Düsseldorf Unterrath: Stele zum Gedenken an NS-Opfer enthüllt
Lange Zeit war das Schicksal von Lieselotte Wevers ungeklärt. Sie wurde am 15. April 1931 in Düsseldorf mit Down-Syndrom geboren und starb 1943 im Rahmen der Massenmorde an psychisch Erkrankten und Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen der Nazis. Gemeinsam mit der Mahn- und Gedenkstätte hat ihre Nichte Jutta Wevers das kurze Leben ihrer Tante erforscht. Da es kein individuelles Grab gibt, wurde nun am Josefsheim in Unterrath eine Gedenkstele für sie enthüllt.
Lieselotte wuchs zunächst bei ihren Eltern in Hösel bei Ratingen auf und kam später in das damalige St. Josefs-Heim in Unterrath. Im Rahmen der Euthanasie wurde das Mädchen im September 1943 in die “Anstalt Kalmenhof” im hessischen Idstein verlegt. Hier starb sie am 22. September 1943 im Alter von zwölf Jahren. Jahrzehntelang wurde innerhalb der Kernfamilie nicht über das Schicksal von Lieselotte gesprochen. In den Jahren 2022/2023 konnte mit Hilfe der Mahn- und Gedenkstätte und dem Stadtarchiv Ratingen herausgefunden werden, wann und wo sie starb. Dabei unterstützte ihre Nichte, Jutta Wevers, die inzwischen viel zum kurzen Leben ihrer Tante geforscht hat.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Die entsetzliche und bewegende Geschichte von Lieselotte Wevers ist uns Mahnung, derartiges Unrecht nie wieder zuzulassen. Wir können die Verbrechen nicht ungeschehen machen. Aber wir können an die Opfer erinnern. Die heute enthüllte Gedenkstelle ist daher auch eine Erinnerung an alle Düsseldorfer Opfer des Nationalsozialismus. Wenn sich Feindinnen und Feinde der Demokratie sammeln und über die Verschleppung und Vertreibung von Menschen debattieren, müssen wir alle zusammenstehen. Wir sagen deutlich und mit Nachdruck: Nein! Es darf, es wird kein zweites Mal geben.”
Hintergrund
Während des Nazi-Zeit wurden viele Patient*innen der großen Pflegeanstalten, wie etwa in Grafenberg, oder der kleineren, konfessionell geführten Häuser und Heime vom Euthanasie-Erlass bedroht. Tausende Düsseldorfer*innen wurden ab 1934 zwangssterilisiert. Menschen mit Behinderungen erfasste und begutachtete man, bis Ärzte entschieden, welches Leben angeblich “unwert” sei. Diese psychisch Erkrankten, Depressiven, Menschen mit affektiven oder kognitiven Störungen, mit Lernschwächen, mit geistigen Behinderungen aller Art, mit körperlichen Missbildungen oder unheilbaren neurologischen Erkrankungen transportierte sammelte man in Anstalten und ermordete sie. Am Schluss wurden dort selbst demenziell erkrankten Senior*innen die Nahrung entzogen, sodass sie verhungerten.