Erfolgsmodell Housing First in Düsseldorf
Der Verein fiftyfifty, der Obdachlose auf der Straße unterstützt und betreut, setzt auf das Projekt „Housing First“, um Obdachlose langfristig von der Straße zu holen. Das Prinzip ist eigentlich einfach: Zuerst ein Zuhause für die Menschen finden, danach die individuellen Probleme angehen und so den ehemals Obdachlosen die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben geben. Durch großzügige Spenden aus der Kunstszene konnte fiftyfifty zahlreiche Wohnungen finanzieren und sie an Obdachlose vermitteln. Doch der Bedarf ist wesentlich größer. Deshalb wurde im Herbst 2021 der Verein „Housing First Düsseldorf“ gegründet. Ziel ist es, Wohnungsbesitzer zu motivieren an Obdachlose zu vermieten oder Investoren zu gewinnen, die eine Wohnung kaufen und diese dann jemanden von der Straße gegen Mietzahlung zur Verfügung stellen. Mit Erfolg, denn am Freitag (19.1.) wurde die 50. Wohnung des Projekts mit Bewohner Volker vorgestellt.
Der 54-jährige Volker war drogenabhängig und nahm Anfang 2023 Kontakt mit fiftyfifty auf. Er hatte bei den Franzfreunden eine Unterkunft, die aber das Konzept „Wohnen auf Probe“ verfolgen, bei dem es keine eigenen Mietverträge für die Betroffenen gibt und keine finanzielle Unabhängigkeit. Nach einer Entgiftung hatte er Glück und konnte in eine Wohnung des Projekts Housing First einziehen. Das machte Volker Mut, er ist jetzt clean, erhält Methadon und hat sich zum Ziel gesetzt als Streetworker anderen zu zeigen, dass es eine Alternative zum Leben auf der Straße gibt. Betreut wird er weiterhin von Sozialarbeitern, denn natürlich lösen sich nicht alle Probleme mit der eigenen Wohnung. Volker betont, wie wichtig es für ihn war, einen eigenen Mietvertrag zu bekommen und damit neu starten zu können.
So wie Volker sind mehreren Dutzend Menschen bereits Wohnungen vermittelt worden. Sie arbeiten alle an einer Rückkehr in ein geregeltes Leben. Dabei hilft in vielen Fällen auch das Umfeld. Denn die Housing-First-Wohnungen sind in der Regel kleine Wohnungen in Mehrfamilienhäusern mit einer gemischten Nachbarschaft.
Bei der Vorstellung der 50. Wohnung waren auch Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller und die Dezernentin für Kultur und Integration, Miriam Koch, anwesend. Keller ist seit zwei Jahren Schirmherr des Projekts und lobte den Erfolg. Nach erfolgreichem Einzug werden die Bewohner von Sozialarbeiter*innen betreut. Zuerst im Rahmen einer zweijährigen Erprobungsphase und nun dauerhaft finanziert die Stadt dafür dauerhaft drei Stellen.
Housing First-Vorstandsmitglied Hubert Ostendorf freut sich über die gute Kooperation mit der Stadt: “50 Wohnungen innerhalb dieser kurzer Zeit sind ein Riesenerfolg. Wir stehen aber immer noch am Anfang unserer Arbeit und hoffen darauf, weitere Unterstützerinnen und Unterstützer für unser großartiges Projekt erreichen zu können. Ebenso freuen wir uns über das Vertrauen der Landeshauptstadt in unsere wichtige Arbeit.” Denn das Verhältnis zum Oberbürgermeister und Miriam Koch war nicht immer so gut, seitens fiftyfifty hat man sich lange deutlich mehr Engagement von der Stadt gewünscht. Doch das liegt in der Vergangenheit und man zieht nun an einem Strang. Housing-First ist mittlerweile als eine Säule bei der Betreuung von Obdachlosen etabliert.
Aber klar ist auch, es werden noch deutlich mehr Wohnungen gebraucht. Viele Wohnungen in Düsseldorf sind in Privatbesitz, daher sollen im Rahmen des Projekts neben Wohnungsbaugesellschaften diese Immobilienbesitzer motiviert werden, sich mit Hilfe des Vereins für die Bekämpfung der Obdachlosigkeit in Düsseldorf zu engagieren. Es sind keine hochpreisige Mieteinnahmen zu erwarten, aber erste Erfahrungen zeigen, dass eine Rendite möglich ist. Es gibt auch die Möglichkeit einen Probewohnvertrag mit der Stadt Düsseldorf abzuschließen, die dann als Mieter auftritt und die Wohnung an Obdachlose vermittelt. Für die Vermieter bleibt zu Zusicherung, dass sich Sozialarbeiter*innen um die Mieter kümmern und bei Problemen als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Weitere Infos über den Verein finden sie hier