähriger Ermittlungen gegen eine frei zugängliche Webseite, auf der Drogen, Waffen aber auch illegale Dienstleistungen wie Geldwäsche, Anleitungen zu Cybercrime-Straftaten und Auftragstaten gehandelt wurden. Die Düsseldorfer Polizeipräsidentin Miriam Brauns betonte am Freitag bei einer Pressekonferenz: „Nicht nur, dass die Seite frei zugänglich war und nicht wie andere nur über das Darknet, auch die Vielzahl von Jugendlichen Nutzern hat mich erstaunt“.
Erste Hinweise auf die Seite erreichen die Düsseldorf Polizei im Jahr 2020. Seitdem ermittelt sie unter Sachleitung der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) in Köln. Über die Razzia berichtete Staatsanwalt Dr. Christoph Hebbecker (ZAC NRW) und der Polizeiführer des Einsatzes in Nordrhein-Westfalen, Kriminaldirektor Michael Graf von Moltke.
Die Ermittlungen richteten sich gegen die deutschsprachige Online-Handelsplattform “Crimemarket”, auf der 181.731 Nutzer registriert waren. Zeitgleich wurden am Donnerstagabend 36 Objekte in NRW und 66 in anderen Bundesländern durchsucht sowie Server in Island und den Niederlanden beschlagnahmt. In NRW wurden drei Personen festgenommen, darunter der 23-jährige Hauptbeschuldigte aus Korschenbroich. Er war einer der Administratoren und wird der Geldwäsche verdächtigt. Drei weitere Festnahmen gab es in anderen Bundesländern. Die Polizei stellte zahlreiche Beweismittel wie Mobiltelefone, IT-Geräte und Datenträger sowie in 21 Fällen Betäubungsmittel wie Marihuana und Ecstasy-Tabletten sicher. Es wurden insgesamt knapp 600.000 Euro in Bargeld und beweglichen Vermögenswerten gepfändet.
Die Domainadresse wurde durch die Polizei beschlagnahmt, was den Nutzern bei Aufruf der Seite mitgeteilt wird. Über 5 Millionen private Nachrichten und 1,2 Millionen Nachrichten in Foren sind nun Teil der Ermittlungen. Da auch Kundenlisten gesichert wurden, müssen auch die Personen mit Strafverfolgung rechnen, die Käufe auf der Seite getätigt haben. Sie konnten unter einem umfangreichen Sortiment an Waffen und Drogen wählen, bekamen aber auch Anleitungen – beispielsweise wie man mit geklauten Kreditkartendaten oder Paypals Geld verdienen kann. Unter „Real Crime“ gab es neben Informationen zu Straftaten auch die Möglichkeit diese als Dienstleistung zu beauftragen. Bezahlt wurde meist in Kryptowährung.
Mit der Razzia beginnt nun bei der Polizei die umfangreiche Analyse der Daten, die nicht alleine im Polizeipräsidium Düsseldorf passiert, sondern auch an andere Polizeibehörden weitergeleitet werden. Für die Staatsanwaltschaften eine riesige Aufgabe. Aber die Botschaft der Ermittler ist deutlich „Wer glaubt, dass das Internet ein rechtsfreier Raum ist, der ist auf dem Holzweg. Regeln gelten online wie offline“.
Da sich unter den Nutzer*innen von „crimemarket“ auch zahlreiche Kinder und Jugendlich befinden, weist die Polizei Düsseldorf auf ihre Broschüre “Mein Kind ist Cyberkrimineller” hin.
>> hier aufrufbar: Information für Eltern straffälliger Kinder
Sie ist ein Hilfsangebot für Eltern, deren Kinder straffällig geworden sind. Damit ist der Rat verbunden, das Thema offen anzusprechen und nicht erst abzuwarten, bis die Polizei klingelt. Denn die Auswertung der gesicherten Daten, Dokumente und Beweismittel dauert an und bezieht sich auf Händler und Kunden.