Düsseldorf Itter: Ein junger Veedelszoch schaut 100 Jahre zurück
Schiefertafel, Kreide und Knickerbocker-Hosen, Schlägermützen und aufgeschminkte Kaiserbärtchen – „Wie et wohr vor 100 Jahr“ zeigten rund 600 Jecken am Samstag im Veedelszoch Itter – dem 32., laut aktueller Geschichtsschreibung. Dabei hatten die Itteraner eine durchaus moderne Zeitmaschine an den Start gebracht.
Mit nur einem Verbrenner-motorisierten Zugfahrzeug, aber 20 Fußgruppen, die durch zahlreiche Lastenräder und Bollerwagen unterstützt wurden, ging es bei mildem Frühlingswetter auf die gut einstündige Rundkurs durch den kleinen, besonders bei jungen Familien beliebten Stadtteil.
Kinder im und am Zug
Das junge Durchschnittsalter war sowohl im Zug als auch am Rand der Zugstrecke zu sehen. In kaum einem anderen Stadtteil machen sich so viele Kinder auf den Weg, um das Helau-Rufen zu trainieren – und nebenbei kiloweise Kamelle einzusammeln – die in Düsseldorf eigentlich Balkes heißen. Aber wer will an so einem Samstag schon kleinlich sein.
Ganz vorn tanzte und trommelte „Ganza abSurdo“, komplett in Grün und Blau gewandte Samba-Perkussionistinnen, die auch dem letzten verkaterten Zuschauer die Hüftsteife aus den Rippen vertrieben. Zum ersten Mal in Downtown Itter beim Karnevalszug auf den Straßen: das Fanfarencorps Wersten mit viel Rhythmus im Blut.
Kitas, Schützen, Bürgerinitiative
Ob Schützenkompanien aus Itter, die Närrischen Frauen aus Himmelgeist, die Messdiener der Katholischen Gemeinde Rheinbogen, der Familienkreis Holthausen: Alle rüttelten mit ihren Helau-Rufen am Stadtteil. Traditionell ist auch die „KG Hafenalarm“ Teil der Straßenkarnevals in Itter – seit vielen Jahren kämpfen die Mitglieder der Bürgerinitiative dagegen, dass der Reisholzer Rheinhafen in ein Containerterminal umgewandelt und der Lastwagenverkehr dadurch vervielfacht werden. An diesem Samstag standen einige Brummis auf der guten Seite der Macht. Schwere Lastwagen der Firma Gerken sorgten dafür, dass das gallische Dorf für die Zeit des Karnevalsumzuges vom Durchgangsverkehr verschont blieb. Sicher ist Sicher.
Entlang des großen Zugweges hatten sich zahlreiche Freundeskreise und Hausgemeinschaften eingerichtet – mit Schnittchen, Altbier und weiteren Getränken wurde ein toller Karnevalsnachmittag in Itter daraus. Wer den ganzen Zugweg mitmachte, wurde am Ende auf dem Schützenplatz von den Schützen erwartet und mit dem Nötigsten versorgt. An den Heimweg dachte deshalb im Düsseldorfer Süden so rasch niemand.
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