Düsseldorf Oberbilk: Neben dem Gesundheitsamt wäre Platz für Obdachlose und Suchtkranke
SPD-Ratsherr Martin Volkenrath hat ein Bermuda-Dreieck im Rathaus entdeckt: Die Baudezernentin schiebt das Thema zur Ordnungsdezernentin, die erwartungsvoll zum Rechts- und Gesundheitsdezernenten blickt. „Eigentlich müsste in einem solchen Fall Oberbürgermeister Stephan Keller eingreifen. Doch den scheint das Thema am allerwenigsten zu interessieren. Wir sind heute hier, weil sich in der Sache überhaupt nichts bewegt hat“, schimpft Volkenrath und macht am Dienstag (16.1.) Platte. SPD, Linke und die Partei-Klima servieren in Kooperation mit fifftyfiffty zwei Dutzend Menschen einen Brunch mit heißen Kaffee. Hier, auf einer Freifläche direkt neben dem Gesundheitsamt wäre Platz für alle, für die anderswo in der Stadt kein Platz ist.
Schnelle Pseudo-Erfolge
Nicht am Immermannhof, nicht auf dem Worringer Platz, nicht in der Grand Central Baugrube. Überall dort wurden und werden Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße vertrieben. Hinterher wirft sich immer irgendeine Führungskraft in Positur und brüstet sich damit, aufgeräumt zu haben. Wer sich als Streetworker, Ordnungsamtler oder Polizist in Düsseldorf seit längerem mit Obdachlosen, Trinkern, Drogensüchtigen beschäftigt weiß: Das sind keine Erfolge, denn die Menschen bleiben und haben ein Recht darauf, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten.
Ideale Fläche
„Deshalb drängen wir so darauf, dass diese Fläche hier genutzt werden kann“, erläutert Volkenrath. Und Oliver Ongaro von fifftyfiffty sagt: Man könne die Zufahrt für den Streetworker schaffen. Vielleicht ein Dach. Sitzplätze wie bei diesem Aktions-Brunch. Und dann müsse man in der Szene vom Treff erzählen und gerade am Anfang zurückhaltend sein: „Wer bei der kleinsten Kleinigkeit hart durchgreift, sorgt dafür, dass Menschen den Treffpunkt nicht annehmen.“
Als Ende August 2023 schon einmal auf die Freifläche neben dem Gesundheitsamt aufmerksam gemacht wurde, reagierte die Stadt beinahe panisch – erzählen die Organisatoren des Brunchs: „Man behauptete, dass hier die Erweiterung des Gesundheitsamtes gebaut werde“, berichtete Volkenrath. Nur: In den städtischen Haushaltsentwürfen für die nächsten Jahre ist von solch einem Projekt weit und breit keine Spur. Der SPD-Mann geht davon aus, dass in den nächsten vier, fünf Jahren auf der Brache nichts passiert. Warum dort kein Pop up-Treffpunkt entstehen soll, ist ihm ein Rätsel.
Das Schweigen der Dezernentin
Und weil Ordnungsdezernentin Britta Zur beharrlich schweige, habe die SPD eine Anfrage in den Ordnungs- und Verkehrsausschuss eingebracht (17.1., 16 Uhr, Ratssaal). Spätestens dann müsse sich die Dezernentin äußern: „Bislang versteht sie Prävention auf der Straße so, dass ein Bus vom Ordnungsamt auf dem Worringer Platz vorfährt und sich sechs Mann in Uniform neben der dort stattfindenden Sozialberatung postieren.“ Die sei dadurch rasch beendet gewesen.